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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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»Ja, ich glaube, das reicht fürs Erste.« Er schloss sein Notizbuch und steckte es ein. »Kann sein, dass wir noch mal mit dir sprechen müssen, Pete«, erklärte er mir. »Klar, wenn Raymond und Stella wieder auftauchen, und ich hoffe, das werden sie, dann war das alles. Aber wenn wir sie nicht bald finden, dann brauchen wir eine schriftliche Aussage von dir und wir werden dir wahrscheinlich noch weitere Fragen stellen müssen. Okay?«
    Ich nickte.
    Er sah mich an, mit einem Blick voller unbeantworteter Fragen, und ich bin sicher, er wollte gerade ansetzen, noch etwas zu sagen, doch Dad ließ ihm keine Chance.
    »Ja, gut, vielen Dank, John«, sagte er, stand auf und durchquerte das Zimmer. »Und danke auch, dass ich dabeibleiben durfte, ich weiß das zu schätzen.«
    |222| Kesey lächelte ihn an. »Kein Problem, Jeff. Danke, dass du es mir so leicht gemacht hast.«
    »Fährst du jetzt wieder aufs Revier?«
    »Nicht sofort... ich muss erst noch ein paar andere Leute befragen.«
    »Klar.«
    »Was ist mit dir?«, fragte Kesey.
    Dad zuckte die Schultern. »Bin um sechs heute Abend wieder im Dienst. Papierkram erledigen, Berichte schreiben, du weißt... lauter Sachen, die mich von dem Fall fernhalten.«
    »Warum nimmst du nicht einfach Urlaub?«
    »Ich brauche das Geld. Es gibt keine Überstunden, wenn du Urlaub machst.«
    »Stimmt...«
    Sie redeten weiter, während Dad Kesey aus dem Zimmer führte, und es klang durchaus freundlich, doch ich wusste, es war ihnen ein bisschen peinlich. Es musste schwer sein für die beiden: für Dad, der zurücktreten und Kesey den Fall überlassen musste, und für Kesey, der bei dem Sohn seines besten Freundes hartnäckig sein musste...
    Es war eine unangenehme Situation.
    Und ich war mir ziemlich sicher, dass es nicht besser werden würde.

    Dad sagte nicht viel zu mir, nachdem Kesey weg war. Ich wusste, er wollte mit mir reden, aber ich glaube, er fand, es war erst mal genug für mich. Und auch er wirkte erschöpft, förmlich zum Umfallen müde.
    »Ich seh mal zu, dass ich ein paar Stunden Schlaf bekomme«, erklärte er mir. »Wenn das okay für dich ist.«
    |223| »Ja, gut.«
    »Und ich denke, du solltest auch lieber versuchen, noch ein bisschen zu schlafen«, ergänzte er. »Du siehst ganz schön fertig aus.«
    »Okay.«
    »Ich weck dich gegen Mittag und dann reden wir.«
    »In Ordnung.«
    Er sah mich an und versuchte sich zu konzentrieren, sich zu erinnern, was er noch sagen wollte... doch der Gedanke war weg. Was immer es gewesen war, er kam nicht mehr drauf. Er legte mir seine Hand auf die Schulter und drückte sie leicht.
    »Dann bis in ein paar Stunden«, sagte er.
    Ich nickte. »Bis dann, Dad.«
    Ich sah ihn erschöpft aus dem Zimmer schlurfen und hörte, wie er die Treppe hinaufging. Ich hörte ihn die Tür zum Schlafzimmer öffnen und dann leise schließen und hörte schwach das Gemurmel, als er mit Mum sprach. Ich konnte nicht verstehen, was sie redeten, aber mit Sicherheit sprachen sie über mich.

    Ich ging nach oben in mein Zimmer, laut genug, dass Mum und Dad mich auch hörten, dann schlich ich auf Zehenspitzen wieder nach unten, drückte mich durch die hintere Tür aus dem Haus, holte mein Fahrrad aus dem Gartenschuppen und schob es leise ums Haus auf die Straße.

|224| Fünfzehn
    D ie Greenwell-Siedlung ist ein Labyrinth aus öden Straßen und granitgrauen Häusern, die alle gleich aussehen. Sie ist ein Ort, wo Siebenjährige mit Steinen auf vorbeifahrende Autos zielen und Zwölfjährige die Straßen fest im Griff haben. Sie ist ein Ort, wo Hunde keine Haustiere sind, sondern Waffen, und Katzen dazu da sind, getötet zu werden. Sie ist ein Ort, an dem jeder jeden kennt und alle wissen, ob du dort wohnst oder nicht. Und wenn du nicht dort wohnst oder niemanden dort kennst, solltest du dich besser nicht allzu lange in der Siedlung rumtreiben.
    Die gepflasterten Wege waren fast menschenleer, als ich ins Zentrum der Siedlung strampelte, aber das hieß nicht, dass keiner da war. Es bedeutete nur, dass ich niemanden sah. Ich konnte allerdings spüren, wie ich beobachtet wurde, während ich weiter durch die abweisende graue Hitze fuhr – vorbei an heruntergekommenen Spielplätzen, Wegen voller Hundekacke, ausgebrannten Autos, Straßen, die nirgendwo hinführten...
    Die Sonne knallte vom Himmel.
    Die Siedlung strahlte Kälte aus.
    Die unsichtbaren Augen waren überall.
    Pauly Gilpins Haus war ein graues Rauputzgebäude am |225| Ende einer Straße mit lauter grauen

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