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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Bullen und dergleichen, ich kam nicht an ihn ran. Aber du schon. War er bloß alt?«
    Miriam schiebt ihren Teller auf die Seite. Sie hat keinen Hunger mehr.
    »Sein Schwanz hat ihn umgebracht«, sagt sie.
    »Sein Schwanz!?«
    »Beziehungsweise seine Erektion.«
    »Du hast den Geschäftsführer-Opa gebumst?«
    »Jesus, nein! Aber ich hab ihn kurz eine Titte sehen lassen. Er war sowas von vollgepumpt mit Schwanzpillen – und kein verschriebenes Zeug, sondern Scheißdreck aus, was weiß ich, irgendeinem Kaff in China –, dass es ihn umgebracht hat. Meine Brust ist nicht unbedingt beeindruckend, aber ich schätze, sie reicht, um einen alten Mann zu töten.«
    »Dann hast du den also doch umgebracht!«
    »Unsinn!«
    »Revolver oder Titte, du warst diejenige, die die Waffe abgefeuert hat.«
    Sie winkt ab. »Geschenkt!«
    Die Kellnerin kommt vorbei – obenrum mager, aber ein großer runder Hintern, bei dem Miriam automatisch das Wort ›gebärfreudiges Becken‹ einfällt – und fragt Ashley, was er will. Er bestellt Kaffee.
    »So, du folgst mir jetzt also seit zwei Monaten?«
    Er sagt ihr, jep, so um den Dreh.
    »Wie? Wie hast du mich gefunden?«
    Die Kellnerin kommt, schenkt ihm einen Kaffee ein, macht Miriams Tasse auch voll. »Der Fahrradkurier. Ich habe gesehen, wie du der Leiche die Taschen ausgeräumt hast. Ich hatte dieselbe Idee.«
    »Du warst einfach nur zufällig dort?«
    »Nee. Ich hatte den Kurier seit einer Woche bearbeitet. Er war nicht sauber. Lieferte Pakete für alle möglichen zwielichtigen Gestalten aus. Ich hatte einen Plan, ich wollte ihn überzeugen, dass er und ich eins dieser Pakete nehmen und es einem mit Kohle anbieten könnten, aber in Wahrheit wollte ich einfach das Paket nehmen und abhauen.« Er nippt geräuschvoll an seinem Kaffee. »Offensichtlich bist du dann gekommen und hast mir die Tour vermasselt.«
    »Dann bist du also ein Kleinganove.«
    »Ich bevorzuge das Wort Trickbetrüger.«
    »Ich bin Tänzerin, keine Stripperin. Sag es oft genug, und schau, ob es auf wundersame Weise wahr wird.« Sie spürt Kopfschmerz vom Bourbon des Verderbens. So, als ob dieser hinten in ihrem Schädel die Beine ausstreckt, als müsse er aufstehen und herumwandern. Sie braucht eine Kippe. Oder einen Drink. Oder eine Kugel in die Schläfe. »Kommen wir auf den Punkt. Du siehst, was du siehst, und du folgst mir volle zwei Monate lang. Wieso?«
    »Anfangs war es berufliche Neugier. Ich denke mir, hey, guck mal! Noch eine Trickbetrügerin, genau wie ich! Vielleicht kann ich das ein oder andere lernen, und vielleichtwerde ich sie reinlegen, oder vielleicht wird sie mich reinlegen. Beides wäre interessant.«
    »Ich bin keine Trickbetrügerin.«
    »Vielleicht bist du eine, vielleicht bist du keine. Vielleicht ist diese ganze Sache ein Trick, und vielleicht legst du mich in genau diesem Moment rein. Mit dem Tagebuch, dem Terminkalender, dem Haarefärben. Vielleicht wusstest du von dem Ding, das ich mit dem Kurier abziehen wollte, und vielleicht dachtest du, ich wäre der größere Fisch.«
    Er schüttelt den Kopf, wackelt mit dem Finger. »Aber das glaube ich nicht. Weil das Ganze dann keinen Sinn ergibt. Der Kurier hatte ein Paket. Du hast es nicht genommen. Du hast nur seinen Geldbeutel ausgeräumt. Tatsächlich scheint das alles zu sein, was du machst. Du räumst ihre Geldbeutel aus, nimmst dir vielleicht noch ein paar andere Gegenstände – wie den Schal des Burschen oder die Uhr des alten Mannes.«
    »Das ist alles Zeug, das ich brauche. Es war kalt, also wollte ich einen Schal. Und Bensons Uhr habe ich nicht genommen. Das muss ein Bulle gewesen sein. Ich habe meine eigene Uhr.« Sie hält das Handgelenk hoch, an dem sie die altmodische Uhr mit eingebautem Taschenrechner trägt. »Natürlich sind die Batterien inzwischen leer, aber das ist nicht der springende Punkt. Von Benson habe ich einen Stift genommen, weil ich einen Stift brauchte. Ich muss essen und schlafen, also nehme ich mir Geld für Essen und Hotelzimmer.«
    »Und das ist alles? Mehr willst du nicht rausholen?«
    Sie kippt drei Päckchen Zucker in ihren Kaffee. »Ich werde nicht gierig.«
    »Du wirst nicht gierig!«, wiederholt er lachend. »Das ist ja goldig! Das gefällt mir. Ein bisschen was zusätzlich für die Seele hat noch nie jemandem geschadet.«
    Sie zuckt die Schultern.
    »Lass uns mal behaupten, das alles ist wahr«, sagt er.
    »Es ist wahr, deshalb behaupten wir es.«
    »Du kannst also sehen, wie Leute sterben werden.«
    »Du

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