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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Jemand-erstickt-an-einem-Fleischklops-und-stirbt-Blau.
    Sie hört das ferne Scheppern einer roten Schneeschippe. Sie spürt das schwere Gewicht der Schaufel auf ihrem Rücken.
    Im Spiegel erhascht sie einen Blick auf Gespenster aus Vergangenheit und Zukunft: Del Amico, dessen Hals fast komisch geschwollen ist von seiner eigenen Zunge; Ben Hodges, dessen Hinterkopf aufgeplatzt ist wie ein betrunkener Granatapfel; der alte Mann, Craig Benson, der seine krumme Erektion mit zu arthritischen Klauen gekrümmten Händen streichelt; Louis, Isolierband über beiden Augen, dessen Lippen wieder und wieder ihren Namen formen. Ein glänzender Luftballon steigt auf, und einen Moment lang scheint er das Licht über ihrem Kopf zu verdunkeln, auch wenn sie weiß, dass er nicht real ist ...
    Wieder wird an der Tür gerüttelt. Die Gespenster sind fort. Miriam zwängt sich aus der Toilette, vorbei an irgendeinem blonden Landei in Pink.
    Die Kellnerin kommt; sie trägt einen fast unmöglichen Armvoll Teller.
    »Dein Freund sagt, du wärst fertig mit essen?«, fragt sie Miriam, wobei sie mit dem Kinn auf die Teller zeigt.
    »Äh. Ja. Danke.« Sie stockt. Die Worte kommen aus ihremMund, bevor sie auch nur daran denkt, sie zu sagen: »Haben Sie einen Honda? Einen Honda Fließheck?«
    »Nein«, sagt sie, und Miriams Herz macht einen Sprung wie ein Ochsenfrosch, dem ein Pfeil im Arsch steckt. Ein winziger Hoffnungsschimmer bekommt Flügel und fängt an, gegen ihr Inneres zu schlagen wie eine Biene gegen ein Fenster.
    »Aber weißt du was? Ich hab drüber nachgedacht, mir einen zuzulegen. Der alte Tremayne Jackson unten an der Orchard Lane, der hat einen in der Auffahrt stehen. War der von seiner Tochter, nehme ich an, aber sie hat ein Stipendium gekriegt – die Erste in der Familie, die aufs College geht –, deshalb steht der Wagen bloß rum und sammelt Pollen und Laub und was sonst nicht alles auf der Kühlerhaube. Er hat gesagt, er würde ihn mir verkaufen, aber ich hatte mich noch nicht entschieden. Zum Kuckuck – vielleicht nehm ich ihn einfach! Ich hatte die Sache bis jetzt ganz vergessen!«
    Miriams Inneres verkrampft. In ihrem Kopf schreit sie. Die Gedanken toben vor Wut über sie, werfen mit Sachen, treten geistige Türen ein und schmeißen Backsteine durch Fenster.
    Siehst du, was du angestellt hast? Siehst du, wie alles passiert? Du sagst was, und es kommt schlimme Scheiße dabei raus. Davor war sie sich nicht sicher, ob sie das gottverdammte Auto kaufen sollte, aber kaum dass du dein freches Schlampenmaul aufreißt, setzt sich der Gedanke in ihrem Kopf fest wie ein schlechter Samen, aus dem ein hässlicher Baum sprießt, und eines Abends wird sie dann von irgendeinem betrunkenen, blöden Wichser in einem Pick-up in diesen Baum geknittert   – gut gemacht! Du musst es immer wieder versuchen, nicht wahr?
    Und selbst da klinkt sich eine kleinere Stimme ein: Sag ihr, nein! Sag ihr, dass Honda Fließhecks bekannt dafür sind, spontan in Flammen aufzugehen, wenn man das Radio andreht. Oder noch besser, geh runter zur Orchard Lane, und s topf einen Lappen in den Benzintank, und jag das Scheißteil nach Timbuktu! Oder vielleicht nimmst du genau jetzt das Schicksal selbst in die Hand   – schnapp dir ein Buttermesser vom Tresen, und säg dieser dummen Frau sauber den Kopf ab! Wenn du sie zuerst umbringst, zählt es nicht, richtig?
    Aber Miriam lächelt nur, zuckt die Schulter und schiebt sich vorbei.
    Die Kellnerin sieht zu, wie sie weggeht, gleichermaßen verwirrt wie erfreut.
    Miriam setzt sich, und Ashley putzt seinen Kaffee weg.
    »Und, wie gibt Flo den Löffel ab?«
    »Autounfall. Laster knallt in sie rein.« Er hebt eine Augenbraue. »Was, willst du, dass ich es beweise? Augenblick, wir brauchen nur zu meinem zeitreisenden Delorean zu gehen, der draußen beim Müllcontainer parkt. Wir reisen zurück in die Zukunft, und du kannst sehen, ob ich die Wahrheit sage.«
    »Schon gut, schon gut, sagen wir mal, ich glaube dir.«
    »Na, so ein Glück!«
    »Ich habe ein Angebot für dich.«
    »Nein, ich werde dich nicht heiraten. Das Baby ist nicht von dir. Es ist ein gemischtrassiges Baby, und als ich letztes Mal nachgesehen habe, sahst du nicht wie ein Eskimo aus.«
    »Ich will mit dir zusammenarbeiten.«
    »Arbeiten.« Sie sagt das Wort, als ob sie einen Hundehaufen ansähe. »Wirklich? Wir? Zusammenarbeiten?«
    »Wie ein Volleyballteam. Du stellst ihn, ich hau ihn rein. Seien wir mal offen, Miss Black – du brauchst doch

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