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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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hast das Tagebuch doch gelesen. Stand das im Tagebuch drin, du neugieriges Arschloch?«
    Er kichert. »Okay. Du hast diese unheimliche Gabe. Also mach’s mit mir.«
    »Ich hab’s letzte Nacht mit dir gemacht.«
    »Schon wieder goldig. Nein, ich meine das ganze Voodoo-Tod-Anfassen-Visionen-Ding.«
    Sie verdreht die Augen. »Das meine ich doch. Jep, ich hab’s dir mit meiner Vagina gemacht, aber ich hab auch den ›Voodoo-Tod-Anfassen-Visionen‹-Trick gemacht. Es braucht nicht viel. Haut auf Haut.« Er will etwas sagen, aber sie schneidet ihm das Wort ab. »Keine Chance, Mann. Ich werd’ dir nicht verraten, wie du sterben wirst. Diese Genugtuung werde ich dir nicht geben. Außerdem willst du es gar nicht wissen. Es wird nicht schön werden.«
    Er zuckt zusammen. Seine Augenwinkel zucken. Das ist ihm an die Nieren gegangen. Er denkt, dass es nah ist, dass es schon kommt. So wie Miriam es sieht, fallen die Leute immer unter eine von zwei Kategorien: diejenigen, die denken, ihr Tod stehe unmittelbar bevor, und diejenigen, die meinen, ein langes, gesundes Leben vor sich zu haben. Keiner kommt je auf den Gedanken, dass es irgendwo dazwischen liegt.
    Ashley nickt, dann schnalzt er mit der Zunge.
    »Ich verstehe, was du da machst. Du versuchst dich mit mir anzulegen. Das ist cool. Weißt du was? Ich will es gar nicht wissen! Aber da kommt die Kellnerin. Mach’s bei ihr!«
    »Meinst du das ernst?«
    »So ernst wie eine Lungenembolie.«
    Die Kellnerin, die mit den großen Hüften und dem schaukelnden Hintern, kommt an den Tisch und legt die Rechnung hin. In der andern Hand hat sie aber eine Kaffeekanne.
    »Ich komm’s holen, wann immer ihr so weit seid«, sagt sie,süß wie ein Mundvoll Honig. »Brauchst du inzwischen einen Nachschlag, Schätzchen?«
    Miriam sagt nichts, schiebt nur einfach ihre Kaffeetasse näher zur Kellnerin hin. Sie schenkt der Frau ein mattes Lächeln, das Entgegenkommen signalisieren soll, und als die Frau den Kaffee ausschenkt, streift Miriam ihren Handrücken mit ...
    Der Honda Fließheck rast eine kurvenreiche Landstraße entlang. Es ist Sommer, noch zwei Jahre von jetzt an. Glühwürmchen lassen Wiesen und Wälder flimmern. Die Kellnerin ist am Steuer, und sie hat sich die Haare wachsen lassen   – nicht mehr die toupierte Fönfrisur, jetzt hat sie einen Pferdeschwanz, und obwohl es zwei Jahre später ist, lässt er sie jünger aussehen. Sie wirkt zufrieden. Und müde. Als ob sie gerade aus einer Kneipe zurückkommt. Oder von einer Party. Oder einer guten Nummer. Im Radio läuft Kenny Rogers ›The Gambler‹, und sie singt mit: »I met up with the gambler, we were both too tired to sleep.« Das Auto rast um Kurven. Das Brummen des Hondamotors.
    Die Lider der Kellnerin werden schwer. Sie blinzelt den Schlaf weg, reibt sich die Augen, gähnt.
    Ihr Kopf sinkt leicht nach vorn. Sie nimmt eine Biegung zu schnell. Der eine Hinterreifen des Wagens plumpst von der Straße runter, landet auf Schotter, kann keinen Halt finden, und die Kellnerin ist jetzt wach. Ihre Hände bearbeiten das Lenkrad, während sie nach Luft schnappt, und das Auto hüpft zurück auf die Straße; tiefes erleichtertes Durchatmen. Sie dreht das Radio auf. Streckt den Kopf aus dem Fenster, wie ein Hund es machen würde, nur um sich wach zu halten.
    Es hilft nichts. Fünf Minuten später flattern die Augenlider. Kinn sinkt herab.
    Reifen prallt in ein Schlagloch. Sie reißt die Augen auf.
    Der Wagen steuert auf eine T-förmige Kreuzung mit einer großen Eiche am Ende zu. Der Honda fährt viel zu schnell. Weiße Knöchel umklammern das Lenkrad. Ihr Fuß hämmert a uf die Bremsen. Räder kreischen, als führen sie über ein Gespenst. Das hintere Ende des Wagens bewegt sich hin und her wie der eigene Hintern der Kellnerin, wenn sie geht, und der Wagen schleudert auf den Baum zu, und dann   ...
    Der Honda stoppt, nur Zentimeter von der großen bösen Eiche entfernt. Der Wagen kommt zum Stillstand. Das einzige Geräusch kommt vom abkühlenden Motor, der diese kleinen tink-tink-tink- Laute macht.
    Zuerst sieht die Kellnerin aus, als würde sie in Tränen ausbrechen, aber dann lacht sie stattdessen. Sie ist am Leben, sie ist verrückt, die Luft ist warm, niemand hat gesehen, was passiert ist, und sie wischt sich Tränen der Beschämung und der Freude aus den Augen, und das bedeutet, dass sie den Lastwagen nicht kommen sieht. Zwei Scheinwerfer erdolchen die Dunkelheit. Ein Kleinlaster in Grundierfarbe.
    Sie schaut hoch. Sieht, was

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