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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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Athener liebten
ihn zwar, konnten ihm aber nie ganz vertrau en: Er war zu brillant,
viel besser als die anderen. Sie wollten Sizilien erobern, waren ganz wild
darauf und wussten, dass Alkibiades der Einzige war, der es schaffen konnte.
Doch in letzter Minute zuckten sie zurück und entschieden, dass sie jemanden
schicken müssten, der vorsichtiger war, einen Mann, der an die gleichen Dinge
glaubte wie sie. Folglich entsandten sie Nikias, den alten, ehrbaren,
gottesfürchtigen Nikias. Sie hätten vielleicht ohnehin gewonnen, doch dann
beschuldigten sie Alkibiades der Gotteslästerung, weil er die Götterstatue
verspottet hatte, und entsandten ein Schiff, das ihn zurückholen sollte, damit
man ihm den Prozess machen konnte …«
    »Doch statt sich gefangen nehmen zu lassen, lief dieser zu
den Spartanern über und half ihnen in ihrem Krieg«, warf Morrison ein. »Ist es
das, was Sie sagen wollen? Dass Sie wie Alkibiades sind, weil Sie sich
geweigert haben, zurückzugehen und sich vor Gericht stellen zu lassen? Die
Analogie ist allerdings nicht ganz schlüssig …« Er warf St. James einen kalten,
harten Blick zu. »Niemand hat Sie dazu ausersehen, bei irgendetwas eine
Führungsrolle zu übernehmen – und im Übrigen ist die Geschichte hier noch nicht
zu Ende. Wer auch immer Ihnen von den Ereignissen erzählt hat, die hier in
Syrakus vor zweitausendvierhundert Jahren stattgefunden haben: Alkibiades ging
später nach Athen zurück, half mit, der Stadt die beste Regierung zu geben, die
sie je gehabt hat, und hätte fast den Krieg gewonnen.«
    »Was ich sagen wollte, Mr. Morrison, ist nicht, dass
Alkibiades mich an meine eigene Situation erinnert hat, sondern vielmehr an
Ihre. Es mag zwar so sein, dass ich nicht wieder nach Hause zurückkehren kann,
aber Sie können es auch nicht.«
    St. James wandte sich von der Reling ab und setzte sich in
einen Deckstuhl. »Sie können nicht nach Hause, Mr. Morrison, weil ich es
nicht zulassen kann. Wenn bestimmte Leute herausfinden, was Sie wissen …« Er sah Morrison an, um sich zu
vergewissern, dass dieser die volle Bedeutung seiner Worte verstanden hatte. »Sie
haben die Wahl – oder vielmehr nur eine einzige Wahl, wenn Sie am Leben bleiben
wollen. Die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite – einige von ihnen –,
wissen, was Sie getan haben. Sie wissen, dass Sie aus Ihrer Anwaltskanzlei
ausgeschieden und verschwunden sind. Und jetzt wissen sie, dass Sic hier sind. Das
war töricht von Ihnen, Morrison, und ich kann beim besten Willen nicht
begreifen, warum Sie es getan haben. Danielle? Weil Sie sich getäuscht fühlten?«
St. James suchte in Morrisons Augen nach einer Antwort. »Wie auch immer, es ist
geschehen. Am einfachsten wäre es … Aber ich bin Ihnen für das, was Sie getan
haben, etwas schuldig, und ich versuche immer, meine Schulden zu bezahlen. Das war
der Grund, weshalb ich Sie gestern angelogen habe, als …«
    Morrison verstand sofort, was er meinte. »Sie hatten Besuch
– jemanden von der Hawthorne-Gruppe, wie ich annehme.«
    St. James machte eine leichte Bewegung mit dem Kopf. Weiter
konnte er nicht gehen, um die Aussage zu bestätigen. »Ich habe gesagt, Sie
seien hier, weil Sie von Anfang an beteiligt gewesen seien, dass Sie schon
immer gewusst hätten, dass ich noch am Leben bin, dass alles, was Danielle im
Prozess getan hat, unter Ihrer Anleitung geschehen sei, und dass der Grund,
weshalb Sie die Kanzlei verlassen hätten und verschwunden seien, Ihre jetzige
Zusammenarbeit mit uns sei. Ich habe ihnen gesagt, dass ich jemanden wie Sie
brauchte, einen Mann mit einer gründlichen Rechtskenntnis, der auch weiß, wie
man juristische Schwierigkeiten umgeht.«
    Morrison starrte auf sein leeres Glas. Ein Lächeln, das
weniger von Verrat und Täuschung kündete als vielmehr von stiller Bewunderung
für diese beiden besonderen Tugenden, erhellte sein Gesicht.
    »Das ist in Wahrheit keine Wahl«, sagte er und blickte
hoch. »Ich bin nur aus einem Grund hergekommen: um mir zu holen, was ich
verdiene.«
    »Und was genau glauben Sie zu verdienen, Mr. Morrison?
Wenn wir von der Tatsache absehen, dass dies die einzige Möglichkeit ist, Ihr
Leben zu retten: Was ist es Ihrer Meinung nach wert, Sie bei uns zu haben?«
    Morrison zögerte keinen Augenblick. »Alles, was Sie haben, Mr. St.
James, alles, was Ihnen gehört!«
    St. James war sprachlos. Er starrte ihn an, als könnte er
seinen Ohren nicht trauen. Und dann begann er zu lachen, ein lautes, dröhnendes
Lachen, das

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