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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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das ist alles unangenehm für dich –«
    »Schon gut«, sagte Dad schroff. »Kein Problem. Lass es uns hinter uns bringen, ja?«
    Bis wir uns alle gesetzt hatten – ich auf dem Sofa, Kesey im Sessel neben mir und Dad in einem anderen Sessel am Fenster –, war Mum schon mit zwei Tassen Kaffee zurück. Die eine reichte sie Dad, die andere Kesey, dann wandte sie sich um und ging wortlos hinaus.
    »Okay, Pete«, sagte Kesey und trank einen Schluck. »Es geht hier einfach nur darum, mit dir durchzusprechen, was |212| am Samstagabend passiert ist, okay?« Er stellte die Tasse ab und schlug sein Notizbuch auf. »Das hier ist keine offizielle Befragung und du stehst auch nicht unter Verdacht oder sonst was, wir machen nur ein paar Vorabermittlungen, wir müssen ein paar Details klären. Ist das okay?«
    »Ja.«
    »Gut... Dann wollen wir mal. Also, ich denke, du weißt, dass Raymond Daggett von seinen Eltern als vermisst gemeldet wurde, und soweit ich von deinem Dad erfahren habe, könntest du der Letzte gewesen sein, der ihn gesehen hat. Stimmt das?«
    »Ja.«
    »Und das war am Samstagabend auf dem Kirmesplatz?«
    »Ja... also eigentlich war es schon Sonntagmorgen.«
    »Okay, Sonntagmorgen. Und Raymond und du, ihr seid zusammen zur Kirmes gegangen?«
    »Mehr oder weniger...«
    »Was meinst du mit
mehr oder weniger

    Ich versuchte zu tun, was Dad mir gesagt hatte. Ich
versuchte
, Kesey die Wahrheit zu sagen, und anfangs machte mir das auch keine Probleme. Ich sagte ihm geradeheraus, dass ich eine von Dads Weinflaschen hatte mitgehen lassen und dass Raymond auch etwas Alkoholisches bei seinen Eltern abgestaubt hatte. Dann erzählte ich ihm, wie wir uns mit den andern in der Hütte getroffen hatten, und ich erklärte, wo die Hütte lag und wer die anderen waren. Ich gab auch zu, dass wir alle getrunken hatten (das Dope ließ ich weg) und dass ich mit Nicole in der Hütte blieb, als die andern zur Kirmes aufbrachen...«
    »Warte mal eine Sekunde«, sagte Kesey an diesem Punkt. »Du bist mit Nicole in der Hütte geblieben?«
    |213| »Ja...«
    »Was hat Raymond gemacht?«
    »Er ist mit Eric und Pauly zusammen zur Kirmes gegangen.«
    »Gut... und du bliebst mit Nicole da?«
    »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Keine Ahnung... zwanzig Minuten vielleicht, so was um den Dreh.«
    Ich sah, wie Kesey Dad einen Blick zuwarf, dann wandte er sich wieder mir zu. »Warum seid ihr dageblieben?«
    »Nic wollte mit mir reden«, erläuterte ich. »Allein.«
    Kesey sagte nichts, sondern sah mich nur an.
    »Wir waren mal ziemlich enge Freunde«, erklärte ich und versuchte dabei nicht rot zu werden. »Ich meine, wir haben früher, als wir noch klein waren, viel zusammen rumgehangen und darüber wollte sie einfach noch mal reden, verstehen Sie... über die alten Zeiten.«
    »Klar«, sagte Kesey. »Und das war alles? Ihr habt nur über die alten Zeiten geredet?«
    Ich spürte, wie mich plötzlich irgendetwas zurückhielt, so eine Art... keine Ahnung. Vielleicht eine Art inneres Warnsignal. Es ist schwer zu beschreiben, aber es war, als gäbe es etwas in mir – ein beharrliches Flüstern im Kopf –, das mir sagte, sei vorsichtig, sag nicht zu viel... du musst ihm ja nicht
alles
erzählen. Ich verstand das nicht richtig, aber ich hatte schon mal den Fehler gemacht,
nicht
auf Dinge zu hören, die ich nicht verstand, und ich hatte nicht vor, den gleichen Fehler noch einmal zu machen.
    »Pete?«, fragte Kesey. »Alles in Ordnung?«
    »Ja... Entschuldigung, ich hab nur...«
    |214| »Nur was?«
    »Nichts.« Ich lächelte ihn abwesend an. »Entschuldigung, ich hab vergessen, was ich sagen wollte.«
    »Du hast mir von Nicole erzählt«, sagte er geduldig. »Erinnerst du dich? Du warst mit ihr in der Hütte und ihr habt über die ›alten Zeiten‹ geredet.«
    »Ach so, ja...«
    »Über nichts sonst?«
    »Zum Beispiel?«
    Er lächelte mich verständnisvoll an. »Komm schon, Pete, du weißt genau, wovon ich rede – du und Nicole allein in der Hütte... ihr hattet beide ein paar Drinks intus...«
    »Wir haben bloß rumgeredet«, sagte ich lässig und hielt seinem Blick stand. »Das war alles. Es ist nichts passiert.«
    »Okay«, sagte er und sein Lächeln verschwand ganz schnell. »Und wieso ist Nicole dann am Ende allein auf die Kirmes gegangen?«
    Ich zögerte. »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bin nicht blöde, Pete«, sagte er müde. »Ich hab den Filmclip gesehen, den sie die ganze Zeit in den Nachrichten zeigen, den Clip mit Stella auf der Kirmes. Das ist

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