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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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eine Kirche gebaut worden war. Schließlich fand ich Marguerite in einem Turm an einem heiligen Weiher, in dem ein Geschöpf lebte, das in der Lage war, das ewige Leben zu verleihen – oder es wieder zu nehmen. Ich vermute, dass auch dieses Geschöpf eine ihrer Schwestern war.«
    Wieder musste ich an meine Vision denken, in der Marguerite am Ufer stand und ein Wesen herbeirief, das sie zu einer Sterblichen machen konnte. »Ich glaube, von diesem Ort habe ich geträumt«, sagte ich.
    »Ich träume jeden Tag davon, sobald ich bei Morgengrauen die Augen schließe. Es war der letzte Ort auf Erden, an dem ich jemals glücklich war. Drei Tage verbrachte ich dort mit Marguerite und war überzeugt, die Quelle der ewigen Jugend gefunden zu haben.« Er lachte voll Bitterkeit, und mir wurde plötzlich kalt. »In der dritten Nacht hieß sie mich, im Turm zu bleiben, während sie die Nacht am See verbrachte. Als sie zurückkam, war sie völlig erschöpft und fiel sofort in tiefen Schlaf. Während sie schlief, stahl ich ihr das silberne Kästchen und den Ring und brachte sie zu John Dee. Ich dachte, ich müsse das
tun, um unsterblich zu werden und ewig mit ihr leben zu können.«
    »Aber sie war schon sterblich geworden«, schloss ich. »Es muss in jener Nacht geschehen sein, dass sie das Geschöpf aus dem See herbeirief, um die Sterblichkeit zu erlangen. So war es in meiner Vision. Ich fühlte, wie viel Angst sie hatte, aber sie tat es, weil sie dich liebte.«
    Zum ersten Mal, seit er seine Geschichte zu erzählen begonnen hatte, sah er mich an. »Du musst mich für einen Narren halten.«
    »Wir alle tun närrische Dinge«, sagte ich. »Mir scheint, du hast für deine Fehler mehr – und länger – als die meisten anderen Menschen leiden müssen.«
    Er lachte. »Ja, das ist auch eine Betrachtungsweise. Jene Nacht, in der sie mich in Paris aufspürte und erzählte, sie habe die Unsterblichkeit für mich aufgegeben und sich dafür verpflichtet, meinesgleichen zu vernichten, war der schlimmste Augenblick meines Lebens. Ich habe Jahre – Jahrzehnte – damit verbracht, nach ihr zu suchen. Monatelang habe ich in der Kirche ausgeharrt, in der ich zuvor das erste Zeichen von ihr fand, aber mir wurde keins mehr zuteil. Marguerite hatte mir gesagt, dass sich der Pfad zum Sommerland ständig wandelte und man ihn nur finden würde, wenn man in einer Kirche anfinge und dann den Zeichen folgte. Dennoch versuchte ich den kleinen See zu finden, an dem wir die drei Nächte verbrachten, doch umsonst. Es war, als habe er nie existiert. Manchmal dachte ich wirklich, ich sei verrückt geworden. Ich fragte mich, ob ich mir Marguerite nur im Traum eingebildet hatte.« Er umschloss mein Gesicht mit seinen Händen und sah mir in die Augen. »Als du in meine Wohnung kamst, hatte ich zum
ersten Mal seit vierhundert Jahren ein Gefühl der Hoffnung – Hoffnung, dass ich wieder sterblich werden könnte.«
    Seine Augen brannten in meinen, aber die Hand, die an meinem Gesicht lag, war kalt. Mein Blut kühlte in seinen Adern schon wieder ab. Schon bald würde er sich wieder so eisig anfühlen wie ein Grab. Die Vorstellung, dass er derart litt, war unerträglich.
    »Gibt es einen Grund, weshalb du dich nicht …« Ich suchte nach dem richtigen Ausdruck. »Weshalb du dich nicht weiterhin von mir ernähren kannst?«
    Er strich mein Haar von meinem Hals und legte seine Lippen auf die frischen Wunden. »Es würde für mich jedes Mal schwerer werden, nicht immer mehr und mehr zu trinken. Ich bin jetzt schon süchtig danach, wie du schmeckst.« Seine Zunge fuhr über die Bissspuren, und ein Kribbeln lief über meine Haut und setzte sich in meinen Adern fort. »Und je mehr ich von dir trinke, desto abhängiger wirst du von dem Gift, das ich in deinen Körper schicke. Für den Augenblick heilt es den Biss und stillt den Schmerz, aber es ist wie mit einem Opiat – du wirst immer mehr und mehr davon haben wollen. Leider gehen intime Beziehungen zwischen Vampiren und Menschen für den Sterblichen meist nicht gut aus.«
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie es sein würde, nie wieder bei Tageslicht draußen sein zu können, nach Blut zu jagen und ewig zu leben. Letzte Nacht war mir das noch gar nicht so schlecht erschienen, aber seitdem hatte ich einen Einblick in Melusines Bewusstsein gehabt und erfahren, wie müde sie des ewigen Lebens war. In dem kurzen Blick, den ich auf Marguerite hatte werfen können, als sie am Schwanenweiher stand (wie ich das

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