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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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Steingutscherben der Teekanne zusammen. Die Hintertür zum Garten wurde von einem Stuhl offen gehalten, der umgefallen war – zweifelsohne das Geräusch, das ich gehört hatte. Als Becky mich sah, ließ sie den Besen fallen und streckte ihre Arme aus. Ich hatte kaum Zeit, die Gebäcktüten auf den Tisch zu legen, als sie mich an sich zog, wobei ihr Kinn gegen meine Achselhöhle stieß. Sie drückte mich fest, dann trat sie einen Schritt zurück und gab mir einen heftigen Klaps auf den Arm.
    »Wieso hast du uns nicht angerufen?«, schimpfte sie. »Und wieso ist dein Handy abgeschaltet?« Wie die meisten
Leute unserer Generation war Becky es gewöhnt, alle fünf Minuten ihr Mobiltelefon auf neue Nachrichten zu überprüfen. Vielleicht lag es daran, dass meine Eltern so viel älter waren und eine Vorliebe für Altmodisches hatten, für mechanische Uhren und Grammophone zum Abspielen von Schallplatten, dass ich mich der neuen Technik nie so sehr geöffnet hatte. Becky behauptete immer, ich sei technikfeindlich; Jay fand das eher cool und irgendwie »steampunk«.
    »Ich habe mein Handy vergessen, als ich wieder ins Krankenhaus gegangen bin«, sagte ich. »Ich wollte euch anrufen, aber dann kam eins zum anderen. Wie habt ihr es erfahren?«
    »Maia hat sich bei uns gemeldet.« Jay ging in die Hocke und ließ den Schwamm in einen Eimer mit Wasser fallen. Rotem Wasser. »Wir sind gleich hergekommen, aber wir wussten nicht, wo du bist. Maia hat uns reingelassen. Sie sagte, die Polizei hätte erklärt, man dürfe jetzt saubermachen.«
    »Wo bist du denn gewesen?«, fragte Becky und knuffte mich wieder gegen den Arm. Für eine so kleine Frau – sie behauptete, einen Meter zweiundfünfzig groß zu sein, aber ich wusste, dass ein Meter fünfzig der Wahrheit näher kam – hatte Becky einen ganz schön harten Schlag. Sie hatte so viel aufgestaute Energie, dass die Spitzen ihres dichtgelockten, braunen Haars zu knistern schienen. Wenn sie auf der Bühne Schlagzeug spielte, konnte man manchmal beinahe glauben, dass sie mitten in der Luft über ihren Drums schwebte. Jay hingegen war eher langsam und bedächtig. Ich fragte mich oft, wie es ihnen gelang, gemeinsam Musik zu machen, aber ihre Band London
Dispersion Force gab es schon seit dem College. Sie waren gerade von einer kleinen Tournee durch England zurück und nahmen nun ihr erstes Album für ein kleines Indielabel auf.
    »Nachdem ich meinen Vater im Krankenhaus besucht hatte, bin ich noch kurz spazieren gegangen … und habe etwas zu essen geholt«, sagte ich und deutete auf die Tüten. »Spielt ihr nicht heute Abend im Irving Place? Es überrascht mich, dass Fiona euch Ausgang gegeben hat.« Fiona war die Leadsängerin und Managerin von London Dispersion Force und pochte auf die strikte Einhaltung der Probetermine.
    »Fiona lässt dir ausrichten, wenn du rausgefunden hast, welche A-Löcher dir und Roman das angetan haben, dann würde sie sich gern persönlich um sie kümmern«, sagte Becky.
    Zum zweiten Mal an diesem Tag fühlte ich, wie sich meine Augen mit Tränen füllten. Offenbar machten mich Backwaren und Rachedrohungen sentimental.
    »Komm, setz dich doch«, sagte Jay und rückte mir einen Stuhl zurecht. Jay merkte immer gleich, wenn jemand etwas erschüttert war. Trotz seiner lockeren und entspannten Art war er der Empfindsame der Band, der auch die Songtexte schrieb und dafür sorgte, dass es allen gutging. »Und jetzt erzähl mal.«
    »Ich koche uns Tee.« Becky stand bereits am Spülbecken und füllte Wasser in den Kessel. Wenn sie Tränen sah, musste sie immer aktiv werden.
    »Okay. Ich habe etwas zu essen.« Ich deutete beiläufig auf die Tüten auf dem Tisch. »Es ist genug für alle da …« Da hielt ich inne und spürte plötzlich ein flaues Gefühl im
Magen. Wie hatte die Bäckerin im Puck wissen können, dass ich ein bisschen mehr für meine Freunde brauchen würde?
     
    »Ich weigere mich zu glauben, dass dein Vater den Einbruch arrangiert hat.« Becky tat die Möglichkeit, dass Roman James irgendeine Schuld traf, mit der gleichen Bewegung ab, mit der sie auch die Pastetenkrümel vom Tisch fegte. Und Krümel waren so ziemlich alles, was von den zwei Tüten mit würzigem Gebäck noch übrig war. Es war so herrlich gewesen – die Pasteten wahlweise mit Hack, Eiern, Käse, Lauch und irgendetwas mit Curry gefüllt, und die Scones kombiniert mit Doppelrahm und Himbeermarmelade -, dass ich mich zusammenreißen musste, um die butterzarten Teigflocken nicht nur

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