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Black Rain: Thriller (German Edition)

Black Rain: Thriller (German Edition)

Titel: Black Rain: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Graham Brown
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»Kann ich seine Beine sehen?«
    Die Bitte war gar nicht so leicht zu erfüllen. Verhoven verhinderte mit Hilfe seiner Stange, dass die Leiche abtrieb, und jedes Mal, wenn er den Druck lockerte, begann die leichte Gegenströmung, die sich an der Seite des Boots gebildet hatte, sie zu bewegen. Er wandte sich an einen seiner Männer. »Hol noch eine Stange.«
    Der Mann griff sich ein Ruder und stellte sich neben Verhoven. Er machte sich daran, die Beine des Mannes an die Oberfläche zu hebeln, aber es war mühsam, und es dauerte eine ganze Minute, bis ihnen klar wurde, wieso: An seine Beine war ein kleines Netz voll flacher Steine gebunden.
    »Mit dem Kerl haben sie es aber richtig gut gemeint«, sagte Verhoven und spuckte aus, um seinen Standpunkt zu unterstreichen. »Eine Boje, damit er über Wasser bleibt, und ein Gewicht, damit die Beine unten bleiben. Der Typ muss sich mit dem falschen Häuptling angelegt haben.«
    Verhovens Mann wirkte angewidert. »Verdammte Eingeborene«, murmelte er.
    Inzwischen war McCarter neben Danielle an der Bordwand aufgetaucht. »Stimmt«, sagte er. »Zivilisierte Menschen tun so etwas nicht.«
    Der Mann wollte etwas erwidern, aber ein strenger Blick von Verhoven hielt ihn davon ab, und McCarter kniete neben Danielle nieder, um ihr bei der Untersuchung der Leiche zu helfen. Sie studierten die Stellen, wo der Strick an den Handgelenken befestigt war; man erkannte eine leichte Verfärbung, aber kaum Hinweise auf ein Reiben oder Scheuern. »Ich glaube, er wurde erst nach seinem Tod gefesselt«, sagte er. »Er scheint sich nicht gegen die Stricke gewehrt zu haben.«
    »Erst getötet, dann gefesselt«, sagte Verhoven. »Merkwürdiges Vorgehen.«
    »Das hier sieht aus wie Spuren von Klauen«, merkte Polaski an und deutete auf die langen, parallelen Schnittwunden. »Vielleicht hat man ihn getötet und als eine Art Opfer für Tiere festgebunden.«
    McCarter schüttelte den Kopf. »Ich habe noch nie von etwas Derartigem bei einem Amazonasstamm gehört. Und wenn sich ein Tier an ihn herangemacht hätte, wäre er wahrscheinlich aufgefressen worden.«
    Danielle stimmte ihm stillschweigend zu. Die Händler, mit denen sie und Moore gesprochen hatten, erzählten oft Geschichten über die verschiedenen Stämme, viele davon zu absurd und ausgefallen, als dass man sie glauben könnte. Es mochte sein, dass sie ihre Erzählungen für die Fremden aufbauschten, damit die eher etwas kauften, aber die meisten schienen die Chollokwan aufrichtig zu fürchten. Die Geschichten über sie schienen immer mit sonderbaren Verstümmelungen wie dieser hier zu tun zu haben, mit verbrannten, aufgespießten und in Stücke gehackten Leichen, mit Männern, die im Verein mit den Tieren des Waldes auf Menschenjagd gingen. Die Schattenmenschen der Pestilenz.
    Beim Blick in das rundliche Eingeborenengesicht dachte Danielle an Dixon und seinen verschwundenen Trupp. Sie waren gut ausgebildet und schwer bewaffnet gewesen, und dennoch wurden sie vermisst. Würden sie diese Männer verstümmelt irgendwo weiter flussaufwärts finden? Sie hoffte es nicht, aus allen erdenklichen Gründen.
    Noch während Danielle darüber nachdachte, überwanden die Übrigen ihren anfänglichen Schock, und eine morbide Neugier machte sich breit. Verschiedene Theorien wurden ausgetauscht. Nach einigen Minuten kam sogar Hawker nach vorn. Er musterte die Leiche einen Moment lang. »Na, wunderbar«, sagte er. Dann wandte er sich an Devers. »Können Sie sagen, von welchem Stamm er ist?«
    Der Tote war nackt, ohne irgendwelchen Schmuck oder sonstige Kennzeichen. »Nein«, sagte Devers. »Wieso?«
    Hawker wies mit einem Kopfnicken den Fluss hinauf. »Weil wir anscheinend nicht die Einzigen sind, die sich für ihn interessieren.«
    Danielle blickte hoch und sah drei Eingeborenenkanus auf sie zukommen. In jedem Boot saßen zwei Männer, die wie wild paddelten und schrien, während sie näher kamen. Ihr Tempo war hektisch, beinahe panisch, und ihre Stimmen waren von einer rasenden Wut geprägt, die sich offenbar gegen die Ocana und ihre wie gebannt beobachtenden Passagiere richtete.

Dreizehntes Kapitel
     
    Danielle beobachtete die sich nähernden Kanus. Sechs Männer in kleinen Booten waren keine große Bedrohung, aber sie waren wütend, und die Vorsicht gebot, dass sie vorbereitet war. »Werfen Sie den Motor an«, sagte sie.
    »Soll ich uns fortbringen?«, fragte der Kapitän.
    »Nein. Ich will mit ihnen reden, aber seien Sie bereit.« Sie sah Verhoven an, der

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