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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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schnellen, harten Zug an der Zigarette und drückte
sie dann aus. »Ich wünschte, ich hätte nie …«
    »Aber es gibt schon jemanden, der Bescheid weiß. Woher
wusste ich wohl, dass Nelson noch am Leben ist? Was meinst du? Wie habe ich es
wohl geschafft, dich zu finden?«
    »Sie wissen nichts Genaues. Das sind alles nur Vermutungen.«
    »Sie haben Fotos.«
    »Fotos, die kann man manipulieren. Es gibt genug Leute, die
dafür sorgen, dass solche Dinge als Fälschungen behandelt werden, als ein
Versuch, Publicity zu erhalten. Gerüchte, Nelson St. James sei noch am Leben
und segle irgendwo auf den sieben Weltmeeren umher: Je öfter so etwas
wiederholt wird, umso weniger Leute glauben daran. Die Gerüchte über Nelson
machen ihnen keine Sorgen – vielmehr geht es um die Gerüchte über mich!«
    »Dich? Warum das denn? Fürchten sie, du könntest dich
entschließen, die Wahrheit zu sagen?«
    Überall um sie herum waren Leute, saßen dicht gedrängt an Tischen,
zwischen denen kaum ein Durchkommen war. Auch die beiden Männer von der Black
Rose, die zu ihrer Überwachung losgeschickt worden waren, saßen noch vor
ihrem Espresso. Danielle schluckte ihre Wut hinunter. Ein Lächeln, das fast
mitleidig war, zuckte um ihren roten Mund.
    »Sie wissen, was ich für ihn getan habe, vertrauen mir aber
trotzdem noch nicht. Die Gerüchte, um die sie sich Sorgen machen, betreffen
dich und mich. Ich habe dir die Wahrheit gesagt: Ich musste nicht mit dir
schlafen. Ich tat es, weil ich es wollte. Und jetzt weiß Nelson Bescheid oder
glaubt, Bescheid zu wissen, und ist wütend.« Sie beugte sich näher an ihn heran
und zog ihre Bluse am Ausschnitt ein wenig zur Seite: Eine tiefrote Quetschung
zog sich seitlich an ihrem Hals entlang. »Das ist von neulich Abend, als du im
Hotel aufgekreuzt bist und wir zusammen getanzt haben. Er hat noch ein paar
mehr seiner perversen Phantasien in der Nacht an mir ausgelassen.« Sie wühlte
in ihrer Handtasche nach einer neuen Zigarette, wollte sie anzünden, besann
sich dann aber plötzlich anders und warf sie auf den Tisch. »Du hast Recht: Ich
hätte ihn töten sollen!«
    »Verlass ihn«, sagte Morrison mit plötzlicher Dringlichkeit
in der Stimme. Er packte sie am Handgelenk. »Verlass ihn – jetzt sofort! Wir
werden von diesem Tisch aufstehen, hier rausgehen und nie mehr zurückblicken.
Die zwei da können uns nicht aufhalten«, sagte er mit einer Handbewegung zu den
beiden Männern von der Black Rose hin. »Ich habe etwas Geld. Wir können
verschwinden und irgendwo hingehen, wo uns niemand finden kann.«
    Ein wehmütiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Wäre es nicht
schön, sich vorzustellen, dass wir es könnten?«
    Es dauerte einen Moment, bis Morrison begriff. Sein Herz
wurde kalt. Er ließ ihr Handgelenk los.
    »Ich habe zu viel in diese Sache investiert. Ich habe zu
viele Jahre damit zugebracht, ich habe …«
    Morrison hörte ihr nicht mehr zu. Er hatte alles gehört,
was er hören musste.
22
    »Genau dort standen sie!« St. James zeigte auf
die niedrigen Hügel, die in einem Halbkreis den Hafen umgaben. Die Abendsonne
hatte sich vom Himmel herabgesenkt und dem Meer eine dunkelrote Färbung
verliehen. »Tausende von Soldaten aus Athen, die nach Syrakus gekommen waren,
um Sizilien zu erobern, konnten jetzt nur hilflos zusehen, wie Athen die
Seeschlacht verlor und Sparta den Krieg gewann. Die Flotte Athens versuchte die
Blockade zu durchbrechen – wahrscheinlich genau da drüben«, fügte St. James
hinzu und zeigte auf die schmale Meerenge, die zu dem kleineren inneren Hafen
führt. »Das war im Jahr 406 vor unserer Zeitrechnung, und nichts davon hätte
geschehen sollen. Die Athener hätten siegen sollen. Sie hätten auch gesiegt,
wenn sie nicht die Nerven verloren hätten, wenn sie bereit gewesen wären, alles
zum Sieg Notwendige zu tun.«
    Er drehte sich zu Morrison um, der mit dem Rücken zur
Reling ein Stück hinter ihm stand. St. James schien zu erwarten, dass er nachfragte,
was er damit meine, oder zumindest irgendein Anzeichen von Interesse zeigte,
doch Morrison schwenkte nur die Eiswürfel, die sich noch in seinem Glas
befanden, und nahm einen neuen Schluck.
    »Weil sie Alkibiades zurückriefen und Nikias den Oberbefehl
übergaben?«, fragte Morrison, als er ausgetrunken hatte.
    St. James war beeindruckt. »Sie sind mehr als nur ein
Anwalt, Mr. Morrison! Das ist gut. Denn wenn Sie die Geschichte von Alkibiades
kennen, begreifen Sie vielleicht, worauf ich hinauswill. Die

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