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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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die wirklich weiß, was passiert ist, bist du,
und du wirst nicht aussagen.«
    »Du glaubst nicht, dass die Beweislage gegen mich ausreichend
ist, aber du bist dir nicht wirklich sicher, oder?«
    »Nein«, gab er zu. »Ich kann mir nicht sicher sein.
Ich würde lügen, wenn ich es behauptete.«
    Später, als sie in seinen Armen lag und das einzige Licht
vom Mond kam, der durchs Fenster schien, fragte sie: »Macht es dir etwas aus?
Stört es dich, dass ich ihn getötet habe, dass ich nicht so unschuldig bin, wie
du alle anderen glauben machen willst?«
    Morrison war erschöpft – zu müde, um über die moralischen Implikationen
dessen nachzudenken, was er tat. Die meisten der von ihm verteidigten Menschen
waren schuldig; das hatte ihn bisher noch nie gestört. Man tat, was man tun
musste, um zu gewinnen, und mochte er die Vorschriften auch gebeugt haben, missachtet
hatte er noch nie welche. Das Einzige, was wichtig war, seine einzige
Verpflichtung, war der Prozess. Später, wenn es vorbei sein, wenn er Danielle gerettet
haben würde, konnte er sich noch genug Gedanken darüber machen, ob er es
vielleicht auf irgendeine andere und bessere Weise hätte schaffen können.
    »Es war ein Unfall; du hast es nicht absichtlich getan.«
    »Aber ich habe es getan. Ich nahm die Waffe und folgte ihm
an Deck, und als er anfing, mich auszulachen und mir zu sagen, ich könne nichts
tun, habe ich ihn erschossen. Das habe ich dir gesagt. Ich konnte es nicht mehr
ertragen.«
    »Du hattest es nicht geplant; du hättest es nicht getan,
wenn du Zeit gehabt hättest nachzudenken. Du sahst, was er dir antat, wie er
dich im Bett angelogen hatte. Da verlorst du die Beherrschung. Das war aber
nicht deine Absicht. Es war ebenso sehr ein Unfall, als hätte sich der Schuss
während eines Kampfs gelöst, während du versuchtest, ihm die Waffe wegzunehmen.«
    Sie hob den Kopf von seiner Schulter und sah ihn an. Ihr
Blick war seltsam. »Ich nehme an, dass es so hätte passieren können.«
12
    »Die Anklage ruft Rufus Wiley auf.«
    Franklin starrte auf die Tischplatte. Ein schmallippiges Lächeln
zeigte sich auf seinem Mund. Wiley war das fehlende Steinchen in seinem Puzzle.
Statt einer lockeren Sammlung unzusammenhängender Fakten würde die Beweislage
der Anklage zu einer makellosen Erzählung werden, einer Geschichte von Habgier und
Mord, in der die Killerin wie in allen guten Geschichten für das, was sie getan
hatte, bezahlen musste.
    Rufus Wiley hatte die scharfen und intelligenten Augen
eines Mannes, den man gelehrt hatte, alles auf seine Grundelemente zu
reduzieren. Es stand außer Frage, welche er dafür hielt. Physiker mochten in
Begriffen von beweglicher Materie sprechen, doch Rufus Wiley, der mit
menschlichem Verhalten vertrauter war, dachte in Begriffen von Geld im Umlauf.
Er warf den Geschworenen einen Blick zu, als stellte er eine schnelle
Berechnung über ihr durchschnittliches Nettoeinkommen an.
    »Mr. Wiley, Sie waren Angestellter von Nelson St.
James?«
    »Ja, das war ich.«
    Seine Stimme war trocken, fest und unaufgeregt. Rufus Wiley
war ein Mann, der mit Fakten umging.
    »Wie lange waren Sie um die Zeit seines Todes bei ihm
beschäftigt gewesen?«
    Wiley zögerte nicht. »Dreizehn Jahre und zwei Monate.«
    Franklin schien einen gewissen Rest von Stolz in der
Präzision zu finden, mit der Wiley antwortete. Er rieb die Hände aneinander und
trat näher an den Zeugen heran.
    »Was genau haben Sie für Mr. St. James getan?«
    »Einspruch!«
    Franklin drehte sich nicht um, er bewegte überhaupt keinen Muskel,
sondern hob nur den Blick zur Richterbank.
    Richterin Brunelli blickte weiter auf ihre Unterlagen. »Mit
welcher Begründung, Mr, Morrison?«
    »Ungenau und reine Mutmaßung«, erwiderte er. »Wenn Mr. Franklin
wissen möchte, was Mr. Wiley im Lauf seiner Beschäftigung für Mr. St.
James getan hat, soll er ihn das direkt fragen und keine Frage stellen, die zum
Beispiel auch miteinschließt, ob er an seinem freien Tag je mit ihm Golf
gespielt hat oder mit ihm in der Bar des Plaza einen Drink nahm oder einmal zu
einer Doppelverabredung mit ihm ausging, als sie beide noch jünger waren, oder
…«
    Brunelli blickte immer noch auf ihre Akten und machte mit der
Hand eine lustlose Bewegung. »Ja, ja, wir verstehen schon, Mr. Morrison.
Und Ihnen wären wir verbunden, wenn Sie ein wenig genauer sein könnten, Mr. Franklin.«
    Franklin war bereit, »Was war Ihre Hauptfunktion im Lauf
Ihrer Beschäftigung bei Mr. St.

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