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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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dann endlich hob er den Blick, schaute über meine Schulter hinweg und wandte seine Aufmerksamkeit den Greenwell-Jungs hinter mir zu. »Okay«, erklärte er ihnen mit einem Nicken, »ihr könnt jetzt verschwinden. Wartet an der Ecke auf mich.«
    »Wie lange brauchst du?«, fragte einer von ihnen.
    Campbell warf ihm einen Blick zu. »Wartet einfach auf mich.«
    Ich hörte ein leichtes Murren, scharrende Füße, die sich in Bewegung setzten, dann das Geräusch von Schritten, als sie sich umdrehten und über das Brachfeld zurückgingen. Während Campbell ihnen hinterhersah, überlegte ich, wie sie wohl reagieren würden, wenn ich mich umdrehte und ihnen zurief:
Hey, wartet, bleibt da... lasst mich nicht mit ihm allein ...
    |244| Aber es war zu spät.
    Sie waren schon weg.
    Und ich
war
mit ihm allein.
    Und er sah mich an, als ob er tun und lassen könnte, was er wollte.
    Und das gefiel mir überhaupt nicht.
    »Du hast doch nicht vor, Dummheiten zu machen, oder?«, sagte er.
    »Nein.«
    »Gut.« Er lächelte. »Denn ich will dir nicht wehtun, ich will nur mit dir reden. Du musst bloß deine Klappe halten und zuhören, dann ist alles okay, kapiert?«
    »Ja.«
    »Das ist nicht so schwer, oder?«
    »Nein.«
    »Gut.« Er deutete mit dem Kopf zu einem Stapel alter Ziegelsteine neben dem Gasturm. »Setz dich da hin.«
    Ich ging hinüber und setzte mich.
    Als Campbell kam und sich neben mich setzte, wusste ich nicht, ob er sich bewusst so dicht bei mir niederließ oder ob es etwas war, das er tat, ohne nachzudenken, eine Art Instinkt der knallharten Typen: Nimm dem andern seinen Platz und schüchtere ihn damit ein. Was auch immer der Grund war, jedenfalls rückte ich ein Stück von ihm ab, doch fast im selben Moment legte er seinen Arm um meinen Hals und zog mich wieder zu sich heran.
    »Wo willst du hin?«, fragte er, den Arm anspannend.
    »Nirgendwohin«, murmelte ich fast keuchend. »Ich wollte es mir, du weißt schon... ich wollte es mir nur ein bisschen bequem machen...«
    Er löste den Griff und legte mir seinen Arm um die Schulter. |245| »So besser?«
    Ich konnte nichts antworten.
    Er grinste mich an. »Sitzt du jetzt
bequem

    Ich hatte noch nie im Leben unbequemer gesessen, doch ich nickte trotzdem.
    »Gut«, sagte er. »Jetzt hör zu... hörst du mir zu?«
    »Ja.«
    »Gut... ich erzähl dir jetzt, was du tun wirst, klar? Du wirst aufhören, deine Nase in Dinge zu stecken, die dich nichts angehen. Du wirst vergessen, was du auf der Kirmes gesehen hast. Und du wirst keine Fragen mehr stellen. Hast du verstanden?«
    »Nein...«
    Er seufzte. »Angeblich bist du doch ein kluges Kerlchen.«
    »Ich weiß nicht, was du meinst.«
    »Das ist doch nicht
schwer
, verdammt noch mal. Du hast nichts gesehen, du weißt nichts und du
willst
nichts wissen. Welchen Teil davon verstehst du nicht?«
    »Ich hab Pauly doch nur nach Raymond gefragt –«
    »Nach wem?«
    »Nach Raymond... Raymond Daggett.«
    »Fuck, wer ist Raymond Daggett?«
    »Er war vorgestern Abend mit mir zusammen, erinnerst du dich... Samstagabend auf dem Drecksweg –«
    »Der Spasti?«
    »Raymond ist kein –«
    »Fuck
Raymond
«, sagte Campbell wütend und packte wieder meinen Hals. »Ich scheiß auf deinen
Raymond
... hier geht es einen Kack um
Raymond
. Hier geht es darum, dass ich dir sage, halt deine scheiß Nase raus, hast du kapiert?«
    |246| »Sonst passiert
was
?«, hörte ich mich sagen.
    Danach herrschte für den Bruchteil einer Sekunde Schweigen, gerade lange genug, um in mir die Frage aufkommen zu lassen, ob ich wohl etwas
noch Dümmeres
hätte sagen können. Dann spannte sich plötzlich sein Arm um meinen Hals, Campbell beugte sich zur Seite und riss meinen Kopf gewaltsam nach unten. Als ich fiel, flogen meine Beine in die Luft und ich landete halb sitzend, halb liegend auf dem Ziegelsteinstapel, den einen Arm unter der Brust eingeklemmt, mit dem andern am Boden tastend, auf der Suche nach etwas zum Festhalten, während mein Kopf zwischen Campbells Beine gedrückt wurde.
    Es war lächerlich.
    Ich hatte panische Angst.
    Aber es war trotzdem lächerlich.
    Ich bekam kaum Luft, mein Kopf platzte vor Schmerz, doch selbst als Campbell den Griff verstärkte und meine Kehle so fest zusammendrückte, dass ich glaubte, er würde mir den Hals brechen... selbst da war ich mir noch schwach bewusst, dass mein Kopf zwischen seine Beine gedrückt wurde, und es fühlte sich irgendwie
gar
nicht in Ordnung an. Es war mir richtig peinlich. Weiß der Himmel, warum. Ich

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