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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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Danielle Robert Franklin als jemanden
abgetan hatte, der nicht zählte, verschwand aus ihren Augen. »Du hast Recht;
ich hätte das nicht sagen sollen – kein Wort davon.«
    Sie stand auf. »Du warst heute fabelhaft, das war alles,
was ich dir sagen wollte, und deswegen bin ich hergekommen. Ich weiß nicht, was
ich ohne dich täte. Achte nicht auf die Dinge, die ich sage – ich habe Angst.
Manchmal schlage ich einfach um mich.« Sie legte ihm die Hand an die Wange und
lächelte, ein stilles, bescheidenes Lächeln, das in seiner Verletzlichkeit
herzzerreißend war. »Ich werde gehen, wenn du das willst.«
    In dem Moment war Morrison klar, dass es zu spät war. Er
konnte nicht an den Anfang zurückkehren und zu dem Mann werden, der er vorher
gewesen war. Er war nicht nur in die Sache verwickelt, er war jetzt auf Gedeih
und Verderb an Danielle St. James gebunden. Er liebte eine Frau, die ihren Mann
ermordet hatte, und er würde alles in seiner Macht Stehende tun, um sie vor dem
Gefängnis oder vor Schlimmerem zu bewahren. Er würde mit seinem Anwaltsverstand
vielleicht ein Dutzend Rechtfertigungen für ihre Tat erfinden können, doch er
kannte die Wahrheit, und es war ihm gleichgültig. Er war verloren, und er
wusste es. Es gab nichts, was er tun konnte. Später würde er sich Sorgen
darüber machen, was als Nächstes passieren und was das alles für Konsequenzen haben
würde. Und während dieser Gedanke noch wie ein Echo in seinem Kopf nachhallte,
wusste er, dass es ihm egal sein würde. Es war zu spät, irgendetwas zu ändern;
es war von dem Tag an zu spät gewesen, an dem er sie zum ersten Mal gesehen
hatte, auf dem Deck der Black Rose, an jenem sonnendurchglühten
Nachmittag vor der Küste Kaliforniens.
    Spät in der Nacht, als Danielle neben ihm schlief,
erinnerte sich Morrison an diesen Tag und an das Glück, das er bei ihrem bloßen
Anblick verspürt hatte. Und er fragte sich, ob ihm je wieder etwas ein so gutes
Gefühl geben würde.
11
    Als Morrison aufwachte, war Danielle schon
gegangen. Als er sie Stunden später im Gerichtssaal wiedersah, war sie wieder
seine Mandantin und er ihr Verteidiger. Was immer nachts zwischen ihnen
geschah, die Tage blieben unter der konzentrierten Intensität des Prozesses das
Einzige, was zählte, und alles, woran Morrison denken konnte, waren der nächste
Zeuge und die nächste Frage, die er stellen musste.
    Das versuchte er sich jedenfalls einzureden, als er sich
auf den harten Holzstuhl hinter seinem Anwaltstisch setzte und seine Notizen
überflog. Während es ihm jedoch nicht wirklich gelang, am Morgen zu vergessen,
was in der Nacht zuvor geschehen war, zu verdrängen, was sie getan und welche
Gefühle sie in ihm ausgelöst hatte, schien Danielle sich nur an das zu
erinnern, woran sie sich erinnern wollte, und das auch nur, wenn ihr danach
war. Mit einer Stimme, die gerade laut genug war, um von den Geschworenen
gehört zu werden, sagte sie guten Morgen und nannte ihn Mr. Morrison.
    Philip Conrad, der auf seinem Platz gleich unter der
Richterbank saß, legte ein Farbband in seine Stenomaschine ein. Er hob langsam
den Kopf und sah Morrison an. Sein Gesichtsausdruck oder vielmehr seine
offensichtlich zur Schau getragene Gleichgültigkeit schien Morrison der Versuch
zu sein, etwas zu verheimlichen, das Bemühen, sein vernichtendes Urteil
zurückzuhalten, das er gleich hinter Conrads Augen sah oder zu sehen glaubte.
Oder blickte Morrison in den Spiegel seines halb vergessenen Gewissens, im
Bewusstsein darum, dass er ebenfalls nur einer dieser Anwälte war, die bereit
sind, alles zu tun, um zu gewinnen? Conrad sah ihn weiterhin mit dem gleichen
ausdruckslosen Gesicht an, was schlimmer war als irgendeine hinausgerufene
Missbilligung über Morrisons
Verrat – nicht an ihm, Conrad, sondern an sich selbst. Morrison senkte den
Blick und tat, als läse er.
    Alice Brunelli segelte in den Gerichtssaal. Sie trug ein
Aktenbündel unter dem Arm, Dokumente zu anderen Verfahren, denen sie sich
zuwenden wollte, wenn sie dem, was in diesem Prozess vorging, gerade nicht
aufmerksam folgen musste. Brunellis einzige Leidenschaft war die Jurisprudenz.
Andere Richter mochten ihre Wochenenden auf dem Golfplatz verbringen, sie
verbrachte ihre Freizeit in der Bibliothek oder in ihrem Arbeitszimmer.
    »Rufen Sie bitte Ihren nächsten Zeugen auf«, befahl sie und
vergrub die Nase in einem Aktenordner.
    Es gab keine Reaktion. In ihre Lektüre vertieft, bemerkte
Brunelli zunächst nichts Ungewöhnliches.

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