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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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kam mir zu Ohren, dass Jimmy immer noch in der Gegend war, dass er immer noch Dealer war und sein Verstand immer noch in etwa so scharf wie ein Baumstumpf.
    Natürlich dachte ich mir, wir treffen uns und bringen uns auf den neuesten Stand und ich leier ihm etwas Stoff aus den Rippen.
    Ich finde ihn also auf dieser Party. Das Haus irgendeines Mädchens am Ende einer Sackgasse mitten in den Vororten von Scranton, was ungefähr so furchtbar ist, wie es sich anhört. Hausparty voller Arschlöcher, größtenteils im Teenageralter – Bierbongs und normale Bongs und irgendein Bursche mit einer Superbong, die aus einer Gasmaske aus dem Zweiten Weltkrieg gemacht war, und schlechte Technomusik und Typen in süß riechendem Studentenverbindungs-Aftershave. Halt irgendeine Dreckslochparty, sowas in der Art, nichts Großartiges.
    Ich finde Jimmy draußen auf der Veranda, wo er diese kleine, aber heiße Schnitte und ihren dickärschigen Linebackerblödmannfreund umsonst rauchen lässt, weil er versuchen will, ihnen etwas Gras zu verkaufen, und ich sage hey, und er scheint überrascht, mich zu sehen, zu überrascht. Nervös überrascht. Aber ich denke mir nicht viel dabei, denn Jimmy hat schon immer so ein überreiztes Hirn gehabt. Verschwitzt war er auch immer – in der Highschool sah der Typ wie eine ertrunkene Ratte aus, und jetzt war es nicht viel anders. Das Band seiner Kappe mit dem Riesenschirm war schweißgetränkt, er hatte die Kappe schief aufgesetzt, als wär er irgendein Hip-Hop-Vorstadt-Rapper, und ich vermute, hätte man ihm in den Hosenbund gegriffen – der um seine Arschritze herumhing, die Gott sei Dank von seiner weißen Unterhose bedeckt wurde  –, dann hätte man festgestellt, dass seine Eier auch in einem Sumpf schwammen.
    Ich lasse ihn sein Geschäft zu Ende tätigen, anschließend bleiben wir draußen und gehen zur Sitzgruppe auf der Terrasse und spielen Updaten. Er erzählt mir, dass er immer noch dealt, dass es ihm gut geht, und ich erzähle ihm, dass ich ein Wall-Street-Broker in der großen Stadt bin, und ich weißnicht, wieso er mir glaubt. Ich bin überzeugend, nehme ich an. War ich schon immer. Zuzüglich: Er ist blöd – du weißt ja, wie’s läuft.
    Die Sache ist die, er wird von Minute zu Minute nervöser. Er trommelt mit dem Fuß. Er leckt sich in einem fort über die Lippen und schaut über die Schulter, und zu dem Zeitpunkt habe ich keine Ahnung, warum. Zuerst denke ich, es ist nur so, weil er eben so ist. Aber das hier ist etwas anderes.
    Was soll’s, sage ich mir, Jimmy ist mir egal. Er vertickt Drogen an Kinder, scheiß drauf, ist ja nicht so, als schubsten wir hier heilige Kühe rum. Ich beschließe, den Bluff durchzuziehen.
    Der Bluff ist nicht wirklich komplex und einer, den ich mehr oder weniger aus dem Stand durchziehe. Ich denke mir, wenn ich den Wall-Street-Broker spiele, der es zu was gebracht hat, kann ich so tun, als hätte ich ein cooles Insiderhandelsgeheimnis. Irgendeinen Tipp über einen Pharmakonzern, der dabei ist, ein neues Antidepressivum auf den Markt zu bringen, ein neues Konzeptauto aus Japan. Was auch immer. Ich hätte Jimmy erzählen können, dass Wal-Mart einen neuen stoßdämpfenden Analtampon entwickelt, und er hätte es mir abgekauft. Ich sage zu ihm, wenn er einsteigen will, kann ich ihm einen Gefallen tun, so wie er es damals so oft für mich getan hat – und das hat er wirklich, Gras umsonst, haufenweise –, und ich würde gern seine Kohle für ihn investieren, ohne selbst einen Schnitt dabei zu machen.
    Ich habe sein Interesse geweckt, das kann ich erkennen. Aber dann sieht er etwas aus dem Augenwinkel, und er sagt mir, er muss sich mit ein paar Leuten treffen, und er wird mich später finden. Dann, zack, ist er weg wie eine Feuerwerksrakete. Ich folge ihm nach drinnen und verliere ihn für eine Minute – irgendeine dralle Mieze, drall, weil sie ein bisschen Übergewicht hat, aber das ist in Ordnung, sie will einen mit mir kippen, und das ist okay, ich bin gut im Kippen. Wirknallen uns Tequila-Kurze rein mitsamt Limette und Salz, während der Techno sein mtz-mtz-mtz macht und die roten Weihnachtslichter im Takt blinken, obwohl es Sommer ist, und yippie, na ja. Sie macht mit ihrem Handy ein Bild von mir. Alle amüsieren sich prächtig, und einen Moment lang vergesse ich, weshalb ich überhaupt hier bin.
    Dann sehe ich Jimmy mit einem Metallkoffer die Treppe runterkommen.
    Genau. Diesem Metallkoffer.
    Ich bleibe hinter ihm und gehe ihm nach –

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