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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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musterte die Geschworenen
durchdringend. »Wenn jemand von Ihnen auch nur den leisesten Zweifelhat,
dazu fähig zu sein – zu warten, bis sämtliche Beweise von beiden Seiten
vorgelegt worden sind –, dann sollten Sie es jetzt sagen. Denn wenn Sie sich
dazu außerstande fühlen, haben Sie auf dieser Geschworenenbank nichts zu
suchen.«
    Alice Brunelli war so entschieden und hatte das Verfahren so
voll unter Kontrolle, dass alle zumindest für den Augenblick den Wunsch hatten,
so gut zu sein, wie sie es von ihnen erwartete. Keiner hob die Hand, keiner
äußerte ein Wort. Das Einzige, was die zwölf Männer und Frauen erkennen ließen,
waren ein stummes Kopfnicken und ein ernsterer Blick als zuvor.
    Brunelli vergeudete keine Zeit. Sie wandte sich an den
Ankläger.
    »Mr. Franklin, sind Sie bereit, Ihr Eröffnungsplädoyer
zu halten?«
    Robert Franklin hatte aus seinen Fehlern nicht nur gelernt,
sondern auch von ihnen profitiert. Morrison hatte ihn in dem ersten Prozess
fast vernichtet, hatte ihn als unfähigen Stümper erscheinen lassen, der sich
ohne Krückstock im Gerichtssaal nicht zurechtfand. Die meisten Männer hätten
Morrison dafür gehasst, und es hatte in diesem ersten Prozess auch Momente
gegeben, in denen Franklin so empfunden hatte. Doch selbst während seiner schlimmsten
Demütigungen war ihm klar gewesen, dass nichts davon persönlich war, dass es
bei Morrison immer allein um den Fall ging, darum, was man tun musste, um zu
gewinnen.
    Morrison hatte Philip Conrad nicht um ein Protokoll des
Prozesses gebeten, doch Franklin hatte es. Und er hatte dabei mehr gelernt, als
der Text ihm vermittelte. An Morrisons Beispiel hatte Franklin eine wichtige
Erkenntnis für sich gewonnen: Wenn man besser werden will, bleibt einem nichts
anderes übrig, als permanent an sich zu arbeiten. Und genau das hatte Franklin
getan.
    Sein Eröffnungsplädoyer hielt er, ohne auf Notizen
zurückzugreifen. Falls er etwas von dem vergessen hatte, was er sagen wollte, etwas
von dem, was er in den Tagen und Wochen vor Verfahrensbeginn immer wieder
geprobt hatte, so war dies für niemanden zu erkennen. Doch bei seiner einstündigen
Eröffnung war mehr als nur sein Gedächtnis am Werk: Was er sagte, kam direkt
aus dem Herzen.
    »Andrew Morrison war kein Freund von mir. Wir waren Gegner.
Er war Strafverteidiger, und ich bin immer Staatsanwalt gewesen. Ich habe schon
viele Anwälte kennen gelernt, aber Andrew Morrison war eine Klasse für sich.
Wenn man einen Prozess gegen ihn führte, wusste man immer zwei Dinge: dass er
einem etwas beibringen würde, was man noch nicht wusste, und dass man mit an
Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Prozess verlieren würde, für wie
begründet man die Anklage auch hielt. Andrew Morrison war der großartigste
Anwalt, den ich je erlebt habe – doch Andrew Morrison ist in diesem Fall nicht
der Verteidiger: Andrew Morrison ist das Opfer.«
    Franklin wandte sich langsam von der Geschworenenbank ab und
zeigte quer durch den Gerichtssaal auf den Anwaltstisch, wo Danielle St. James
an der Seite ihres neuen Verteidigers saß. »Sie hat ihn ermordet, und ich werde
es beweisen!«
    Der Verteidiger, Winslow Kubik, war wohlbekannt und teuer, einer
dieser Anwälte, die im Zeitalter des Fernsehens berühmt geworden sind, wegen
der Mandanten, die er vertreten hatte, Prominente, denen man Verbrechen
vorwarf, oder wegen der Leute, die aufgrund der von ihnen begangenen Verbrechen
prominent geworden waren. Dass Kubik seine Prozesse öfter verlor als gewann,
war nicht annähernd so bedeutsam wie die Tatsache, dass er es den Medien immer
so gut zu erklären wusste. Winslow Kubik war berühmt, und das bedeutete, dass
sich in seiner Gegenwart auch andere berühmte Leute wohl fühlen konnten.
    Er saß am Anwaltstisch, der der Geschworenenbank am
nächsten war, legte die Fingerspitzen aneinander und wartete darauf, dass
Franklin zum Ende kam und sich setzte. Mit einem Lächeln, das so poliert war
wie seine Schuhe, stand er auf, um jeden einzelnen der Geschworenen mit einem
bedeutungsvollen Blick zu bedenken. Er erinnerte sie an das, was man ihnen
schon gesagt hatte: dass die Angeklagte wie jeder Beschuldigte als unschuldig an
dem ihr zur Last gelegten Verbrechen zu gelten habe und dass im Gegensatz zu
den Behauptungen des Staatsanwalts die Beweise zeigen würden, dass sie den Mord
an Andrew Morrison nicht begangen hatte.
    Er sagte dies, als wäre es eine Art Offenbarung, das
Versprechen kommender Dinge, neuer Beweise,

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