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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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aufgestanden und
hätte den Geschworenen erklärt, dass sie noch keinen einzigen der Zeugen gehört
hätten, deren Aussage die Anklage soeben geschildert habe, doch wenn sie es
täten, würden sie entdecken, dass die Beweise die Notwendigkeit eines Freispruchs
belegen würden, statt die Schuld der Angeklagten zu beweisen.
    Morrison erhob sich, nickte respektvoll zu den Geschworenen
hin und wandte sich dann an Richterin Brunelli. »Mit Erlaubnis des Gerichts
wird die Verteidigung sich ihr Eröffnungsplädoyer vorbehalten, bis die Anklage
ihre Argumente vorgebracht hat.«
    »Erlaubnis gewährt«, erwiderte sie und machte sich eine
Notiz. »Die Anklage möge bitte ihren ersten Zeugen aufrufen.«
    Franklin war wie in Trance. Er starrte zu Boden und
reagierte nicht.
    »Mr. Franklin!«, sagte Richterin Brunelli scharf. »Bitte
rufen Sie Ihren ersten Zeugen auf!«
    »Wie bitte?«, fragte er verwirrt. »Meinen ersten Zeugen?«
    Er schien überrascht, als er Morrison noch immer am
Anwaltstisch sitzen statt vor der Geschworenenbank stehen sah. Er schlug den
dicken Aktenordner auf, der vor ihm auf dem Tisch lag, und begann in ihm zu
blättern. Er suchte nach der Zeugenliste, die ihn an den Namen erinnern würde,
den er als ersten aufrufen wollte.
    »Machen Sie sich nichts draus, Mr. Franklin«, sagte
Alice Brunelli, die sich keinerlei Mühe gab, die erschöpfte Ungeduld in ihrer
Stimme zu verbergen. »Fangen wir morgen früh von vorn an!«
    Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Vielleicht
haben Sie ja dann Ihren Zeugen parat!«
    Franklin stand kerzengerade da, als sie sich von der
Richterbank erhob und den Gerichtssaal verließ. Kaum war die Tür hinter ihr zugeschlagen,
atmete er hörbar auf und ließ die Schultern nach vorne sacken. Hastig packte er
seine Sachen zusammen. Seine Aktentasche unter dem Arm, schon halb zur Tür
hinaus, drehte er den Kopf leicht in Morrisons Richtung.
    Der Zorn in seinen Augen war nicht zu übersehen.
8
    »Du hast mir nichts davon erzählt!«
    »Das ist nicht wahr.«
    Morrison schleuderte seine Anzugjacke auf den Stuhl hinter seinem
Schreibtisch. Leise fluchend trat er ans Fenster und blickte in die graue
Novemberdämmerung. In den Ladenfenstern unten in der Straße gingen die Lichter
an. In einer Woche war Thanksgiving. Überall hing bereits Weihnachtsschmuck.
Jedes Jahr schienen die Kaufleute früher damit anzufangen, die Stimmung und die
Erwartung zu schüren, die Erwartung all des Glücks, das sich mit Geld kaufen
lässt.
    »Das war das zweite Versprechen, nicht wahr? Oder war es
das erste? Ich habe die Reihenfolge vergessen. Schenk ihm ein Kind und …«
    »Habe ein Kind«, widersprach sie. Offenbar gab es da einen
Unterschied, den Morrison zunächst nicht verstand. »Nicht ihm eins schenken.
Michael ist mehr mein Kind, als er je seins war.«
    »Und bleib treu … Das ist das Versprechen, über das wir
sprechen müssen!« Morrison drehte sich gerade so weit um, dass er sie sehen
konnte. »Genauer gesagt, wir müssen darüber sprechen, warum du es nie für nötig
gehalten hast, mir zu erzählen, dass dein Mann die Scheidung einreichen wollte
und dass du all dieses Geld dabei verloren hättest! Seit Monaten bereite ich
mich auf den Prozess vor. Immer wieder habe ich dich gefragt, ob es etwas gibt
– irgendetwas –, was du mir noch nicht erzählt hast – und ausgerechnet beim
Eröffnungsplädoyer der Anklage muss ich mir zum ersten Mal anhören, dass du
eine Affäre hattest! Grundgütiger Himmel, hast du noch immer nicht begriffen,
dass du wegen Mordes vor Gericht stehst?«
    »Es ist nicht wahr«, sagte sie und starrte an ihm vorbei
ins Leere.
    »Langweilt dich das hier etwa? Gibt es vielleicht einen
Ort, an dem du lieber wärst?«, fragte Morrison, als er seine Jacke aufhob und
sich setzte. Seine Miene verriet Abscheu und Widerwillen. »Es muss schwierig
sein, das alles hier zu überstehen, wo du doch wieder in New York sein und mit
all deinen reichen und berühmten Freunden Partys besuchen könntest. Es muss
scheußlich sein, jemanden wie Robert Franklin anhören zu müssen …«
    »Franklin ist ein Esel!«, rief sie aus. »Wer wird ihm
überhaupt noch was abnehmen, nach dem, wie du ihn vorgeführt hast? Er war ja
kaum in der Lage, sich an die einfachsten Dinge zu erinnern, die sein Job von
ihm verlangt!«
    Morrison beugte sich vor. Ein warnender Ausdruck lag in
seinen Augen. »Glaube ja nicht, dass er nichts aus dem lernt, was er heute
getan hat! Er wird die ganze Nacht

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