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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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– ich wandte den Kopf und sah ihm ins Gesicht – »… sterblich werden zu lassen?«
    Er verzog das Gesicht. Ein kurzer roter Blitz zuckte durch seine Silberaugen, wie ein Strahl der untergehenden Sonne über den Horizont, und war sofort wieder verschwunden. »Ja, zum Teil stimmt das. Dee hat die Schatulle verwendet, um den Dämon herbeizurufen, der mich zu … dem gemacht hat, was ich jetzt bin. Aber auch Marguerite hat sie genutzt, um das Wesen herbeizurufen, mit dessen Hilfe sie sterblich wurde. Ich glaube, das Kästchen kann mich vielleicht zu diesem Wesen führen … oder zumindest zu dem Ort, an dem es sich aufhält. Kannst du es mir übelnehmen, dass ich wieder ein Mensch sein will, wo du mich doch so ansiehst … als sei ich ein Ungeheuer?«
    »Ich sehe dich nicht als Ungeheuer«, sagte ich. »Aber vielleicht siehst du mich als bloßes Mittel, um die Schatulle zu bekommen.«
    »Ich gebe zu, als du das erste Mal in meiner Wohnung auftauchtest und mir sagtest, du hättest sie gefunden, da fragte ich mich, ob du vielleicht die Inkarnation Marguerites warst, die kam, um mich zu erlösen. Aber als ich dann dein Entsetzen spürte, dachte ich vielmehr, man hätte dich geschickt, um mich zu foltern. Denn so fühlt es sich
an: Dauernd verlockt mich die Möglichkeit, bei dir zu sein, aber gleichzeitig weiß ich, dass ich sie nicht nutzen darf. Wenn du die Schatulle gefunden, wenn du sie Dee abgenommen hättest … könntest du es mir übelnehmen, wenn ich sie gern benutzt hätte, um wieder ein Mensch zu werden?« Er seufzte, und seine Hand, die noch immer wie ein Kolibri in der Luft schwebte, berührte ganz leicht mein Gesicht. Eine Vision brach aus dieser Berührung hervor – ganz ähnlich wie die, die ich zuvor von Marguerite und ihrer Schwester Melusine gesehen hatte. Ich erkannte Marguerite aus der ersten Vision wieder, aber sie war nun älter. Sie stand am Ufer eines Sees – jenes Sees unterhalb des Turms, auf dem ich in meinem Traum die zwei Schwäne gesehen hatte. Sie hielt die silberne Schatulle in Händen. Und sie rief etwas aus dem See herauf, jenes Geschöpf, in dessen Macht es stand, sie zu einer Sterblichen zu machen. Sie hatte Angst, aber sie tat es, um mit Will zusammen sein zu können. Die Liebe, die sie für ihn empfand, fühlte ich mit jeder Zelle meines Körpers, als sei sie in meiner DNA verschlüsselt. Ich kam seiner Hand entgegen. Er ließ sie unter mein Kinn gleiten, hob mein Gesicht leicht an und berührte mit den Lippen die Linie zwischen Hals und Wange. »Würdest du es mir übelnehmen, wenn ich so mit dir zusammen sein wollte?«, flüsterte er, und sein Atem schlug gegen meine Haut. Ich erwartete, ihn an meiner Kehle zu spüren, aber stattdessen fand er meinen Mund.
    Seine Lippen legten sich auf meine und öffneten sie. Ich verschmolz mit der Wärme seines Mundes und fühlte die heiße Haut, die sich gegen meine drängte. Eine Wärme, die daher rührt, dass er sich vom Blut eines anderen
Menschen genährt hat . Ich löste mich ein wenig und zog die Ader an seiner Kehle mit meinem Finger nach. »Können wir …«, begann ich und fühlte, wie ich rot wurde. »Können wir zusammen sein, ohne dass …«
    »Ohne dass du so wirst wie ich?«, fragte er. »Das ist … schwierig. Wenn wir uns lieben, dann werde ich dein Blut trinken wollen. Aber hier bist du nicht in meiner Gewalt.« Er deutete auf die silberne Kuppel über uns. »Diese Pyramide hast du geschaffen. Hier habe ich keine Macht. Es ist deine Wahl, du musst nicht so werden wie ich.«
    »Auch nicht, wenn du mein Blut trinkst?«
    Er zog scharf die Luft ein und erschauerte. »Nicht, wenn ich ganz vorsichtig bin … es ist nur so …«
    »Es ist nur was?«
    Er barg seinen Kopf an meinem Hals und fuhr mit seinen Zähnen über meine Kehle. Ich stemmte mich gegen ihn.
    »Es wird schwer sein aufzuhören, wenn ich erst einmal angefangen habe«, erklärte er mit rauer Stimme.
    Mich überlief ein Schauer, und ich schloss die Augen. Wieder sah ich Marguerite, die am Ufer des dunklen Sees stand und ein unirdisches Wesen herbeirief, das sie sterblich machen sollte, damit sie bei dem Mann sein konnte, den sie liebte. Ich hatte nicht einmal halb so viel zu befürchten wie sie.
    »Ich vertraue dir«, sagte ich und öffnete die Augen. »Ich vertraue dir, dass du mir nicht wehtun wirst.«
    Er hob den Kopf. Seine Augen waren groß und brannten in der Mitte rot, die Haut schimmerte golden im Feuerschein, seine Lippen waren leicht geöffnet und zeigten die

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