Black Rain: Thriller (German Edition)
meinte.
McCarter legte den Kopf in den Nacken. Hawker war zwanzig Meter über ihm, verdeckt von Laub und Ästen. Sosehr er sich auch anstrengte, er konnte den Grund für Hawkers Sorge nicht erkennen. »Was ist los?«
»Hier oben ist etwas«, verkündete Hawker und klang leicht angewidert.
»Wie, etwas? Ein Tier, oder was?«
»Nein«, sagte Hawker. »Es sieht aus wie ein Nest. Besteht hauptsächlich aus getrocknetem Schlamm und Blättern.«
»Na ja, warum sollten da oben keine Nester sein?«, fragte McCarter. »Ich meine, viele Tiere …«
»Aus dem hier ragt eine Hand.«
McCarter verzog das Gesicht. »Ah, okay«, sagte er. »Das ist nicht gut.«
»Vorsicht«, sagte Hawker. »Ich schaue, ob ich es runterschlagen kann.«
McCarter wich von dem Baum zurück bis zu einer Stelle, von der aus er besser sehen konnte. Hawker trat zwanzig Meter über ihm gegen ein ovales Gebilde aus getrocknetem Schlamm. Das Nest saß in der Gabel zwischen dem Hauptstamm und einem großen Ast. McCarter konnte die Hand nicht sehen, aber der Kokon war groß genug, um einen ganzen Menschen einzuschließen.
Hawkers Tritte lösten Schlammbrocken ab, und das Nest bekam Risse. McCarter trat weiter zurück, um dem herunterrieselnden Schutt auszuweichen. Schließlich löste sich das ganze Ding und stürzte mit lautem Krachen auf die Erde.
McCarter untersuchte es. Mit einem Stock stemmte er den festgebackenen Schlamm auf, und bald konnte er Gesicht und Oberkörper des Mannes sehen. Er erkannte einen der Kampfanzüge, die Kaufmans Männer getragen hatten. Als er einen weiteren großen Brocken von der Brust des Mannes meißelte, hielt er inne. Ihm war, als hätte sich der Arm des Mannes bewegt.
Er blinzelte, achtete darauf, nichts zu berühren, und schaute noch einmal. Der Arm regte sich wieder. Eine leichte Bewegung, als würde der Mann winken.
Einundvierzigstes Kapitel
McCarter griff nach seinem Funkgerät und rief um Hilfe. »Danielle«, sagte er, »wir haben ein Problem. Bringen Sie die Erste-Hilfe-Ausrüstung. Schnell!«
Danielles Antwort klang beinahe panisch. »Wieso? Was ist los? Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Was ist passiert?«
»Äh … also … nichts ist passiert«, murmelte McCarter, dem nun klar wurde, wie sich seine Nachricht im Lager angehört haben musste. »Nichts Schlimmes jedenfalls. Na ja, nicht allzu schlimm. Das heißt, irgendwie doch schlimm.« Er hielt inne und ordnete seine Gedanken. »Hawker und mir ist nichts passiert«, stellte er klar. »Aber wir haben jemanden gefunden, der vielleicht Hilfe braucht.«
Nach kurzem Zögern kam Danielles Antwort, sie sei unterwegs.
Während Hawker vom Baum zu steigen begann, untersuchte McCarter den Mann genauer. Er stieß und stupste eine Minute lang, sah aber keine Bewegung mehr. Er berührte die Haut des Mannes. Sie war kalt, und McCarter erkannte, dass er tatsächlich tot war.
Danielle traf einige Minuten später ein. Eine rasche Prüfung führte sie zum selben Ergebnis. »Für diesen Mann kommt jede Hilfe viel zu spät, Professor.«
»Ich weiß«, sagte McCarter kleinlaut. »Ich war verwirrt. Sein Arm hat sich bewegt. Zweimal sogar. Ich dachte … na ja, er lebt noch.«
Hawker sprang vom untersten Ast auf den Boden und betrachtete McCarters Werk. »Nur gut, dass er tot war«, bemerkte er. »Denn dieser Sturz hätte höllisch weh getan.«
Zusammen befreiten sie den Toten vom Rest des getrockneten Schlamms; in der Brust des Mannes kamen zwei große Löcher zum Vorschein. Nachdem sie sein Hemd aufgeschnitten hatten, waren eine Reihe schwarzer Wülste unter der Haut zu erkennen. Sie hatten sie schon einmal gesehen – an der Leiche des toten Nuree, die im Wasser getrieben hatte.
Diesmal schien es jedoch Bewegung in den Schwellungen zu geben, kleine Veränderungen, als würden Quecksilberkugeln unter der Haut hin und her laufen.
»Gasblasen«, vermutete Danielle. »Bestimmt haben diese Blasen an der Haut gezerrt und seinen Arm zucken lassen.«
»Wenigstens bin ich nicht verrückt«, sagte McCarter.
Danielle streifte ein Paar Latexhandschuhe über und zog ein Skalpell hervor.
»Was hast du vor?«, fragte Hawker leicht nervös.
Sie sah zu ihm hinauf. »Du wolltest Informationen, oder?«
»Bist du eine Chirurgin oder was?«
»Nein, aber eins meiner Diplome habe ich in Mikrobiologie gemacht. Wir haben alles Mögliche seziert.« Ohne auf eine Erwiderung zu warten, schnitt sie in eine der Blasen. Sie platzte mit einem leisen Knall auf und ein wenig Blut spritzte
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