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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Gewässer
inzwischen insgeheim nannte), hatte ich ihre Bereitschaft gespürt, die Unsterblichkeit für eine Lebensspanne mit dem Mann, den sie liebte, aufzugeben.
    »Wenn ich Dee die Schatulle abnehmen kann, könntest du sie benutzen, um sterblich zu werden?«, fragte ich.
    »Ich denke, ja … allerdings würde deinem Freund Oberon diese Vorstellung nicht gefallen. Er hat mir immer vorgeworfen, ich sei schuld gewesen, dass Marguerite die Sterblichkeit wählte. Er will nicht, dass ich das Kästchen in die Hände bekomme – nicht einmal für eine Sekunde.«
    Ich musste daran denken, was Dee über Oberon gesagt hatte – dass er die Schatulle für sich selbst haben wollte, um das Menschengeschlecht zu kontrollieren und die Unirdischen wieder zu alter Macht erstarken zu lassen. »Nun, er wird das nicht entscheiden«, sagte ich und drückte Wills Hand, die an meinem Gesicht lag. »Wenn er mich braucht, um das Kästchen zu bekommen, dann wird er darauf Rücksicht nehmen müssen, was ich damit tun will. Und ich will«, fuhr ich fort und drückte meine Lippen gegen Wills, » das hier noch einmal und immer wieder tun können.«
    »Noch einmal?«, fragte er und strich über die Rundung meiner Hüften. »In dieser Geschwindigkeit wirst du in einer Woche zum Vampir.« Er schlang die Arme um mich und zog mich fest an sich. »Wir sollten diese Schatulle schnell finden.«
     
    Zwar konnte ich keine Veränderung am Himmel erkennen, aber Will wusste, wann der Morgen nahte. »Wir müssen gehen«, erklärte er. »Mir bleibt gerade noch genug Zeit, um dich zurückzubringen.«
    Das Feuer war heruntergebrannt, aber die vier Spiralaugen
glühten noch im Gras. Zunächst wusste ich nicht recht, wie ich sie löschen sollte, aber dann bewegte ich einfach meine Hand über ihnen hin und her, und das Silber verblasste zu Grau und dann zu Weiß, verwandelte sich in Nebel und hinterließ keine Spuren auf dem Gras. Dann nahm ich die Wasserflasche, die Melusines Überreste enthielt, und als ich mich dann an Will wandte, wurde mir bewusst, dass ich mir bisher noch gar keine Gedanken darüber gemacht hatte, wie er mich nach Hause bringen wollte.
    »Das Boot liegt gleich um die Ecke«, sagte er.
    »Ein Boot?«, fragte ich verblüfft. »Ich wusste nicht, dass du mit einem Boot gekommen bist.«
    »Wie ich vielleicht schon einmal erwähnte, fliege ich nicht. Aber ich habe ein Boot im Sporthafen an der West 79th Street liegen, und das ist sehr schnell.«
    Als wir den Anleger erreichten, begriff ich, was er damit meinte. Es war offensichtlich, dass diese schnittige Motoryacht für größtmögliche Geschwindigkeit konzipiert worden war. Selbst jetzt, da es festgemacht war, schaukelte sie ungeduldig auf den Wellen. Am Bug stand der Name Marguerite.
    Will half mir an Bord und ging als Erstes in die Kajüte hinunter. Wenig später kehrte er mit einer Jeans und einem gestreiften Seemannspullover zurück, den ich über sein Hemd zog. Dann tätigte er einen Anruf auf seinem Mobiltelefon, bevor er die Leinen loswarf und das Boot in die Bucht hinaussteuerte. »Ich habe meinem Fahrer gesagt, er soll an den Chelsea Piers auf uns warten. Von dort wird er dich nach Hause bringen. Es tut mir leid, aber ich werde dich nicht begleiten können.«

    »Du bist sehr altmodisch«, sagte ich lachend und ließ mein Haar in der frischen Salzbrise flattern. »Ich werde wohl keine Eskorte brauchen.«
    »Du hast Dee an einem seiner Beobachtungsposten aufgestöbert. Er weiß, dass du ihm näher kommst. Wenn er merkt, dass du noch lebst, wird er dich zu töten versuchen, bevor du ihn noch einmal aufspüren kannst. Mir gefällt der Gedanke gar nicht, dass du allein zu Hause bist.«
    »Ich werde nicht allein sein. Mein Freund Jay ist dort.« Ich lachte. »Aber wahrscheinlich ist er nicht gerade der beste Schutz.«
    Will schüttelte den Kopf. »Dein Freund Jay mag dich sehr«, erklärte er. »Ich bin mir sicher, dass er dich mit seinem Leben verteidigen würde – allerdings fürchte ich, dass er John Dee letzten Endes nicht allzu viel entgegenzusetzen hätte.«
     
    Wills Worte kamen mir wieder in den Sinn, als ich zu Hause ankam. Ich rief nach Jay, während ich in den ersten Stock hinaufging, und meine Stimme hallte hohl durchs Treppenhaus. Im Wohnzimmer, im Schlafzimmer und auch in dem kleinen Raum, den mein Vater als Arbeitszimmer nutzte, war niemand. Die Tür zum Bad war geschlossen.
    »Jay?«, rief ich laut und klopfte an die Tür. »Bist du da drin?« Durch meinen Kopf geisterten

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