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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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ich nicht ertragen. Als ich diesen Ausdruck in
seinem Gesicht sah, geschah etwas mit mir, was ich nicht erklären kann. Ich habe
noch nie in meinem Leben Hass verspürt, aber an jenem Abend hasste ich ihn!«
    Ihr Gesicht, dieses bezaubernde, schöne Gesicht, wurde
aschgrau. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Sie sank auf den Stuhl. Ihre
Stimme war düster, abwesend, ein hohles Echo dessen, was sie zuvor gewesen war.
    »Ich konnte nur noch an eins denken: an Michael und dass er
keinen Vater wie ihn haben sollte.«
    Das war keine Selbstverteidigung; das war, nach welchen
rechtlichen Maßstäben auch immer, überhaupt keine Verteidigung.
    Doch es fiel Morrison schwer zu glauben, dass St. James
nicht bekommen hatte, was er verdiente. Er hatte genug über ihn gehört, um zu wissen,
was für ein Mann er gewesen war. Wenn man Danielles Tat als ein Verbrechen
bezeichnen wollte, dann war es ein Verbrechen aus Leidenschaft – und zwar
Totschlag, nicht Mord. Aber vielleicht war es ja gar kein Verbrechen? Durfte
man eine Frau wegen dem, was Danielle getan hatte, ins Gefängnis schicken? Die
Frage setzte voraus, dass das, was sie Morrison erzählt hatte, die Wahrheit
war, doch als er sie jetzt in Tränen aufgelöst vor sich sah, hatte er immer
noch Zweifel.
    »Aber … was ist mit dir?«, fragte er ruhig in die
unheimliche Stille hinein, die sich auf den im Dämmerlicht liegenden Raum gesenkt
hatte.
    Mit dem Handrücken wischte sie sich die Tränen von der
Wange. »Was mit mir ist?«
    »Er hatte eine Affäre – hatte anscheinend mehrere – und
wollte die Scheidung einreichen. Was ist mit dir? Du wusstest von den anderen
Frauen – hast du dich auch mit anderen Männern getroffen? Nach dem, was Nelson
mir sagte, war er offensichtlich davon überzeugt.«
    »Du meinst, ob ich das getan habe, was Rufus Wiley von mir behaupten
wird? Dieser miese kleine Scheißkerl! Er sollte doch alles über diesen
Ehevertrag wissen! Er war derjenige, der darauf bestand. Nelson war es egal.
Nelson war es sogar peinlich. Ihm gefiel nicht, wie dieser Vertrag ihn aussehen
ließ, als wäre er sich seiner Sache nicht sicher – oder als wäre er sich meiner
nicht sicher. Er schob das Ganze auf Rufus oder versuchte es zumindest, denn im
selben Atemzug erzählte er mir, Rufus Wiley mache nur seine Arbeit: Er sei dazu
engagiert, bei all seinen Unternehmungen Nelsons Interessen zu wahren, selbst
wenn er, Nelson, dagegen Einwände erhebe … Nelson hatte für alles eine
Erklärung, das war ein Teil seines Charmes. Rufus wusste sehr wohl, wie er auf
Nelsons Interessen achten musste, denn er wusste auch, wie schnell Nelson sich
anders besinnen konnte, sobald er erst einmal hatte, was er wollte. Der
Ehevertrag mag ursprünglich Rufus Wileys Idee gewesen sein, doch er hatte
gewusst, dass Nelson ihm irgendwann dafür dankbar sein würde.«
    Danielle erhob sich von ihrem Stuhl und wandte sich zum
Gehen. Ein wissender Ausdruck lag in ihren Augen. »Der Ehevertrag ist nicht so
wichtig, wie die Anklage zu glauben scheint. Offenbar haben sie keine Ahnung
von den Änderungen des Testaments.«
    »Des Testaments?«, hakte Morrison nach.
    Doch sie war mit den Gedanken schon ganz woanders. »Ich muss
los. Ich möchte wieder ins Hotel, Michael gute Nacht sagen. In New York ist es
schon drei Stunden später.«
    Sie war schon halb aus der Tür, aber dann fragte sie doch: »Möchtest
du, dass ich heute Abend komme? Später, nachdem du eine Chance gehabt hast zu
arbeiten?«
    Erst nachdem sie gegangen war, fiel Morrison auf, dass sie
seine Frage nicht beantwortet hatte – die Frage nach den anderen Männern.
9
    Franklin saß über den Tisch gebeugt. In den
Händen hielt er einen Bleistift. Mit beiden Daumen prüfte er rechts und links, wie
viel Druck er aushalten konnte. Schließlich zog er mit den Nägeln zwei Rillen
in das gelbe Holz des Bleistifts.
    Alice Brunelli hatte soeben auf der Richterbank Platz
genommen. Mit einem raschen, höflichen Lächeln hieß sie die Geschworenen wieder
vor Gericht willkommen. Sie sah kurz zu Morrison, doch dann wandte sie sich
sofort an Franklin.
    »Sie können Ihren ersten Zeugen aufrufen.«
    Der Bleistift flog Franklin aus den Händen, als er
blitzschnell aufsprang. Der Stift rollte über die Tischplatte auf den Fußboden,
um unter den leeren Stuhl zu kullern, wo er liegen blieb. Franklin bemerkte es
nicht. Er war zu sehr damit beschäftigt, den Anwesenden zu zeigen, dass sein
Versagen vom Vortag einmalig gewesen war. Die Schultern

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