Black Sun - Thriller
reden«, sagte Hawker.
McCarter konnte ihm nur zustimmen, tatsächlich hielt er es für einen wichtigen Faktor. »Ja. Jetzt stellt sie euch im Tempel vor, mit offenen Wunden, vielleicht wenig Essen oder Wasser. Sie saßen dort fest, bis die Wunden verheilt waren, anderenfalls hätten die Haie sie verschlungen. Während ihres Aufenthalts im Tempel wurden sie also
schwach und gerieten in einen tranceartigen Zustand, gingen auf eine Art Visionssuche. Und dann durften sie die Hände auf den Stein legen, das Opfer der Seele.«
»Eine Art Initiation«, sagte Hawker. »Ich verstehe. Wenn man all das durchgemacht hat, fühlt man sich als Teil von etwas. Sie glauben, auf diese Weise sind sie durch die Jahrhunderte so entschlossen geblieben?«
»Ich denke, das gehört dazu«, sagte McCarter. »Aber das ist noch nicht alles.«
»Als wir da unten waren, habe ich mich merkwürdig benommen«, sagte Danielle. »Zum Teil lag es an dem Sauerstoffrausch, aber da war noch etwas. Ich habe dich angefahren, als du den Stein berühren wolltest.«
»O ja«, sagte Hawker. »Hätte nur noch gefehlt, dass du ihn meinen kostbaren Stein nennst.«
»Damit liegst du nicht weit von der Wahrheit entfernt«, sagte sie. »Eins der Dinge, die wir vom Studium des Brasiliensteins wissen, ist, dass ein Teil seines Signals in der Frequenz menschlicher Gehirnströme schwingt. Das Gehirn ist nichts weiter als ein extrem komplexer chemischer Prozessor. Denken, Fühlen und Entscheiden sind das Ergebnis der Entladung elektrischer Impulse in den Synapsen. Als Medizinstudentin habe ich einer Operation beigewohnt, bei der man schwache elektrische Ströme auf das Gehirn des Patienten einwirken ließ. Die Versuchsperson – die hellwach war – konnte sich danach an gewisse Dinge nicht erinnern, etwa an seinen Namen, oder wenn man ihm das Bild von einem Hund zeigte, wie das Tier genannt wurde. Stimulation in anderen Gehirnregionen führte zu einem Anstieg von Emotionen: Furcht an der einen Stelle, Wut an einer andern.«
Hawkers Gesichtsausdruck wechselte von Interesse zu Besorgnis. »Was wollt ihr mir damit sagen?«
»Wir glauben, dass diese letzte Initiation, bei der die Kandidaten den Stein halten durften, dazu diente, die Gehirne derjenigen zu programmieren, die man für würdig befunden hatte.«
McCarter konnte sehen, wie Hawkers Verstand arbeitete, um den Zusammenhang herzustellen. Es dauerte nur eine Sekunde. Die Führung und Hauptlast bei dieser Suche hatte McCarter auf sich genommen, trotz aller Gründe, die dagegensprachen, obwohl ihn der Verrat des NRI fast das Leben gekostet hätte, obwohl er nicht aus dem Holz geschnitzt war, um es mit Männern wie Kang oder Sarawitsch aufzunehmen. Selbst nachdem er angeschossen worden war und Danielle verloren hatte, hatte er sich immer noch geweigert aufzugeben.
»Sie haben den Stein in Brasilien berührt«, sagte Hawker.
McCarter nickte.
»Und ich ebenfalls«, sagte Danielle. »Aber du nicht. Und ich wollte, dass du diesen hier auch nicht berührst.«
»Er hatte Auswirkungen auf euch?«
»Als ich wieder in New York war, konnte ich keine Nacht durchschlafen«, sagte McCarter. »Ich hielt es für eine Art verzögerte Stressreaktion auf alles, was vorgefallen war, aber während die Monate vergingen, wurde die Schlaflosigkeit immer schlimmer. Ich fing an, Schlaftabletten zu nehmen, und eine Weile hat es funktioniert, bis mich eines Nachts im Sommer ein heftiges Gewitter weckte. Ich glaubte für einen Moment, ich sei zurück im Amazonasgebiet. Und von diesem Augenblick an konnte ich nicht aufhören, an den Stein zu denken. Als Moore und ich uns endlich unterhielten, erzählte er mir, dass er, Danielle und ein Techniker, der den Stein ebenfalls in der Hand gehabt hatte, an denselben Symptomen litten. Wenig
Schlaf, obsessive Gedanken, das Bedürfnis, etwas in Hinsicht auf den Stein zu unternehmen.«
»Ihr behauptet also, dieses Ding hat euch programmiert. «
»Es ist nicht so weit hergeholt, wie es sich anhört«, sagte Danielle. »Viele Dinge programmieren das menschliche Gehirn auf subtile Weise. Studien haben gezeigt, dass der Klang eines schreienden Babys die Denkmuster von Frauen beeinflusst, vor allem, wenn es die Stimme ihres eigenen Kinds ist. Eine Sucht wirkt ähnlich. Drogen und Alkohol beeinflussen tatsächlich Gehirnchemie und Denkmuster, sie programmieren das Gehirn des Süchtigen regelrecht um, sodass die Droge wichtiger wird als alles andere. Einschließlich Nahrung, Wasser und
Weitere Kostenlose Bücher