Black Rose
sie ruhen. Es ist zwecklos, darüber zu sprechen. Es gibt
niemanden, wir haben einfach niemanden, der mich – wie hast du das ausgedrückt?
– sympathisch erscheinen
ließe …«
»Vielleicht können wir doch etwas tun«, sagte Morrison
vorsichtig. Doch er hätte wissen müssen, dass es zwecklos war, das Thema erneut
anzuschneiden. In diesem Punkt blieb sie hart, und nichts würde sie dazu
bringen, es sich anders zu überlegen.
»Nein, niemals, das werde ich nicht zulassen. Michael wird nicht
in diese Sache hineingezogen! Ich werde alles tun, was du willst – alles! Aber
das nicht. Niemals! Und außerdem: Wäre das nicht viel zu offensichtlich? Würde
die Reaktion nicht das Gegenteil von dem sein, was du willst? Statt Sympathie
für mich zu empfinden, würden doch die meisten Menschen mich erst recht für grausam
halten, weil nur eine Mutter ohne Gewissen ihr eigenes Kind so ausbeuten kann.«
Sie hatte Recht, und Morrison wusste es. Es gab niemanden, den
er in diese erste Reihe hinter ihnen setzen konnte, um Solidarität zu zeigen,
nicht ihre Mutter und auch nicht ihr Kind. Morrison ließ sich in seinen
Ledersessel sinken und verfiel in ein langes Schweigen. Danielle beobachtete
ihn mit ernsten Augen und versuchte zu erraten, was in ihm vorging. Ihr
Instinkt führte sie auf die richtige Fährte.
»Es ist nicht wahr.«
»Was ist nicht wahr? – Dass du eine Affäre hattest oder
dass dein Mann deswegen die Scheidung einreichen wollte?«
Ihre Augen weiteten sich, aber Morrison konnte nicht
erkennen, was sie bewegte.
»Es ist nicht wahr, dass Nelson die Scheidung einreichen
wollte, weil ich eine Affäre hatte.«
Sie hätte sich um ein öffentliches Amt bewerben können, so geschickt
war sie der genauen Beantwortung seiner Frage ausgewichen. Morrison hielt ihren
Blick mit den Augen fest.
»Er wollte aus einem anderen Grund die Scheidung
einreichen? Oder wollte er sich nicht scheiden lassen, obwohl er von der Affäre
wusste?«
Mit dem gleichen kurzen Lächeln erwiderte sie: »Nelson
wollte die Scheidung einreichen, weil er eine Affäre hatte.«
Zunächst glaubte Morrison, nicht richtig gehört zu haben.
»Ja, Nelson wollte mich wegen einer anderen Frau verlassen.«
Sie wirkte fast amüsiert. Oder vielleicht war es auch nur
Morrisons verblüffte Reaktion, die sie belustigte.
»Mich hat das gar nicht überrascht«, sagte sie in einem
Tonfall, der zu betonen schien, wie wenig er begriffen hatte. »Ich habe es kommen
sehen.«
»Wusstest du von der Affäre, bevor er um die Scheidung bat?«
»Nelson bat nie um etwas. Er sagte mir, dass er sich
scheiden lassen werde, mehr nicht. Er nannte mir auch keine Gründe dafür, aber
das war auch nicht nötig. Ich wusste von den anderen Frauen; ich wusste, dass
es nur eine Frage der Zeit war.«
Sie stand plötzlich auf und ging zum Fenster. Es dauerte
eine Weile, bis sie zurückkam, doch sie war immer noch zu aufgeregt, um sich zu
setzen.
»Ich habe dir erzählt, dass ich ihn getötet habe. Ich habe
dir gesagt, wie es passiert ist. Ich habe dir die Gründe genannt. Es war dieser
Ausdruck in seinem Gesicht, dieser Ausdruck, der besagte, dass ich sein
Eigentum bin und dass er mit mir machen kann, was er will, ohne dass ich ihn
daran hindern konnte. Weißt du, warum ich an jenem Abend mit ihm ins Bett ging,
warum wir Sex hatten?
Nachdem er mir tagelang erzählt hatte, dass er nach unserer
Rückkehr nach New York die Scheidung einreichen werde, sagte er mir am Abend
beim Dinner, er habe einen Fehler gemacht, all die Dinge, die er gesagt habe,
täten ihm leid, und um Michaels willen sollten wir es noch einmal miteinander
versuchen.«
In ihren Augen lag ein Hauch von Selbstzweifel, als könnte
sie immer noch nicht ganz verstehen, wie sie sich so hatte benutzen lassen.
»Um Michaels willen«, wiederholte sie tonlos. »Es gibt
nichts, was ich nicht für Michael tun würde. Ich bin mit Nelson ins Bett gegangen,
und zum ersten Mal seit jenem lag in seinem Büro war ich mit jeder Faser meines
Körpers die hemmungslose Hure, als die er mich haben wollte. Und dann sah ich
diesen Ausdruck und wusste, dass er mich beiseite schieben und mich vergessen
würde, während er sich auf die Suche nach einer neuen Frau machte. Er hatte
mich benutzt, in Ordnung, ich hatte ihn ja auch benutzt: ihn geheiratet wegen
dem, wer er war und was er hatte. Aber an jenem Abend tat er etwas
Unverzeihliches: Er benutzte Michael – unseren Sohn – dazu, mich ein letztes
Mal zu besitzen, und das konnte
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