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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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›laute Stimmen‹ gehört hätten, ›Schreie‹. Wo genau befanden
Sie sich, als Sie diese Stimmen hörten – in Ihrer Kabine?«
    »Ja.«
    »Aber Sie schliefen nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Ich will damit sagen: Die Stimmen waren nicht so laut – immerhin
haben Sie von ›Schreien‹ gesprochen –, dass sie Sie geweckt hätten?«
    »Nein, Mr. Morrison. Wie ich schon sagte, ich schlief
nicht.«
    Morrison blickte zu Boden und lächelte vor sich hin.
Schließlich hob er den Blick. »Worüber haben sie gesprochen – oder vielmehr:
geschrien?«, fragte er, als er den Kopf zur Seite neigte und die Handflächen
nach oben drehte. »Konnten Sie etwas verstehen?«
    »Das weiß ich nicht genau«, erwiderte Nastasis. »Ich konnte
ihre Worte nicht hören.«
    »Sie konnten ihre Worte nicht hören. Verstehe. Sie hörten ›laute
Stimmen‹, ›Schreie‹ … Was ist es nun, Mr. Nastasis: laute Stimmen oder
Schreie?«
    Verwirrt zuckte Nastasis die Schultern. Er verstand die
Unterscheidung nicht.
    »Das ist keine schwierige Frage, Mr. Nastasis.
Menschen sprechen manchmal mit lauter Stimme, um sich Gehör zu verschaffen oder
weil sie einem Argument Nachdruck verleihen wollen – beherrschen sich aber
noch. Schreien tun sie erst, wenn sie sich nicht mehr in der Gewalt haben. Also
noch einmal, Mr. Nastasis: Worum handelte es sich? Um Schreie, nicht wahr?
Die Kabinen an Bord der Black Rose sind fast schalldicht, nicht wahr?«
    Jetzt verstand Nastasis. »Ja, Schreie, Rufe, wenn Ihnen das
lieber ist. Sie waren zornig. Da habe ich keinen Zweifel.«
    »Wütend, unbeherrscht, irrational … Sind das die Worte, die
Sie benutzen würden, um zu schildern, was Sie hörten?«
    Nastasis stimmte sofort zu. Morrison nickte eindringlich. »Ja,
zornig, irrational«, sagte Morrison mit einem hilfesuchenden Blick zu den
Geschworenen. »Nicht die Stimme von jemandem, der dabei ist, einen
wohlberechneten Plan auszuführen …«
    »Einspruch!«, rief Franklin, der bei diesen Worten beinahe
von seinem Stuhl hochsprang.
    »Schon richtig, das hätte ich nicht sagen sollen«, sagte
Morrison, bevor Brunelli ihn zurechtweisen konnte. Er wandte sich wieder an den
Zeugen. »Sie sagten, Sie hätten zunächst Schreie gehört und dann einen Schuss –
etwas, was Sie für einen Schuss hielten. Wie lang war die Pause dazwischen, wie
viel Zeit verging zwischen den Schreien und dem von Ihnen gehörten Schuss oder
was immer es war? Sekunden, Minuten … wie lange?«
    Nastasis’ Augen wurden schmal. Er kniff die Lippen zusammen.
Während er sich sichtlich bemühte, seiner Erinnerung auf die Sprünge zu helfen,
tippte Morrison methodisch mit zwei Fingern auf das Geländer der
Geschworenenbank. Das Schweigen im Gerichtssaal wurde beinahe unerträglich.
    »Ich weiß nicht«, sagte Nastasis schließlich. »Sicher nicht
so lange, wie es mir vorkam.«
    Morrison klappte der Unterkiefer herunter. »Nicht lange …?
Ja, ich glaube, ich verstehe, was Sie meinen. Das Schreien hörte auf, eine
ganze Weile war da nichts, kein Laut, und dann hörten Sie es … Ist es das, was
Sie meinen?«
    Mit einem rätselhaften Lächeln auf den Lippen beugte
Mustafa Nastasis sich vor. »Ja, genau«, nickte er. »Es war genau so, wie Sie es
schildern. Nur eins möchte ich hinzufügen: Die Stille, die vielleicht bloß ein
paar Sekunden angedauert hatte, kam mir sehr viel länger vor, weil sie das
heftige Geräusch betonte, das davor und danach gekommen war.« Er verstummte
kurz, überdachte seine Worte noch einmal, und dann, zufrieden mit dem Resultat,
nickte er erneut. Er hob den Blick zu Morrison und wartete.
    Dieser ging zu seinem Tisch zurück, blickte auf Danielle hinunter
und drehte sich langsam um.
    »Die Waffe, die Mrs. St. James in der Hand hielt – wie
lange hatte sie sie gehalten?«
    Nastasis schüttelte den Kopf. Er war unsicher, was die
Frage bedeutete. »Ich verstehe nicht …«
    »Hatte sie sie da gerade erst aufgehoben?«, fragte
Morrison. Er machte einen raschen Schritt nach vorn. »Sie haben ausgesagt, Sie hätten
etwas gehört, was Sie für einen Schuss hielten – das sei der Grund gewesen,
weshalb Sie Ihre Kabine verlassen hätten und an Deck gegangen seien. Sie haben
aber nicht mit angesehen, wie die Waffe abgefeuert wurde«, beharrte er mit
einem plötzlichen Ausbruch von Energie. »Sie haben nicht gesehen, wer diese
Waffe abgefeuert hat, oder? Ich wiederhole meine Frage: Hatte sie sie gerade
erst aufgehoben?«
    »Ich weiß nicht. Ich nehme nur an …«
    »Sie wissen

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