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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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verwirrter als vorher. Was ich in meinem Kopf fand, waren Bruchstücke, Fragmente der Nacht, Erinnerungen an etwas, das passiert war – und genau das war das Ganze für mich: einfach etwas, das passiert war.
    »Morgen, Pete«, sagte Mum fröhlich, als sie in die Küche kam. »War’s schön gestern auf der Kirmes?«
    Ich schaute hoch und lächelte sie müde an.
    »Gott, Junge«, sagte sie, »du siehst ja
schlimm
aus. Was ist passiert? Ist dir schlecht oder was?«
    Ich hatte keine rechte Lust, alles noch mal zu erklären, andererseits wusste ich, dass ich unmöglich damit durchkommen würde, ihr nichts zu erzählen, deshalb versuchte ich einen Mittelweg. Ich erzählte ihr von Stella, also davon, dass Dad zurückbeordert worden war, weil Stellas Eltern sie als vermisst gemeldet hatten, und ich erklärte ihr, dass ich Dad |165| gebeten hatte, er solle mal wegen Raymond nachschauen, weil wir auf der Kirmes getrennt worden seien und ich ihn danach nicht mehr hätte finden können. Doch ich verriet ihr nicht, wie sehr ich in Sorge war, und von dem Kaninchen sagte ich auch nichts.
    Sie hatte natürlich trotzdem jede Menge Fragen: Wieso war Stella auf der Kirmes? Hast du sie gesehen? Ist mit Raymond alles in Ordnung? Doch es gelang mir, sie mit ein paar vor mich hin gemurmelten Antworten abzuwimmeln, und danach sagte ich, dass ich wirklich müde sei und mich nicht so gut fühle, weshalb es vielleicht am besten wäre, wenn ich mich erst mal eine Weile ins Bett legte.
    Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie wusste, was ich tat – ich spürte es an der Art, wie sie mich ansah und langsam mit dem Kopf nickte –, aber sie sagte nichts. Sie schaute mich nur noch einmal mit so einem wissenden Blick an, nickte wieder und fing dann an Tee zu machen.
    »Soll ich dir eine Tasse raufbringen?«, fragte sie.
    »Nein, alles okay, danke. Ich will nur einfach ein bisschen schlafen.«
    »Gut... dann ab mit dir.«
    Ich sah sie einen Moment an und fühlte mich schon wieder irgendwie schuldig, dann ging ich in mein Zimmer, zog mein Handy aus der Tasche und hämmerte die Festnetznummer von Eric und Nic in die Tastatur.

    »Ja?«
    »Eric?«
    »Ja, wer ist dran?«
    »Ich bin’s, Pete.«
    |166| »Ach so, ja... hi, Pete. Wie geht’s?«
    Seine Stimme klang merkwürdig, ein bisschen atemlos und nervös, als ob er gerade bei etwas erwischt worden wäre, was er nicht tun durfte.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte ich ihn.
    »Ja... ja, mir geht’s gut...«
    Er klang überhaupt nicht, als ob es ihm gut ginge.
    Ich fragte: »Raymond ist nicht zufällig bei euch, oder?«
    »Raymond? Nein... wieso sollte er hier sein?«
    »Nur so... ich versuche ihn bloß zu finden, das ist alles. Er ist gestern Nacht nicht nach Hause gekommen. Du hast ihn auch nicht gesehen, oder?«
    »Nein, nach der Kirmes nicht. Er war noch mit Pauly und mir zusammen, als wir dort ankamen, aber dann ist er irgendwie auf und davon... ich hab ihn den ganzen Abend nicht mehr gesehen.«
    »Und du hast ihn auch nicht mit Stella zusammen gesehen?«
    »Mit Stella?«
    »Ja...«
    »Stella Ross?«
    »Ja, Raymond war –«
    »Ich hab Stella nicht gesehen«, sagte Eric abwehrend. »Wieso meinst du, dass er sie getroffen hat? Und was hat
sie
überhaupt damit zu tun?«
    »Nichts. Ich hab nur gesagt –«
    »Hast
du
sie gesehen?«
    »Nur kurz.«
    »Wann?«
    »Keine Ahnung... gegen halb elf oder so, vielleicht war es auch elf.« Ich schwieg einen Moment und merkte plötzlich, |167| dass ich vielleicht nicht über Stella reden sollte. Ich meine, wenn sie
tatsächlich
vermisst wurde, wenn ihr
wirklich
etwas passiert war...
    »Pete?«, fragte Eric. »Bist du noch –?«
    »Ist Nicole da?«, fragte ich.
    »Nicole?«
    »Ja.«
    »Äh, nein... nein, die ist nicht da.«
    »Weißt du, wo sie ist?«
    »Ich? Nein... die hab ich zum letzten Mal gesehen, als ich weg bin aus der Hütte. Ist sie nicht bei dir?«
    »Nein.«
    »Ach so, verstehe... ich dachte, ihr beiden wärt jetzt vielleicht zusammen oder so.«
    »Nein«, sagte ich, »wir sind nicht zusammen. Ich wollte sie nur fragen, ob sie Raymond gesehen hat, das ist alles.«
    »Tja... also, wie gesagt, sie ist noch nicht wieder da. Sie wird wohl die Nacht irgendwo anders verbracht haben. Ich meine, gegen drei Uhr oder so war ich zurück und da war sie nicht hier –«
    »Wie bitte?«
    »Was?«
    »Du bist gegen drei nach Hause gekommen?«
    »Ja, so um den Dreh. Ehrlich gesagt, ich war ziemlich neben der Spur.« Er lachte und versuchte zu klingen wie ein

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