Black Rose
können Sie sicher sein, dass er es sich nicht anders
überlegt hatte, was die Scheidung betraf? Er wies Sie an, bis zu seiner Rückkehr
nichts zu unternehmen – doch er kehrte nie zurück. Ist es nicht möglich, dass
er sich entschlossen hatte, seine Ehe doch noch zu retten? Sie waren seit
Wochen nicht mehr da.«
»Nein. Er rief mich von der Yacht aus an und gab mir
Anweisung, die Scheidung gleich am Montagmorgen einzureichen.«
»Und wann war das? Wann kam dieser Anruf?«
»Am Abend vor seinem Tod.«
Franklin tippte mit der Hand auf die Geschworenenbank und ging
dann, leise vor sich hin nickend, zu seinem Tisch zurück.
Morrison stand verblüfft neben dem Anwaltstisch.
»Wenn Sie die Rechtsangelegenheiten von Mr. St. James
erledigten, haben Sie ihm dann erklärt, was jedes Mal zu tun war und wie
mögliche Alternativen aussehen konnten?«
»Ja, darum habe ich mich bemüht.«
»Aber mit dem Ehevertrag haben Sie das nicht getan, nicht wahr?
Sie haben vorhin gesagt, Sie hätten ihn auf seine Anweisung hin aufgesetzt,
aber das stimmt nicht, nicht wahr? Der Ehevertrag war nicht seine Idee, Mr. Wiley,
sondern Ihre. Und tatsächlich war er dagegen, als Sie es ihm zum ersten Mal
vorschlugen; er sagte, er wolle keinen Ehevertrag – war das so oder nicht, Mr. Wiley?«
»Ich war sein Anwalt, Mr. Morrison«, entgegnete Wiley mit
eisiger Reserviertheit. »Ich war verpflichtet, nach bestem Wissen und Gewissen
auf seine Interessen zu achten.«
»Weil er die manchmal selbst nicht kannte?«
»Nelson – Mr. St. James – handelte manchmal impulsiv.
Wenn er etwas wollte, war ihm nicht immer klar, dass er vielleicht schon bald
das Interesse daran verlieren würde, in dem Moment, da er es hatte.«
Ein Ausdruck von Nachdenklichkeit breitete sich auf Rufus Wileys
Zügen aus – der Ausdruck eines Mannes, der keinen Enthusiasmus kannte, der nie
die Aufregung gespürt hatte, wie Hoffnung über Erfahrung triumphiert. Er war
immer vorsichtig und beherrscht gewesen.
»Nelson St. James war stets mehr als großzügig zu den
Frauen gewesen, die er kannte, doch er hat nie eine von ihnen geheiratet. Mir
war nicht ganz klar, warum er Danielle heiraten wollte. Es schien eine Art
Herausforderung zu sein, die er sich selbst gestellt hatte. Ich glaube nicht,
dass er verliebt war. Er sprach nie über sie, so wie ein Mann über die Frau
spricht, die er heiraten will, um mit ihr eine Familie zu gründen. Der einzige
Grund für seine Heirat, den er mir je nannte, war sein Wunsch nach einem Kind,
und er wusste, dass ihm dafür nicht mehr viel Zeit blieb.«
»Und das war der Grund, weshalb Sie auf einem Ehevertrag bestanden:
weil Sie das Gefühl hatten, dass er nicht mehr mit ihr würde verheiratet sein
wollen, sobald sie ihm das erwünschte Kind geschenkt hatte?«
»Wie ich schon sagte, Nelson St. James hatte noch nie etwas
sehr lange gewollt, nachdem er es bekommen hatte. Ich muss jedoch gestehen,
dass ich in all den Jahren unserer Zusammenarbeit nie bei ihm erlebt hatte,
dass er sich etwas so sehr wünschte, wie er sie zu wünschen schien.«
Man konnte beinahe spüren, wie die Geschworenen die Wahrheit
dieser Worte anerkannten. Danielle St. James vermochte selbst einen Mann, der
alles haben konnte, so empfinden zu lassen.
»Aber ist das, Mr. Wiley, nicht gerade der Grund,
warum Menschen heiraten? Weil sie einander so sehr wollen?«
»Normalerweise ist das wohl so, da stimme ich Ihnen zu.
Aber Nelson war nicht wie die meisten Menschen. Er hasste alles, was auch nur
entfernt an Dauer erinnerte. Das hatte ihn zu dem gemacht, was er war. Er
brauchte das Gefühl, dass es immer etwas Neues gab, das man sich holen musste.
Sobald seine Entscheidung für einen bestimmten Gegenstand gefallen war, konnte
ihn nichts mehr aufhalten; der einzige Grund, weshalb er etwas kaufte, war der,
es später wieder zu verkaufen. Irgendwann kam er zu dem Entschluss, dass er Danielle
haben, dass er sie heiraten musste. Warum er das glaubte, weiß ich nicht genau,
doch Nelson hatte sich nicht verändert: Der Weg war für ihn immer noch das
Ziel. Er wollte sie zwar heiraten, hatte aber nie die Absicht, sie zu behalten.
Aus diesem Grund empfahl ich ihm, einen Ehevertrag aufzusetzen: weil ich es für
meine Aufgabe hielt, ihn vor dem zu schützen, was später unweigerlich passieren
würde, wie ich wusste.«
»Sie sagen, er hätte nie vorgehabt, sie zu behalten? Aber
vorhin haben Sie es gerade andersherum erscheinen lassen: dass sie nicht
vorhatte, ihn zu
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