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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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Allmählich
füllten sich die Tische mit Menschen, die im Freien etwas trinken wollten.
Während er dem melodiösen Klang der italienischen Stimmen lauschte, fühlte
Morrison sich auf behagliche Weise fremd. Er war an einen Ort gekommen, den er
nicht kannte, umgeben von einer Sprache, die er nicht beherrschte, aber dennoch
genoss er die Atmosphäre, als trüge die mit Wohlgerüchen gesättigte
sizilianische Luft ein Racheversprechen.
    Er blickte wieder durch das Fernglas, konnte aber weder Danielle
noch St. James entdecken. Er wusste, dass sie da waren, wenn nicht auf der
Yacht, dann irgendwo in der Nähe. Die Black Rose war jetzt das einzige
Zuhause, das sie hatten. Die Wohnung in New York, die anderen Häuser und
Wohnsitze hatte Danielle sämtlich verkauft und dann das Land verlassen. Den
Gerüchten zufolge, die unter einigen ihrer früheren Freunde kursierten, war sie
nach Europa gereist, um näher bei ihrem Sohn zu sein.
    Morrison lag voll angekleidet auf dem Bett, starrte an die
Decke und wartete darauf, dass die Zeit verging. Er war erschöpfter, als er
geglaubt hatte, und schloss die Augen, um einen Moment auszuruhen.
    Es war beinahe stockdunkel, als er mit einem Ruck
aufwachte. Er sprang vom Bett auf und eilte ans Fenster. Die Black Rose war
immer noch da, eine dunkle Silhouette vor dem nächtlichen Himmel, beleuchtet
allein von den Positionslichtern in Deckhöhe. Morrison blickte auf seine
Armbanduhr. Es war fast neun Uhr. Wenn sie nicht auf der Yacht zu Abend aßen,
befanden sie sich unten im Hotel.
    Er duschte und rasierte sich, zog einen dunklen Anzug und Krawatte
an und fuhr mit dem Fahrstuhl hinunter zum Erdgeschoss. Der Oberkellner
begrüßte ihn mit Zuvorkommenheit im Speisesaal des Hotels, der die Größe eines
Ballsaals hatte. Der Parkettfußboden glänzte im Schein der Kronleuchter, und
mehrere Paare bewegten sich in einem langsamen Tanz zu den Klängen des
Konzertflügels. Morrison wurde ein kleiner Tisch neben den Fenstern zum Hof
angewiesen, hinter dem das mondbeschienene Meer lag.
    Er bestellte ein Glas Wein und begann sich in dem gut
besuchten Saal umzusehen. Er ließ den Blick von einem Tisch zum nächsten
wandern. Er sah sie nicht. Und dann plötzlich, während einer Pause der Musik,
wurde die Tanzfläche frei, und er entdeckte sie. Nelson St. James und seine
Frau saßen mit einem halben Dutzend anderer Leute zu Tisch und speisten. Sie
bemerkten Morrison erst, als er direkt vor ihnen stand.
     
    Er blickte St. James offen an. »Ich frage mich,
ob Sie etwas dagegen hätten, wenn ich mit Ihrer Frau tanze.«
    St. James blickte hoch. Das Lächeln auf seinen Lippen
erstarb. Doch dann, bevor es jemand bemerken konnte, zwang er es zurück. Er
tat, als wäre Morrisons plötzliches Auftauchen eine willkommene Überraschung.
Mit einer einladenden Handbewegung und in einem Tonfall von ausgesuchter
Höflichkeit sagte er: »Ich möchte Ihnen Andrew Morrison vorstellen, einen
begabten amerikanischen Anwalt und alten Freund meiner Frau.«
    St. James blickte ans Tischende, wo Danielle saß. Sie
starrte Morrison an, als sähe sie sich einem Geist gegenüber. Während die
anderen die Szene beobachteten und sich fragten, was dieser sprachlose Blick zu
bedeuten hatte, stand St. James auf und schüttelte Morrison die Hand.
    »Sie hätten uns Bescheid geben sollen, dass Sie kommen.
Wohnen Sie hier im Hotel? Wir haben viel Platz auf der Black Rose, falls
Sie gern an Bord …«
    »Ich würde gern tanzen.« Danielle war aufgestanden und um den
Tisch herumgegangen. Sie stand direkt vor Morrison.
    Dieser sah mit einem seltsamen Lächeln weiterhin St. James
an. »Schön, dass Sie sich offenbar so guter Gesundheit erfreuen! Eine Zeit lang
haben einige von uns sich Sorgen um Sie gemacht.«
    Dann nahm Morrison Danielle bei der Hand und führte sie auf
die Tanzfläche. Um sie herum war der Lärm von Stimmen und Musik. Sein Herz
pochte heftig, und das Blut pulsierte in seinen Adern. Er hatte genau das
getan, was er erhofft, woran er Monate gedacht hatte: Er hatte St. James offen
in die Augen geblickt und ihm gesagt, dass sein Geheimnis kein Geheimnis mehr
war. Aber konnte er auch Danielle auf diese Weise entgegentreten? Ihre Nähe,
ihr Duft, als er sie in seinen Armen hielt, brachten Erinnerungen zurück, die
er längst vergessen geglaubt hatte. Er versuchte sich daran zu erinnern, was sie
ihm angetan hatte, und an den Grund seines Hierseins.
    Morrison hatte sich jedes einzelne Wort zurechtgelegt, das
er sagen wollte. Er

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