Black Sun - Thriller
auch wenn er ungern darüber nachdachte. Es gab Gründe, warum Hawker wichtiger als einer von ihnen beiden sein konnte, wenn es eine Entscheidung zu fällen galt.
Bisher jedoch hatte Hawker wenig von dem wissen wollen, was sie studierten. Er verstand die Grundzüge und hatte sie nach Einzelheiten in Bezug auf Kang und die Gefahren ausgefragt, die ihnen möglicherweise bevorstanden, aber was die Legenden anging, die sie ausgruben, schien sein Interesse gegen null zu gehen. McCarter nahm an, das würde sich ändern müssen.
Danielle rief Hawker herbei. »Wir machen Fortschritte«, sagte sie. »Aber du solltest daran teilhaben.«
Ein misstrauischer Blick huschte über Hawkers Gesicht, und McCarter kam sich vor wie im Seminarraum oder bei einer Vorlesung.
»Erinnern Sie sich an unsere Zeit in Brasilien?«, fragte er Hawker.
»Selbstverständlich«, sagte Hawker. »Wütende Eingeborene, mutierte Tiere. Typen, die uns umzubringen versuchten. War ein Riesenspaß. Wir sollten es gelegentlich wiederholen.«
Der Scherz trug zu McCarters Entspannung bei. »Gut«, sagte er. »Wie Sie sich erinnern, haben wir dort unten nach Tulan Zuyua gesucht, einem Ort, den wir als eine Art Garten Eden der Maya bezeichneten, weil er in ihren Legenden der erste Ort war, an dem Menschen zusammenkamen, und der Ort, wo die verschiedenen Mayastämme ihre Götter empfingen.«
»Ich erinnere mich an etwas in dieser Art«, sagte Hawker.
»Der Punkt ist«, fuhr McCarter fort, »in der Geschichte nahmen die Mayastämme jeweils ihre eigenen Schutzgötter in Empfang. Und manche von ihnen, darunter das Volk der Quiche, verließen Tulan Zuyua und führten die Essenz und die Macht dieser Götter in besonderen leuchtenden Steinen mit sich.«
Hawker verstand eindeutig die Bedeutung. »Wie dem, den wir gerade gefunden haben.«
»Und dem Brasilienstein«, ergänzte Danielle.
»Bei unserer ersten Unterhaltung vor eineinhalb Jahren haben Moore und ich über die Maya-Kultur, die Maya-Religion und die Maya-Prophezeiungen gesprochen. Er wollte, dass ich ihm die 2012-Prophezeiung erkläre, und was sie für das Volk der Maya und für ihre Kultur insgesamt bedeutet hat.
Ich musste ihn – und mich – daran erinnern, dass es die eine Kultur und Religion der Maya nicht gegeben hat, genauso wenig wie eine bestimmte Sammlung von Prophezeiungen. So wie es auch nicht das eine Christentum oder den einen Islam gibt. Es gibt in jeder Religion Schismen,
Aufspaltungen und Meinungsverschiedenheiten. Wie es Katholiken, Protestanten und Griechisch-Orthodoxe gibt, oder Schiiten und Sunniten, gab es viele verschiedene Ausprägungen der Maya-Zivilisation, und die Trennlinien verliefen oft entsprechend den Grenzen der verschiedenen Stadtstaaten.«
»Und jeder Staat interpretiert die Dinge auf seine Weise«, ergänzte Danielle.
»Genau«, sagte McCarter. »Sie haben im Allgemeinen dieselben Götter verehrt, aber jede Nation hatte ihre eigene Auffassung von ihnen. Verschiedene Philosophien, verschiedene Rituale.«
Er musste diesen Punkt sehr deutlich machen, da er den Hintergrund für alles darstellen würde, was er ihnen erzählen wollte. »Die Einheit einer Religion zu bewahren ist schwierig, wenn nicht unmöglich. Im Christentum hat sich die Kirche im 4. Jahrhundert zusammengesetzt und beschlossen, welche Bücher zum offiziellen Kanon gehören würden. Der Rest wurde den Apokryphen zugeordnet. Doch trotz ihres offiziellen Ausschlusses existieren sie immer noch, und manche Anhänger glauben weiter an sie. Andere Schriften, die offiziell anerkannt sind, werden weniger akzeptiert als der Rest. Martin Luther hielt die Bücher Jakobs für Ketzerei, weil sie Taten – und nicht nur Glauben – als Instrument der Erlösung forderten. Die orthodoxe Ostkirche lehnt die Offenbarung aus verschiedenen Gründen ab. Man sieht also, wie schwer es ist, eine einheitliche Religion zu schaffen, selbst wenn man es versucht. Aber in der Welt der Maya gab es kein Konzil, um die Glaubensinhalte zu vereinheitlichen. Und die kulturellen und religiösen Unterschiede sind umfangreich.«
»Jeder für sich also«, sagte Hawker, der mühelos folgen konnte. »Warum spielt das für uns eine Rolle?«
»Weil die Vorstellung, 2012 sei das Ende der Zeit erreicht, das Ende der Zivilisation oder der Existenz, zu keinem Zeitpunkt weitgehende Verbreitung und Akzeptanz in der Welt der Maya erlangte.«
Hawker war überrascht. »Dafür scheint sie jetzt weitgehend Akzeptanz gefunden zu haben«, sagte
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