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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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schwache
Tschopptschopp
eines kreisenden Hubschraubers wahr, doch das Einzige, was ich wirklich hörte, war mein wummerndes Herz in der Brust, als ich mich durch die Menge schob und |251| unter dem Absperrband durchkroch.
    Sie haben Raymond gefunden
, dachte ich.
O Gott, sie haben Raymond gefunden
...
    »Hey«, rief der Polizist und kam auf mich zugeeilt. »Hey, du!«
    Ich ignorierte ihn und ging weiter. Die Schranke zum Fluss stand offen, gesichert mit Absperrband, und zwei von der Spurensicherung in ihren Schutzanzügen und Überschuhen gingen langsam den Wegrand ab. Als ich mich näherte, holte mich der Polizist ein, packte mich am Arm und zog mich zurück.
    »Los«, sagte er barsch. »Raus hier.«
    Ich wollte ihn wegstoßen, aber er war ziemlich groß, und als ich versuchte mich loszureißen, drehte er mir den Arm auf den Rücken und stieß mich zu einem der Polizeiwagen.
    »Warten Sie«, sagte ich, »eine Sekunde –«
    »Klappe.«
    »Nein, Sie verstehen nicht –«
    »Mike!«, brüllte er einem seiner uniformierten Kollegen zu. »Sorg dafür, dass der Junge hier verschwindet, okay?«
    Und dann sah ich Dad. Er kam aus der Richtung unseres Hauses die Straße hoch, seine Augen registrierten alles, und als er sah, wie ich von dem großen Beamten herumgeschubst wurde, begann er zu laufen.
    »Hey!«, rief er und winkte. »Hey, Diskin!«
    Der Polizist, der mich festhielt, schaute in Dads Richtung.
    »Was
tust
du da?«, rief ihm Dad zu. »Lass ihn los!«
    »Jeff?«, fragte Diskin, als Dad auf ihn zugerannt kam. »Was machst du –?«
    »Lass ihn los«, sagte Dad atemlos.
    »Aber er –«
    |252| »Er ist mein Sohn.«
    »Dein Sohn?«
    Als Dad nickte, löste Diskin den Griff um meinen Arm.
    Dad sah mich an. »Alles in Ordnung mit dir?«
    »Ja...«
    »Verdammt noch mal, was machst du hier?«
    »Nichts... ich hab nur –«
    »Er wollte da runter«, erklärte Diskin Dad und deutete auf die Schranke. »Ich musste ihn zurückhalten. Ich wusste ja nicht –«
    »Was ist denn hier überhaupt los?«, fragte ihn Dad und sah sich um. »Haben sie was gefunden?«
    Diskin zögerte. »Ich bin mir nicht sicher... wir haben Anweisung, weißt du...«
    »Was denn? Anweisung, es mir nicht zu sagen?«
    Der Polizeibeamte zuckte die Schultern. »Am besten, du sprichst mit dem Chef.«
    Dad sah Diskin einen Augenblick an, dann nickte er nur. »Wo ist er?«
    »Ich glaube, er ist noch unten am Fluss.«
    »Ist Kesey bei ihm?«
    »Ja, ich glaub schon.«
    Dad nickte. »Okay... danke, Ross.«
    Diskin lächelte verlegen. »Klar... du verstehst doch, tut mir echt leid, Jeff. Aber du weißt ja...«
    »Ja«, sagte Dad. »Ich weiß.« Er wandte sich zu mir um. »Los, Pete, sehen wir zu, dass du nach Hause kommst.«

    Aber wir gingen nicht gleich nach Hause. Als Diskin sich wieder den Gaffern zuwandte, unter die sich inzwischen auch eine Gruppe von Zeitungsreportern und Fernsehteams |253| gemischt hatte, führte mich Dad zu einer verhältnismäßig ruhigen Stelle direkt hinter einem der Polizeiwagen. Wir waren noch immer innerhalb des abgesperrten Bereichs – der inzwischen die Straße in beide Richtungen blockierte – und ich sah an den Blicken von Dads Kollegen, dass alle wussten, er hätte nicht hier sein dürfen, doch keiner sagte so richtig was.
    »Was geht hier vor, Dad?«, fragte ich und rieb mir den Nacken. »Was haben sie gefunden? Ist es Raymond?«
    »Keine Ahnung... ich bin gerade erst aufgewacht. Ich weiß auch nicht mehr als du.« Er sah mich an. »Alles in Ordnung? Hat Diskin dir wehgetan?«
    »Nein«, erklärte ich ihm. »Ich hab nur einen steifen Hals.«
    Dad sah mich an. »Ich dachte, wir hätten uns geeinigt, dass du in deinem Zimmer bleibst.«
    »Ich konnte nicht schlafen... ich bin spazieren gegangen.«
    »Wohin?«
    Ich zuckte die Schultern. »Nirgendwohin... ich bin einfach nur rumgelaufen.«
    Er schüttelte den Kopf. »Langsam machst du mich wirklich sauer, Pete. Ich meine, schau dich doch um...« Er schwenkte die Hand in einem Bogen. »Das hier ist eine ernste Sache – Polizei, Presse, Fernsehleute... und du steckst mittendrin, Pete. Du steckst
mittendrin
, verdammt. Da kannst du nicht die ganze Zeit allein rumlaufen –«
    »Jeff?«
    Als Dads Name erklang, schauten wir beide auf und ich sah zwei Männer aus Richtung der Schranke auf uns zukommen. Einer von ihnen war John Kesey und der andere – ein älterer Mann mit gerötetem Gesicht – musste dann wohl |254| Dads Chef, Kriminaloberkommissar George Barry, sein. Beide trugen

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