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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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zu
kennen.
    Der Kellner brachte ihm sein Essen, und da er mit niemandem
sprechen konnte, begann Morrison erneut über sein Verhalten während des
heutigen Prozesstages nachzudenken. Wenn Franklin auf der Herrentoilette eine
Waffe genommen und ihn getötet hätte, hätte er nichts anderes getan als Danielle
in jener Nacht auf der Black Rose – er hätte einen Mord begangen.
Franklin musste sich gefühlt haben wie Danielle; genau die Wut und Frustration,
die er in seinen Augen entdeckt hatte, musste auch Danielle empfunden haben,
als sie ihren Mann erschoss.
    Während er die kleine Straße zu seinem Haus auf Nob Hill
hinaufging, versuchte Morrison sich Klarheit zu verschaffen. Wenn man nur die
Tatsachen betrachtete und die Gefühle ignorierte, war Danielle offenkundig
schuldig. Sie hatte ihren Mann in einer Situation getötet, in der sie nicht
physisch bedroht war. Sie hätte weggehen können. Doch wenn man ihre
Selbstachtung berücksichtigte, ihr Recht, als eigenständige Person behandelt zu
werden und nicht als stummes Objekt der Begierde ihres Mannes, dann war ihre
Tat zumindest moralisch nachvollziehbar.
    Einen halben Block von seinem Haus entfernt blieb Morrison auf
der Straße stehen. In der kühlen kalifornischen Nacht betrachtete er die
glitzernden Lichter in den Hügeln auf der anderen Seite der Bucht. Warum
stellte er diese Art von Überlegungen an? Um sich besser zu fühlen? Danielle hatte
ihren Mann getötet, weil ihr sein Gesichtsausdruck nicht gefiel? Wenn sie sich
derart gedemütigt gefühlt hatte, warum hatte sie die Demütigung dann nicht
erwidert? Sie hätte die Scheidung verweigern, ihn vor Gericht bringen und ihm
gerade, weil er reich und berühmt war und nicht nur berüchtigt wegen all seiner
dunklen Geheimnisse, das Leben zur Hölle machen können. Doch die Tat war aus
einem Impuls heraus geschehen, der keine Zeit für Berechnung ließ – so hatte
sie es ihm zumindest erzählt. Glaubte er ihr das? Spielte es überhaupt eine Rolle,
ob er es tat? Seit der Nacht, in der sie zum ersten Mal miteinander geschlafen
hatten, waren seine Gefühle verwirrt. Schuld oder Unschuld – diese Frage war
längst nicht mehr so einfach zu beantworten, wie es ihm zuvor erschienen war.
    Drei Blocks vor ihm, auf der anderen Straßenseite des Fairmont
Hotel, glitzerte im Lichtschein zahlloser Lampen das Mark Hopkins, das andere
berühmte Hotel der Stadt. Limousinen, Taxis und private Stretchlimousinen
bewegten sich in einer langsamen Prozession durch die offenen Säulenportale am
Haupteingang. Irgendwo ganz oben, eingetragen unter einem fiktiven Namen,
befand sich Danielle in ihrem Zimmer und wartete wahrscheinlich. Vielleicht
würde sie anrufen, vielleicht auch nicht, und je nach Stimmung die kurze
Strecke zu dem Haus laufen, in dem Morrison seine Wohnung hatte.
     
    Sie hatte sich angewöhnt, an den Abenden, an
denen sie ihn besuchte, verkleidet zu kommen. Zunächst hatte er geglaubt, es geschähe
als normale Vorsichtsmaßnahme, aus der Angst heraus, sie könnten beide
kompromittiert werden, wenn sie auf dem Weg zu seiner Wohnung oder auf dem
Rückweg kurz vor Morgengrauen gesehen wurde. Doch schließlich erkannte er, dass
es nicht aus Furcht um ihren Ruf und ganz gewiss nicht aus Furcht um den seinen
geschah. Ihr gefiel das Risiko, die Gefahr, dass sie vielleicht erwischt würde.
In den Nächten, in denen sie sich verkleidete, lag ihr einziger Stolz darin,
wen sie täuschen konnte. Eine Perücke, ein anderes Kleid und andere Schuhe, ein
neues Make-up und natürlich die veränderte Stimmung, der Ausdruck im Gesicht,
all das schien ihr eine seltsame Art von Vergnügen zu machen; sie genoss es
einfach, wenn auch nur für wenige Stunden, ein anderes Leben als ihr sonstiges zu
führen, das einer völlig fremden Frau. Sie hatte ihm erzählt, dass sie manchmal
am frühen Abend in die Hotelbar ging und sich von einem der Gäste dort einen
Drink spendieren ließ.
    Sie trug jedes Mal eine andere Verkleidung. All diese
verschiedenen Frauen kamen zwar jeweils einzeln zu Morrison, doch es waren so
viele und alle kamen sie so spät abends, dass der Doorman, obwohl er nie ein
Wort darüber verlauten ließ, geglaubt haben musste, Morrison sei an einem
Bordell beteiligt.
    Morrison wusste nie, wer an der Tür klopfen würde. Jedes
Mal war es eine andere Frau, und jedes Mal war es Danielle. Es war verrückt und
seltsam verführerisch, wie sie mit jeder Veränderung ihrer äußeren Erscheinung
einen anderen Charakter annahm – immer

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