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Black Rabbit Summer

Black Rabbit Summer

Titel: Black Rabbit Summer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Brooks
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kahl. Eine unebene Fläche aus brüchigem altem Beton, bedeckt mit einer dünnen Schicht aus Sand und Erde und hier und da ein paar Stellen mit merkwürdigen kleinen Büschen und verkümmerten Bäumchen, die nie zu wachsen scheinen. Überall gibt es Haufen von Steinen und Schutt und riesige Berge ineinander verhedderten Metalls und dazwischen ein paar tiefe Tümpel voll öligem grauem Wasser. Der ganze Ort wirkt grau. Selbst die Dinge, die nicht grau sind – die Büsche und Bäume, das dichte grüne Moos, das die Tümpel umgibt. Alles wirkt grau. Andererseits gibt es jenseits dieser Grauheit, an den hohen Betonwänden am gegenüberliegenden Ende des Brachfelds, wo die Skateboarder ihre Bilder hinsprayen, eine Explosion wilder Farben. Metallische Rottöne, leuchtende Sonnengelbfarben, Lila, Grün und Stahlblau...
    Es ist unglaublich.
    Und dann die Atmosphäre, die besondere Luft des Brachfelds |240| mit ihrem schwachen, aber hartnäckigen Gasgeruch. Er war immer da, dieser etwas beunruhigende Gestank, obwohl die Gastürme seit Jahren leer sind. Und es riecht immer gleich. Der Geruch ist nie schwächer und nie stärker. Er ist einfach immer vorhanden – ein stets existenter Hauch in der Luft. Aber das Eigenartigste von allem ist, dass er schlagartig weg ist, sobald man durch den Zaun tritt oder die Böschung hinauf zum Drecksweg klettert.
    Darum ist es, wie ich schon sagte, ein seltsamer Ort, ein Ort, der einen nachdenklich stimmt... aber ich glaube, ich hätte in diesem Moment lieber nicht so viel nachdenken sollen, denn wenn ich beim Laufen nicht so vage herumgeschaut und mir über das Merkwürdige des Brachfelds Gedanken gemacht hätte, wären mir die beiden Jungs, die im Schatten der Gastürme standen, wahrscheinlich früher aufgefallen und ich hätte mehr Zeit zum Nachdenken gehabt...
    Doch die blieb mir jetzt nicht.

    Sie standen rechts von dem vorderen Gasturm und ich sah sie erst, als sie plötzlich vor mir aus dem Schatten traten und mir den Weg versperrten. Ich hätte sie fast umgerannt. Gerade noch rechtzeitig blieb ich stehen, wandte mich schnell nach links und lief auf der anderen Seite um den Turm herum. Sie machten sich keine große Mühe, mich zu schnappen, liefen nicht mal hinter mir her... und ich denke, spätestens da hätte ich merken müssen, was los war. Aber ich war viel zu sehr mit meiner Angst beschäftigt, um noch klar zu denken. Erst als ich die Rückseite des Turms erreicht hatte und aufblickte, um festzustellen, wohin ich lief, sah ich Wes Campbell mitten im Weg stehen und mir mit einem spöttischen Lachen im Gesicht entgegenblicken...

    |241| In diesem Moment begriff ich, was los war.

|242| Sechzehn
    H ey, Boland«, sagte Campbell zu mir. »Alles okay? Siehst echt gestresst aus, als ob dir heiß wär.«
    Er hatte sich eine gute Stelle ausgesucht, um auf mich zu warten. Wegen des Gasturms links von mir und eines Brombeergestrüpps rechts versperrte er den einzig verbliebenen Weg nach vorn. Und dass hinter mir die Greenwell-Jungs waren, wusste ich, auch ohne über die Schulter zu gucken. Ich konnte sie hören – sie murmelten und lachten, verschnauften und zündeten sich Zigaretten an.
    Ich saß in der Falle.
    Ich konnte nur dastehen und zugucken, wie Campbell langsam näher kam. Leicht grinsend, den kalten Blick fest auf meine Augen gerichtet, ging er immer weiter, bis er fast gegen mich stieß.
    Als ich ein bisschen zurückwich, hob er die Augenbrauen und lächelte mich an.
    »Was ist los?«, sagte er und zog einen Schmollmund. »Magst du mich nicht?«
    Jemand hinter mir kicherte.
    »Pauly hat dich angerufen, stimmt’s?«, sagte ich zu Campbell.
    Campbell zuckte die Schultern. »Pauly ruft mich ständig |243| an.«
    »Er hat dir gesagt, dass ich bei ihm zu Hause war.«
    Ich schwieg, als Campbell sich dicht zu mir beugte und mir seinen Finger auf die Lippen legte. Es war eine merkwürdig gefühlvolle Geste, fast intim. Aber gleichzeitig äußerst bedrohlich.
    »Pssst«, flüsterte Campbell und kam noch näher heran. »Du quatschst zu viel... das weißt du doch, oder?«
    Ich merkte, wie ich nickte.
    Einen Moment lang starrte er mich an, die Augen nur wenige Zentimeter von mir entfernt, dann nahm er langsam den Finger von meinen Lippen, lächelte mich wieder an und trat einen Schritt zurück. »Ich will nur ein bisschen mit dir reden, okay? Nur du und ich... in Ordnung?«
    Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte, also sagte ich nichts.
    Campbell stierte mich noch eine Weile an,

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