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Black Swan - Silberner Fluch

Titel: Black Swan - Silberner Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Carroll
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von meinen Fingern, sondern auch von Beckys und Jays Fingern und Gesichtern zu lecken. Ein Gefühl von Wärme und Zufriedenheit breitete sich von meinem Magen ausgehend in meinem ganzen Körper aus. Das unumstößliche Vertrauen meiner beiden Freunde in die Unschuld meines Vaters trug zu einem nicht unerheblichen Teil zu diesem Wohlgefühl bei.
    »Auf keinen Fall«, sagte Jay, der sich zurücklehnte und den vollen Bauch massierte. »Er hätte solche Typen nie ins Haus gelassen, solange du auch da bist. Ich würde sagen, dieser Dee aus dem Schmuckladen steckt hinter der ganzen Sache. Wenn er echt gewesen wäre, wieso hätte er dann sein ganzes Geschäft so plötzlich schließen und dann auch noch den Eindruck erwecken sollen, als sei der Laden seit Jahren nicht mehr geöffnet gewesen? Und wieso sollte er den Namen eines toten Alchemisten verwenden?
Das ist doch ganz klar ein Deckname. Das alles riecht nach einer Verschwörung. Ich möchte wetten, er hat irgendeine Droge in die Schatulle getan, damit du ohnmächtig wirst.«
    Ich lächelte Jay an. Er war ein großer Fan von Groschenheften, von Doc Savage und The Shadow, und er liebte verzwickte Erklärungen für ganz alltägliche Begebenheiten. »Aber selbst, wenn das möglich wäre, Jay – ich bin doch ganz zufällig in seinen Laden hineingegangen.« Gleichzeitig hörte ich in meinem Kopf die Bäckerin im Puck sagen, dass der Regen mich zum Eingang von John Dee gedrängt hatte, dieser Regen, der vom Wetterbericht nicht vorhergesagt worden war, aber ich schob diesen Gedanken weg. Zunächst einmal war ich dankbar, dass meine Freunde nicht vermuteten, ich hätte mich bei dem Laden geirrt oder die ganze Geschichte erfunden; ich wollte ihre Gutgläubigkeit nicht noch weiter strapazieren, indem ich von übernatürlichen Wetterphänomenen sprach oder die blauen Symbole erwähnte, die ich an der Innenseite des Kästchens gesehen zu haben glaubte. »Wie hätte dieser Dee in so kurzer Zeit einen so ausgefeilten Plan aushecken können?«
    »Immerhin wusste er, wie er seinen Laden kurzfristig ausräumt und ihn so aussehen lässt, als sei er schon seit Jahren verlassen«, sagte Becky. »Ich würde sagen, wir haben es hier mit einem cleveren Meisterdieb zu tun …«
    »Einem bösen Genie!«, fügte Jay mit unheilschwangerer, tiefer Stimme hinzu.
    »Vielen Dank, Orson Welles.« Becky verpasste Jay einen kleinen Klaps mit einem Geschirrhandtuch. »Du musst Detective Kiernan John Dees Namen und die
Adresse des Ladens nennen. Vielleicht ist er ein aktenkundiger Betrüger.«
    »Klar. Ich erkläre ihm einfach, die Bäckerin vom Puck hätte mir gesagt, dass John Dee, ein Alchemist aus den Zeiten Elisabeths der Ersten, der in der Cordelia Street 121½ hinter einer verlassen aussehenden Ladenfassade wohnt, unsere Pissarros geklaut hat. Ich bin sicher, da stellt er die Ermittlungen gegen meinen Vater sofort ein.«
    Als Becky und Jay einen Blick tauschten, tat es mir leid, dass ich mich so von Bitterkeit und Mutlosigkeit überwältigen ließ. Vor allem vor Jay. Ich wusste schließlich, dass er darunter litt, wenn andere Menschen unglücklich waren, und es schnell auf sich bezog.
    »Du brauchst ein bisschen Ruhe, James«, sagte Becky. »Wir bleiben hier und leisten dir Gesellschaft. Du solltest nicht allein hier sein. Was, wenn diese Typen zurückkommen?«
    »Auf keinen Fall! Ihr habt heute Abend diesen Auftritt im Irving Plaza, der – Scheiße!« Ich sah auf die Uhr über dem Herd und sprang auf. »Zu dem ihr jetzt schon zu spät kommen werdet. Und ich muss wieder ins Krankenhaus und sehen, wie es Roman geht. Ich verspreche euch, ich werde schon zurechtkommen.«
    Becky sah aus, als sei sie drauf und dran, eine kleine Rede zu halten, aber Jay brachte sie mit einem Blick zum Schweigen – eine reife Leistung. »Dann gehen wir mit dir bis zum St. Vincent’s«, sagte er. »Und nach der Zugabe kommen wir sofort wieder hierher. Das ist sowieso einfacher, als das ganze Equipment wieder nach Williamsburg zu schleppen.«

    Dagegen konnte ich nichts einwenden. Und ich musste zugeben, dass mir die Vorstellung überhaupt nicht behagte, allein im Haus zu sein und an eine Rückkehr der hohläugigen Männer zu denken.

Riesenmaul

    Mein Vater schlief, als ich in sein Krankenzimmer schaute. Der nette Rettungssanitäter von gestern, der, wie ich erfuhr, mit Vornamen Obie hieß, versicherte mir, es ginge Roman gut. »Machen Sie sich keine Sorgen, ich werde heute Nacht auf ihn aufpassen. Gehen Sie ruhig nach

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