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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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nicht so?«
    Das Lächeln auf Morrisons Lippen war jetzt nur noch zu
erahnen. Er löste seinen Arm aus ihrer Umklammerung, und als fände er ein
grausames Vergnügen daran, ihre Frage zu ignorieren, begann er über die Ruinen
der antiken Säulen zu sprechen, die überall um sie herum aufragten.
    Sie packte ihn wieder am Arm, diesmal härter. »Das ist doch
so, nicht wahr?«, beharrte sie. »Sobald man freigesprochen worden ist, können
sie einen nicht wieder vor Gericht stellen – oder?«
    Morrison entzog sich ihr, verschränkte die Arme vor der
Brust und starrte zu Boden. Er trat nach einem Kieselstein. Es war nur eine
leichte Bewegung seines Fußes, die aber ausreichte, den Stein auf den alten,
grob behauenen Platten wegrollen zu lassen.
    »Dann wäre da immer noch die Frage deines Gewissens.
Könntest du mit dem Wissen leben, dass du jemanden kaltblütig umgebracht hast?«
    Er wartete auf eine Antwort – vergeblich. Wieder trat er
nach einem Stein, diesmal härter. Der Kiesel hüpfte auf den nächsten Stein und
rollte dann noch ein Stück weiter. Morrison lächelte über die Leichtigkeit, mit
der die Dinge in Bewegung gesetzt werden konnten.
    »Der Mann, den du geheiratet hast, der Vater deines
Kindes …«, fuhr er fort. Seine Augen blickten ruhig und konzentriert. »Das könntest
du tun: den Mann ermorden, der der Vater deines Kindes ist?«
    Noch immer hatte Danielle nicht reagiert. Morrison hob den Kopf.
Ihr Blick war kalt und abschätzig.
    »Sobald man freigesprochen ist, können sie einen nicht
wieder vor Gericht stellen – oder?« Sie wiederholte die Frage Wort für Wort,
als wäre alles andere unwichtig: Es interessierte sie nicht, ob ein Mord
richtig oder falsch war, sondern ob sie damit durchkommen konnte.
    »Doppelte Strafverfolgung – das ist es, was du wissen
möchtest?«
    Danielle kniff die Lippen zusammen.
    »Warum willst du ihn denn töten? In Wahrheit seid ihr
beiden euch doch ähnlich …«
    Nichts konnte sie bremsen. Morrison hätte sie anschreien
können, und es hätte keinen Unterschied gemacht. Sie musste eine Antwort
bekommen, sie musste es wissen.
    »Das können sie nicht, oder?«
    Morrisons Aufmerksamkeit wurde plötzlich abgelenkt: Langsam
und methodisch, unter sichtlichen Mühen, bahnte sich St. James einen Weg durch
die Menge der Touristen. Morrison wandte sich erneut Danielle zu.
    »Niemand kann wegen desselben Verbrechens zweimal angeklagt
werden.« St. James hatte sie fast erreicht. Er blickte wieder zu Danielle zurück.
»Aber das ist kein Grund, es zu tun.«
    St. James war außer sich vor Wut. Er ignorierte Morrison,
packte Danielle am Arm und verlangte zu wissen, weshalb sie versucht hatte
wegzulaufen.
    Sie wehrte sich heftig gegen seinen Griff, konnte sich aber
nicht frei machen. »Lass mich los! Was soll das? Was tust du da? Bist du verrückt
geworden? Ich bin überhaupt nicht weggelaufen!«
    Er packte sie mit beiden Händen. »Du glaubst wohl, ich
wüsste nicht, was du tust – was du gerne tätest: mit ihm durchbrennen!«
    Er nickte in Richtung Morrison. »Glaubst du etwa, ich
wüsste nicht, dass du mit ihm geschlafen hast?« Er stieß sie hart vor sich her,
sodass sie stolperte und beinahe hingefallen wäre. »Na los doch! Verlass mich!
Was glaubst du wohl, wohin du gehen kannst? Wo, glaubst du, wirst du wohl
sicher sein, wenn du mich nicht mehr zu deinem Schutz hast?« Er funkelte sie
böse an, schüttelte dann angewidert den Kopf und ging steifbeinig davon.
    Der Zorn war Danielle anzusehen. Doch urplötzlich wurde sie
von Panik befallen. In ihrer Angst, dass St. James seine Worte ernst gemeint
haben könnte, rannte sie ihm nach, ohne Morrison eine Erklärung zu liefern.
    »Ich hab dir doch gesagt, dass nichts passiert ist!«, hörte
Morrison sie sagen, als sie St. James beim Arm nahm und neben ihm herging. »Warum
glaubst du mir nicht? Wenn ich mit ihm hätte durchbrennen wollen, warum bin ich
dann zurückgekommen? Alles, was wir geplant haben, hat perfekt funktioniert. Es
gibt keinen Grund zur Eifersucht.«
    Den Rest ihrer Unterhaltung hörte Morrison nicht mehr. Er wusste
nicht, was Danielle St. James erzählte, obwohl er einigermaßen überzeugt war,
dass, was immer sie sagte, nicht die Wahrheit war. Inzwischen hatte Morrison
begriffen, dass es einen Unterschied zwischen den Lügen gab, die sie ihrem Mann
erzählte, und denen, die sie ihm aufgetischt hatte. Sie hatte Morrison belogen,
um ihren Mann zu schützen – aber welche Lügen hatte sie erzählt, um

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