Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
Vom Netzwerk:
Doch plötzlich fuhr ihr Kopf hoch,
wurden ihre Augen schmal und richteten sich auf den stummen Mr. Franklin.
Doch dessen Platz war leer, sein Stuhl immer noch dicht an den Tisch geschoben.
    Danielle warf Morrison einen Blick zu. Ihre Augen waren
voller Triumph und so etwas wie Bosheit. Sie hatte ihm gesagt, dass Franklin
nicht kommen würde! Morrison gab ihr mit einem mahnenden Blick zu verstehen,
dass sie sich beherrschen sollte.
    »Bedaure, Euer Ehren«, ertönte in dem Moment die Stimme von
Franklin, der durch die Doppeltüren am hinteren Ende den Gerichtssaal betrat.
Er lief fast den Mittelgang entlang, die vollgestopfte, abgewetzte Aktentasche
fest unter den Arm geklemmt. Er schwitzte und war außer Atem. »Ich habe die
ganze Nacht durchgearbeitet. Deshalb habe ich auch verschlafen«, erklärte er. Er
ließ die Aktentasche auf den Tisch fallen und begann, seine Krawatte
hochzuschieben.
    Wie er so dastand, wie einer der von ihm Verurteilten, die
um Gnade flehten, machte er wirklich einen bedauernswerten Eindruck. Morrison
wandte sich ab und widmete sich erneut seinen Notizen. Danielle behielt die
Szene weiter im Auge. Es hatte den Anschein, als würde sie jede Minute
genießen.
    Alice Brunelli musterte Robert Franklin mit kalter
Gleichgültigkeit. Man erschien nicht zu spät bei Gericht – niemals. Dafür gab
es keine Entschuldigung. Wenn er, Franklin, die ganze Nacht aufgeblieben war – was
streng genommen sicher nicht der Fall war –, dann hätte er sich hüten müssen,
in einen Schlaf zu fallen, aus dem er vielleicht nicht so schnell wieder
aufwachen würde.
    »Rufen Sie Ihren nächsten Zeugen auf«, wiederholte sie
schließlich. Was immer Franklin empfand, er behielt es für sich. Sein nächster
Zeuge war der Polizei-Detective, den man auf die Black Rose gerufen
hatte, nachdem diese nach San Francisco zurückgekehrt war. Franklin hatte keine
drei Fragen gestellt, als Morrison schon seinen ersten Einspruch erhob,
wenngleich mit weniger Arroganz und in einem ruhigen, geschäftsmäßigen Tonfall.
    Doch das war nichts im Vergleich zu der Veränderung, die Franklin
durchgemacht hatte. Statt jedes Mal in zorniger Frustration auf den Fußballen
zu wippen, wenn Morrison ihn unterbrach, wartete er jetzt mit würdiger Geduld,
bis die Richterin entschieden hatte. Wenn sie den Einspruch ablehnte, den
Morrison erhoben hatte, wandte sich Franklin sofort erneut dem Zeugen zu und wiederholte
die Frage. Wenn sie dem Einspruch stattgab, nickte er zum Zeichen, dass er
dankbar sei, innerhalb der Vorschriften gehalten zu werden. Er, Franklin, würde
die Geschworenen nicht zu blenden versuchen und damit zu einem Urteil bringen,
das nicht durch Beweise gestützt wurde. Doch er konnte seinen Standpunkt vertreten
und den Geschworenen zeigen, was es an Beweisen gab, um sie zu den richtigen
Schlussfolgerungen gelangen zu lassen.
    Wie Morrison Danielle warnend gesagt hatte, lernte Franklin
aus seinen Fehlern.
    Louis Britton hatte das erschöpfte Aussehen eines
altgedienten Detective, eines Mannes, der schon zu viel an menschlicher Gewalt
und Erniedrigung gesehen hat. Die Tatsache, dass ein Mord geschehen war, oder
das Phänomen Mord als solches interessierten ihn nicht: Sein einziges Interesse
galt den Einzelheiten. Dank seiner langjährigen Erfahrung arbeitete sein
Verstand methodisch und rational; ein Mord war wie jedes Problem etwas, das man
studieren, analysieren und lösen musste. Für moralische Urteile hatte er keine
Zeit und vielleicht auch nicht mehr die Fähigkeit. Selbst wenn er aufgefordert
wurde zu schildern, wie ein anderer Mensch abgeschlachtet worden war, sah man
kaum je eine Gefühlsregung in seinem Gesicht, einen veränderten Ausdruck in
seinen Augen. Er beantwortete Franklins Fragen nach dem, was er an Bord der Black
Rose vorgefunden hatte, mit fast gelangweilter Gleichgültigkeit.
    »Da war nicht viel zu sehen«, sagte er achselzuckend. »Der
Kapitän – Nastasis – hatte diesen Teil des Decks mit einem Seil abgesperrt,
doch das war drei Tage vor der Rückkehr nach San Francisco, und der Regen und
die salzige Gischt hatten einiges an Spuren vernichtet.«
    Franklins Augen zuckten vor Nervosität. »Ja, ich verstehe.
Aber da war immer noch Blut, genug, um Sie erkennen zu lassen …?«
    »Ja«, bestätigte Britton, der sich sofort an die
Geschworenen wandte. »Blut an der Reling, auf dem Deck – mehr als genug für eine
schlüssige Identifikation.«
    »Eine schlüssige Identifikation?«
    »DNA. Es steht außer

Weitere Kostenlose Bücher