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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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dort arbeitet? Die Ereignisse, über
die wir hier sprechen, liegen Monate zurück.« Morrison lächelte den Zeugen an. »Vielleicht
war Mr. Nastasis als Gast an Bord. Es handelt sich um eine der
luxuriösesten Yachten der Welt. Vielleicht gefiel sie ihm so gut, dass er zu
dem Entschluss kam, dort gern zu arbeiten, um ständig an Bord zu sein.
Vielleicht – nun ja, vielleicht eine Menge Dinge. Aber das werden wir nie
erfahren, solange wir nicht die richtigen Fragen stellen.«
    Franklins Unterlippe zitterte vor Zorn. »Jeder weiß …«,
brüllte er beinahe. Doch ein Blick auf Richterin Brunellis Miene ließ ihn erkennen,
dass sie keinen Millimeter nachgeben würde, wenn es um die Beweisvorschriften
ging. Frustriert hob er die Hände. »Na schön, ich werde fragen … Sagen Sie uns,
Mr. Nastasis, wie waren Sie in der Nacht beschäftigt, in der Sie an Deck
gingen und sahen, wie die Angeklagte, Danielle St. James, in der Hand …?«
    »Einspruch! Er stellt dem Zeugen schon wieder eine
Suggestivfrage. Dieser muss selbst schildern, was er vorgefunden hat, falls da
überhaupt etwas war. Es ist nicht Aufgabe der Anklage, ihm seine Worte in den
Mund zu legen.«
    Franklin wollte protestieren, aber Brunelli hatte jetzt
genug.
    »Mr. Nastasis, waren Sie an dem fraglichen Datum als
Kapitän der St.-James-Yacht angestellt?«
    »Ja, das war ich.«
    »Um welche Uhrzeit etwa gingen Sie in der fraglichen Nacht an
Deck?«
    »Es war kurz nach Mitternacht.«
    »Und was war der Grund dafür, dass Sie um diese Stunde an Deck
gingen?«
    »Ich hörte laute Stimmen – Schreie – und dann etwas, was
sich wie ein Schuss anhörte«, sagte Nastasis mit seiner klaren Stimme.
    »Ich sah Mrs. St. James dort mit einer Waffe in der
Hand stehen. An Deck und auf der Reling war Blut – Blut, das …«
    Brunelli hob die Hand. »Vielen Dank, Mr. Nastasis«,
sagte sie und zog sich von der vorderen Kante der Richterbank wieder zurück.
Sie wandte sich an Franklin, dessen Gesicht noch immer gerötet war. Alice
Brunelli pflegte weder Zeit noch Mitgefühl auf Anwälte zu verschwenden, die
Fehler machten. Ein Prozess war ein Kampf mit friedlichen Mitteln, und jeder
war selbst daran schuld, wenn er die Regeln nicht kannte oder nicht wusste, wie
man sie anwendete. Wer nicht in der Lage war, dem eigenen Zeugen die richtigen
Fragen zu stellen, musste sich damit abfinden, dass sie es für ihn tat, auf die
Gefahr hin, dass die Geschworenen ihre eigenen Schlussfolgerungen daraus zogen,
ob man überhaupt als Ankläger vor Gericht auftreten dürfte. Sie gab Franklin
den Zeugen mit einem Gesichtsausdruck zurück, der genau erkennen ließ, dass sie
sich wunderte, wie er es geschafft hatte, das Jurastudium zu absolvieren,
geschweige denn als Ankläger zugelassen zu werden.
    »Ich würde Ihnen gern eine Frage stellen, Mr. Nastasis,
aber ich bin mir nicht sicher, ob ich eine kenne, gegen die der Herr
Verteidiger nicht Einspruch erhebt, dem die Richterin auch noch stattgibt.«
    Brunelli schoss fast aus ihrem Stuhl hoch. »Unterstellen Sie
da, dass dieses Gericht mit einer Partei gemeinsame Sache macht, Mr. Franklin?
Wenn ich Sie wäre, würde ich mir die Antwort genau überlegen – eine
schwerwiegendere Anschuldigung kann man kaum erheben!«
    Alice Brunelli hatte in Yale als Jahrgangsbeste ihr Examen
bestanden, während Franklin an einer Abenduniversität studiert und mit einem
eher durchschnittlichen Abschluss sein Studium beendet hatte. Sie hätte zu
jeder besseren Anwaltsfirma in der Stadt gehen können, er hätte nicht einmal
ein Vorstellungsgespräch dort bekommen. Ihre jeweiligen Hintergründe spielten
jedoch keine Rolle in ihrem Verhältnis zueinander, auch unabhängig davon war
ihnen beiden klar, dass sie in vollkommen unterschiedlichen Welten lebten.
    »Ich bitte um Vergebung, Euer Ehren!«, sagte Franklin
sichtlich erschüttert. »Ich kann Ihnen versichern, dass es nicht in meiner Absicht
lag, Sie zu … Ich wollte nur …«
    Mit einer brüsken Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab.
»Übernehmen Sie den Zeugen, Mr. Franklin. Lassen Sie uns fortfahren. Wir
haben nicht den ganzen Tag Zeit.«
    Er drehte sich um und wandte sich an Nastasis. Noch bevor
er seine erste Frage formulieren konnte, schnitt Brunelli ihm wieder das Wort
ab. »Mr. Morrison, ich gehe doch davon aus, dass Sie nicht um des
Einspruchs willen Einspruch erheben werden?«
    »Aber gewiss nicht, Euer Ehren«, sagte Morrison in einem
Tonfall, als läge ihm nichts ferner. »Ich erhebe nur

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