Black Rain: Thriller (German Edition)
Tempel. Sicherlich hatten sie nicht lange gewartet, bis sie die Lichtung angriffen, aller Wahrscheinlichkeit nach waren die Angriffe gleichzeitig oder nahezu gleichzeitig erfolgt.
»Gott steh mir bei«, flüsterte Hawker und bedeckte Polaski mit einer weiteren Schaufel Amazonaserde. »Gott steh uns allen bei.«
Er beendete Polaskis Begräbnis schweigend, und seine Gedanken drehten sich dumpf im Kreis. Dann trat er die Erde fest und sprach ein kurzes Gebet, in das er einen Vers aufnahm, an den er oft dachte und der ihm für Polaski und sich selbst angemessen erschien: »Und der Herr sprach, kommt alle, die ihr mühselig und beladen seid, bei mir findet ihr Ruhe.«
Er glättete die schwarze Erde auf Polaskis Grab mit der Hand, dann stand er langsam auf und wandte sich ab.
Hawker war nun gezwungen, eine wichtige Entscheidung zu treffen. Er musste losziehen und versuchen, seinen Freunden Hilfe zu bringen. Aber wie?
Der naheliegende Gedanke war, sich zum Fluss durchzuschlagen und sich dort in östlicher Richtung zu halten. Früher oder später würde ihn ein Boot aufgabeln, und er konnte einen Funkspruch absetzen. Er könnte jemanden beim NRI erreichen, Gibbs, Moore oder jemanden, der von der Operation wusste, und das NRI konnte mit genügend Leuten und Ausrüstung zum Gegenschlag ausholen. Aber selbst mit viel Glück würde es vielleicht eine Woche dauern, bis ihn jemand aufgabelte, und eine weitere, bis man zum Gegenschlag bereit war.
Zu lange.
Bis dahin wäre der Feind verschwunden, und seine Freunde würden tot oder vermisst sein. Höchstwahrscheinlich waren sie es jetzt bereits. Er dachte an McCarter, an Susan und die Träger, die sie für hundert Dollar pro Tag angeheuert hatten. Er dachte an Danielle und schloss die Augen.
Innerlich brennend vor Wut und Schuldgefühlen packte Hawker seinen Notfallrucksack, sah nach, ob seine Waffe noch drin war, und lud ihn sich auf die Schulter. Er holte tief Luft, schob das Kinn vor und wandte sich nach Westen, wo der Tempel lag.
Er konnte die anderen nicht einem skrupellosen, mörderischen Feind überlassen, wenn seine eigene Rolle in dem Täuschungsmanöver so schwer auf ihm lastete. Er würde sich zu Fuß zur Lichtung zurückkämpfen, was zu neuem Kampf und großem Blutvergießen führen würde, obwohl er genau das seit Jahren verzweifelt zu vermeiden suchte.
Es war unvermeidlich geworden. Die Dunkelheit hatte sich wieder in seiner Seele eingenistet und trieb ihn an. Er würde zur Lichtung zurückkehren und seine Freunde retten oder ihre Mörder einen nach dem anderen begraben.
Neunundzwanzigstes Kapitel
Während Kaufmans Männer die Lichtung in ein befestigtes Lager verwandelten, Schützenlöcher und Bunker gruben und kistenweise Waffen und Munition aus dem Hubschrauber luden, führte Norman Lang seine Ultraschallmessungen durch, die bestätigten, dass sich unter dem Tempel eine Höhle befand und ein Tunnel beide verband. Nicht der senkrechte Brunnenschacht hinter dem Altar, sondern ein steiler Gang, der sich wie eine Serpentinenstraße im Zickzack durch das Bauwerk schlängelte. Er verband sie mit einem Punkt im Altarraum, der gegenüber der Brunnenöffnung zu liegen schien.
Eine genauere Untersuchung ließ eine Spalte zwischen zwei Steinen erkennen, und Kaufmans Leuten gelang es, den Stein mit zwei Brecheisen vorsichtig nach oben zu hebeln, bis er irgendwo festklemmte und sich keinen Millimeter mehr bewegen ließ.
Lang schob ein Kantholz in die Lücke, um den Stein abzustützen und überwachte dann den Bau einer behelfsmäßigen Brücke über das klaffende Loch. Er kroch darüber und spähte mit Hilfe der Taschenlampe in den Tunnel. Es war ein enger Gang, vielleicht einen Meter fünfzig hoch, aber nicht viel breiter als die Schultern eines Mannes. Er fiel steil ab und wirkte eher wie eine Rutsche als ein Gang, und Lang sah Hinweise auf einen Flaschenzug und ein Kontergewichtssystem für den Stein, aber das Flachsseil, das dafür einmal benutzt worden sein mochte, hatte sich längst aufgelöst.
Minuten später war Lang zurück im Tunnel. Diesmal führte er Susan Biggs und vier von Kaufmans angeheuerten Männern. Sie bewegten sich vorsichtig. Nach jeder Kehre schien der Tunnel unter dem Tempel steiler zu werden. Lang begann sich klaustrophobisch zu fühlen. Tatsächlich fühlte er sich schon so ähnlich, seit Kaufman ihn in das ganze Schlamassel hineingezogen hatte.
Er war schon seit einigen Jahren Kaufmans Mann für riskante Projekte gewesen, und auch
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