Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
Vom Netzwerk:
gestrafft, den Blick
konzentriert, stand er da.
    »Die Anklage ruft …« Er verstummte. Er machte ein
verblüfftes Gesicht, dann wurde er zornig und verlegen. Er eilte an seinen Tisch
zurück, schlug den Aktenordner auf und fand den gesuchten Namen. »Die Anklage
ruft Mustafa Nastasis auf.«
    »Sind Sie sicher?«, fragte Morrison, der auf seinem Stuhl
mehr hing als saß, mit einem provokanten Lächeln. »Wollen Sie nicht lieber noch
mal nachsehen, nur um ganz sicher zu sein?«
    Franklin ballte die Fäuste und ging einen Schritt auf
Morrison zu. Es war ihm anzusehen, wie mühsam er sich beherrschte.
    Auch Richterin Brunelli hatte die unverschämte Bemerkung des Strafverteidigers
nicht gefallen. »Das reicht, Mr. Morrison! Ich werde Sie nicht noch einmal
verwarnen!«
    Morrison nickte scheinbar einsichtig, um die Form zu
wahren.
    Statt näher an den Zeugenstand heranzutreten, wo er nur
wenige Meter von der Geschworenenbank entfernt und in einem normalen
Gesprächston hätte Fragen stellen können, blieb Franklin fast sechs Meter
entfernt vor seinem Tisch stehen. Er hatte eine gute Stimme, die, wenn er nicht
gerade aus dem Konzept gebracht wurde, mäßig tief und einigermaßen klar war.
    »Mr. Nastasis, Sie sind als Kapitän der Yacht
beschäftigt, die Nelson St. James gehört – ist das korrekt?«
    Bevor der Zeuge antworten konnte, war Morrison
aufgesprungen. »Ob Mr. Franklin vielleicht so nett wäre, seine Frage zu
wiederholen, Euer Ehren? Ich habe nicht ganz verstehen können, was er gesagt
hat.«
    Franklin biss die Zähne zusammen. Seine Stimme war zwar
lauter, aber auch weniger moduliert, als er nun wiederholte: »Mr. Nastasis,
Sie arbeiten als Kapitän der St.-James-Yacht – richtig?«
    »Einspruch, Euer Ehren!« Morrison war erneut aufgesprungen.
    »Suggestivfrage!«
    Alice Brunelli blickte nicht auf. »Stattgegeben.«
    Franklin schäumte vor Wut. Er ärgerte sich umso mehr, als
er die Strategie der Verteidigung nicht begriff. Warum hatte Morrison in einer
so trivialen Angelegenheit Einspruch erhoben? Welchen Unterschied machte es
schon, in welche Form er eine Frage kleidete, die so unanstößig war, wie eine
Frage überhaupt sein konnte?
    »Wie sind Sie beschäftigt, Mr. Nastasis?«, versuchte
er es noch einmal. Er verdrehte die Augen, um den Geschworenen zu zeigen, dass
Morrisons Einspruch nicht nur zeitraubend, sondern auch töricht gewesen war.
    Die Hände auf dem Schoß gefaltet, saß Nastasis ruhig und
konzentriert im Zeugenstand.
    »Ich bin Kapitän der Black Rose, der Yacht von Nelson
St. James.«
    Seine Stimme klang gleichmütig und fast herablassend.
    Morrison erinnerte sich an diese Stimme, aber mehr noch
erinnerte er sich an die Wirkung, welche die bloße Erwähnung von Nastasis’
Namen auf die anderen Gäste an Bord der Black Rose gehabt hatte. Drei
von ihnen waren inzwischen tot. Wäre Nelson St. James selbst noch am Leben,
hätte Morrison angenommen, dass sie als lästige Mitwisser inzwischen alle
umgebracht worden wären und dass Mustafa Nastasis diese Morde arrangiert hätte.
Aber Nelson St. James war tot, und Nastasis erweckte nicht den Eindruck, unter
diesem Verlust sonderlich zu leiden.
    »Würden Sie uns erzählen, was in jener Nacht passiert ist,
was Sie sahen, während Sie draußen an Deck waren, in der Nacht, in der Mr. St.
James …?«
    »Einspruch!«
    Franklin wirbelte herum. »Einspruch?«
    »Ja, Einspruch habe ich gesagt«, erwiderte Morrison
ungeduldig.
    Richterin Alice Brunelli nahm ihre Brille ab und beugte
sich vor. »Einspruch, Mr. Morrison?«
    »Er hat den Zeugen gefragt, wie er beschäftigt sei.«
    »Ja, und …?«
    »Die Frage war so formuliert, dass sie auf seine
gegenwärtige Beschäftigung abzielt. Mit anderen Worten: Er hat ihn nicht
gefragt, wie er damals beschäftigt war. Es mag interessant sein zu wissen, dass
Mr. Nastasis heute der Kapitän der St.-James-Yacht ist; das sagt uns aber
noch nichts darüber, wie er in der fraglichen Nacht beschäftigt war und wie es
kam, dass er sich draußen an Deck befand.«
    Brunelli verzog keine Miene. Nur ihre Augen bewegten sich,
als sie Franklin einen Blick zuwarf.
    »Das versteht sich doch von selbst!«, beharrte dieser. Erst
eine Unterbrechung, dann noch eine – er konnte seine Wut kaum noch beherrschen.
    »Was versteht sich von selbst?«, fragte Morrison so
unschuldig wie möglich.
    »Dass er damals genauso beschäftigt war wie heute! Dass er
dort arbeitete, dass er an Deck ging, dass …!«
    »All das, weil er jetzt

Weitere Kostenlose Bücher