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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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wie
seine eigenen Worte, kaum hatte er sie ausgesprochen, ihn zu erregen schienen,
ließen Morrison erkennen, dass St. James nur ins Blaue hinein Verdächtigungen
äußerte und in Wirklichkeit keine Ahnung hatte, was zwischen ihm und Danielle passiert
war.
    »Hat Danielle Ihnen das erzählt?«, fragte er bemüht
gleichgültig und nippte an seinem Eistee. »Dass wir miteinander geschlafen hätten?«
Morrison wartete einen Moment, weil er St. James Zeit lassen wollte
nachzuhaken. Doch St. James erwiderte nichts.
    Morrison nahm einen weiteren Schluck Eistee. »Es lag nicht
an dem, was sie sagte. Es lag daran, was sie tat.«
    »Was sie tat?«
    »Ihr Verschwinden einen Tag nach Prozessende … Wir waren abends
zum Essen verabredet. Stattdessen verließ sie ihr Hotel am frühen Morgen und
machte sich nicht einmal die Mühe anzurufen. Ich habe mich immerzu gefragt,
warum sie das getan hat, warum sie es so eilig hatte, wegzukommen. Erst dachte
ich, vielleicht wäre ihrem Sohn etwas zugestoßen und dass sie nach New York hatte
zurückfliegen müssen. Ich habe Freunde in New York, die ich bat, sich zu
erkundigen.«
    »Und Sie fanden heraus, dass er in der Schweiz ein Internat
besucht. Ja, ich verstehe. Aber das erklärt nicht wirklich etwas, oder doch, Mr. Morrison?«,
beharrte er. »Danielle war mit Ihnen zum Dinner verabredet, und stattdessen
verließ sie die Stadt. Wie sind Sie darüber auf die Idee gekommen, dass ich
nicht tot war? Sie hatte eine schreckliche Zeit hinter sich, einen Prozess
wegen Mordes, und obwohl man sie freigesprochen hatte, waren trotzdem noch alle
davon überzeugt, dass sie es getan hatte. Warum hätte sie nicht von all diesen
neugierigen Reportern wegkommen wollen? Warum hätte sie nicht an irgendeinen
sicheren Ort verschwinden wollen? Nein, Mr. Morrison, das kann es nicht
gewesen sein. Im Übrigen: Selbst wenn Sie zu dem Schluss gekommen wären, dass
ich noch am Leben war, hätte Sie das niemals hierher nach Sizilien gebracht, halb
um die ganze Erde. Von allein hätten Sie mich nicht finden können. Jemand hat
Ihnen erzählt, dass ich am Leben bin und wo ich mich aufhalte – und so
schwierig ist es nicht, sich vorzustellen, wer das war. Aber lassen Sie uns das
bis auf weiteres vergessen. Tatsache ist, dass Sie mich gefunden haben. Mir ist
nur nicht klar, warum Sie mich überhaupt gesucht haben. Was hoffen Sie zu
erreichen? Was glauben Sie tun zu können? Oder vielleicht sollte ich fragen:
Was, glauben Sie, kann ich für Sie tun?«
    Morrison sagte kein Wort. Sein Gesicht war eine undurchdringliche
Maske. In der atemlosen Stille des glühend heißen Nachmittags versuchten beide
Männer zu erraten, was im Kopf des anderen vorging.
    »Ja, Sie sind wütend. Und ich kann es Ihnen kaum verdenken«,
sagte St. James schließlich. »Aber wenn Sie ehrlich sind, welche Veranlassung
haben Sie, so wütend zu sein – abgesehen natürlich von Ihrem verletzten Stolz?«
    Er hatte mit einer solchen Gleichgültigkeit gesprochen,
einer so zynischen Missachtung dessen, was Morrison in seinem ganzen Leben als
Anwalt für heilig gehalten hatte – Ehrlichkeit und Integrität –, dass er sofort
zu protestieren begann.
    St. James tat es mit einer Handbewegung ab. »Niemand wurde verletzt,
niemand getötet. Sie haben eine Frau verteidigt, die eines Verbrechens
angeklagt war, das sie nicht begangen hat, und Sie haben gewonnen. Wollen Sie
sich über das Ergebnis beschweren?«
    Er hatte eine Augenbraue hochgezogen, wie zum Lob dessen,
was er für einen perfekten Plan gehalten hatte: Niemand war getötet, niemand
verletzt worden und die ganze Welt zu der Annahme verleitet, er sei tot.
    Morrison nahm seine Sonnenbrille ab und blickte St. James
offen in die Augen. »Sie haben mich benutzt, Sie und Ihre Frau.«
    St. James lachte. »Wir werden alle benutzt, Mr. Morrison.
So ist die Welt nun mal!« Er musterte Morrison mit einem stillen, prüfenden
Lächeln. »Und selbst wenn man Sie benutzt hätte – macht es Ihnen wirklich etwas
aus?«
    Er ließ die Frage in der Luft schweben, diese zweite Anspielung
auf das, was Morrison und Danielle vielleicht getan hatten. Sollte Morrison
doch sein Gewissen daraufhin überprüfen, inwieweit er ein allzu williges Opfer
gewesen war.
    »Ich wurde benutzt«, beharrte Morrison. »Man hat mich
angelogen und mir etwas erzählt, was nie passiert ist.«
    »Sie sind Strafverteidiger, Mr. Morrison!«, rief St.
James aus. »Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Ihnen das noch nie
passiert ist?

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