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Black Rose

Black Rose

Titel: Black Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Black Rose
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wie ein Echo von den Hügeln zurückgeworfen wurde.
    »Ich habe Ihnen das Leben gerettet«, fuhr Morrison fort. »Haben
Sie wirklich geglaubt, ich wäre Ihnen dankbar dafür, dass Sie mich nicht
umbringen würden, wenn ich mich der Verschwörung anschließe?«
    Dann drehte sich Morrison auf dem Absatz um und ließ St.
James ohne ein weiteres Wort stehen.
     
    Die Black Rose verließ den Hafen von
Syrakus und lief wieder ins Ionische Meer aus, umrundete die Südostspitze
Siziliens, um dann an der Südküste entlang nach Westen zu fahren. Als sie zwei
Tage später in Agrigent einliefen, hatte Morrison seit jenem Nachmittag in
Taormina zum ersten Mal wieder Gelegenheit, Danielle allein zu sprechen.
    Alle drei machten einen Spaziergang durch das Tal der
Tempel. St. James wiederholte, was ihm andere über die Griechen erzählt hatten,
weshalb sie die Tempel gebaut hätten, als er plötzlich mitten im Satz
innehielt, den schmerzenden Arm umklammerte und zu einer Bank in der Nähe
taumelte.
    »Es ist nichts«, sagte er, als Danielle einen Schritt auf
ihn zuging.
    »Geht ruhig weiter. Ich muss mich hier nur kurz ausruhen.
Ich werde euch einholen.«
    »Es ist das Herz«, erklärte sie Morrison, als sie weit
genug weg waren, um nicht gehört zu werden. »Es ist aber nichts Ernstes.«
    Ihre Augen wurden schmal. »So ein Pech! Wenn er doch
einfach tot umfiele!«, sagte sie bitter.
    Sie begann, schneller zu gehen, als wollte sie eine
möglichst große Distanz zwischen ihnen und ihrem Mann herstellen. Sie liefen
auf Steinplatten, die im Lauf der Jahrtausende glatt geschliffen worden waren,
an antiken Grabstätten vorbei nach unten, entlang der Überreste von heiligen
Schreinen und Tributen an unbedeutende lokale Götter.
    »Er wird dich umbringen! Ich weiß, was er dir neulich
gesagt hat – dass du stattdessen für ihn arbeiten könntest –, aber das stimmt
nicht. Er wollte nur deine Reaktion sehen und …«
    »Und mich glauben machen, dass ich noch eine Wahl hätte – ja,
ich weiß«, entgegnete Morrison, der sie aus den Augenwinkeln beobachtete. »Wenn
er aber so sehr darauf aus ist, mich umbringen zu lassen, warum hat er es dann
noch nicht getan?«
    Danielle wirbelte auf dem Absatz herum. »Er mag das Spiel –
hast du das noch nicht verstanden? Diese Geschichte, die er über die Athener
oder wen auch immer erzählt hat, die machtlos zusahen, wie sich ihr Schicksal
erfüllte – das war auf dich gemünzt! Er weiß, was zwischen uns passiert ist. Er
ist eifersüchtig – er ist wahnsinnig!«
    Sie begann weiterzugehen, aber schon nach drei Schritten
blieb sie wieder stehen. »Sieh mal da draußen!« Tief unten in der Ferne lag die Black Rose vor Anker, ein winziger weißer Fleck auf der schimmernden
blauen Oberfläche des endlosen Meeres. »Diese Geschichte, die er erzählt hat,
war auch für mich bestimmt.
    Ich kann hier raufgehen und hinunterblicken und diese
gottverdammte Yacht sehen, und dann weiß ich, dass ich nichts dagegen tun kann,
dass ich es nie schaffen werde, nach Hause zu kommen, und dass ich auf diesem
verdammten Boot als Gefangene leben werde, bis ich eines Tages sterbe. Oder bis
zu dem Tag, an dem er stirbt«, fügte sie mit einem zornigen Schaudern hinzu. »Statt
zu wünschen, dass ich ihn getötet hätte, sollte ich es einfach tun!«
    »Würdest du es tun?«, fragte Morrison mit kühlem Desinteresse.
Er drehte sich um und begann weiterzugehen, aber langsam, wie ein Tourist, der
den ganzen Tag Zeit hat. In seiner Frage hatte nur der Hauch eines moralischen
Urteils mitgeschwungen, er hätte ebenso gut nach ihrer Lieblingsfarbe fragen
können oder nach dem, was sie am liebsten zum Dinner essen würde. Würdest du
es tun, oder würdest du es nicht tun? Eine einfache Formulierung für eine
so fein ausgewogene Wahlmöglichkeit, dass selbst die flüchtigste Eingebung des
Augenblicks nicht nur entscheidend sein konnte, sondern alles, was an
Rechtfertigung überhaupt nötig war.
    »Warum sollte ich nicht? Nach allem, was er getan hat,
nach …«
    Sie ergriff Morrisons Arm und zwang ihn, stehen zu bleiben,
als wäre ihr etwas eingefallen. »Und das könnte ich doch auch – nicht wahr?«
    Begierig wartete sie auf die Antwort, die sie schon zu
kennen glaubte.
    »Ich könnte es, und niemand könnte etwas gegen mich
unternehmen – ist das nicht so?«, verlangte sie zu wissen. »Ich habe wegen
seiner Ermordung schon vor Gericht gestanden. Sie können mich nicht zweimal
anklagen. Doppelte Strafverfolgung – nennt man das

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