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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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die Brust.
    Die Säge gleitet ihm aus der Hand, aber nicht, bevor er noch ein letztes Mal gesägt hat. Ashleys Fuß hängt jetzt nur noch an einem Streifen Haut und einer Knöchelsehne, die aussieht wie ein langgezogenes Pflaster.
    Miriam tritt noch einmal zu, mit beiden Füßen in Glatzes eingefallene Brust.
    Die Tür hinter ihm öffnet sich. Vielleicht hat Ashley sie absichtlich geöffnet, vielleicht auch aus Versehen. Vielleicht war sie nie ordentlich geschlossen. Miriam weiß es nicht, und es interessiert sie auch nicht.
    Was sie weiß, ist, dass Ashley aus dem Auto fällt. Sein Körper ist eine bebende Silhouette, ein Schatten, dann ist er aus der Tür hinaus und weg. Da, wo er war, sind jetzt nur vorbeiflitzende Kiefern zu sehen, dunkle Nadeln gegen einen stahlfarbenen Himmel.
    Glatze sieht ganz schön verblüfft aus, lehnt sich zurück und hält mit seinen knochigen, beinahe femininen Fingern in Ach-du-scheiße-Manier den Griff der Säge über seinen Kopf.
    In seiner anderen Hand hält er Ashleys abgetrennten Fuß.
    Er sieht ihn an, wie ein Lehrer vielleicht das Experiment eines Schülers ansieht.
    Miriam weiß, dass sie nur Sekunden hat.
    Sie versucht, sich mit ihren Beinen zurückzuschieben. Wenn sie die andere Tür erreicht, wenn sie ihren Rücken daran pressen kann, können ihre gefesselten Hände den Türgriff fassen, sie aufmachen, und sie kann entkommen. Aber das Blut – da ist so viel davon. Es ist glitschig. Es ist, als versuche sie in einem Alptraum zu rennen – die Füße waten durch nassen Zement. Ächzend schiebt sie sich Stück für Stück nachhinten, streckt immer wieder die Beine aus und hofft, dass die Füße ihr helfen ...
    Es funktioniert. Ihr Rücken trifft auf die Tür des Escalades. Ihre Finger zappeln wie blinde Würmer und tasten nach dem Türgriff.
    »Nein«, sagt Glatze, als wolle er allein durch die Aussage die Realität bestimmen.
    »Fhhh yich«, kreischt Miriam durch das Isoband hindurch, gerade als ihre Finger den Griff finden.
    »Schließ die Tür ab!«, ruft Glatze – aber es ist zu spät.
    Die Tür fliegt auf, und Miriam fällt nach hinten.
    Sie weiß, das wird echt ätzend. Auf den Asphalt prallen? Bei Tempo hundert? Das ist, als fiele ein Insekt auf einen Bandschleifer. Die Straßenkörnung wird sich in ihren Schädel fressen. Wahrscheinlich ist das Selbstmord.
    Die Idee ist ihr nicht unangenehm.
    Aber ihr Kopf trifft nicht auf den unter ihr dahinbrausenden Asphalt.
    Ein Paar Hände hat sie an den Waden ergriffen. Glatze. Ihr Kopf baumelt aus der Autotür, ihr Haar weht über den unter ihr dahinflitzenden Highway. Sturm bläst ihr in die Ohren. Sie kann Salzwasser riechen, Autoabgase, Kiefern, den widerlichen Chemiegeruch, der so etwas wie der Geruch des Staates New Jersey ist. Es ist die Freiheit, die sie riecht und hört, doch sie währt nicht lang, denn ...
    ... ihre Welt kehrt sich wieder um, als habe jemand die Rückspultaste gedrückt.
    Glatze zerrt sie zurück ins Auto. Sein Gesicht schwebt über ihr.
    Sie denkt daran, ihre Stirn gegen seine zu knallen, aber es ist, als wüsste er, was sie denkt, weil er ihr eine blutverschmierte Hand auf die Stirn drückt.
    In seiner anderen Hand erscheint eine Spritze.
    Miriam wehrt sich. Klare Flüssigkeit schießt in einemStrahl aus der Nadelspitze und wird vom Fahrtwind aus der noch offenen Tür erfasst, der Strahl zittert und tanzt ins Nichts.
    »Wir reden bald«, sagt Glatze.
    Er rammt ihr die Spritze in den Nacken.
    »Nnnnnnh!«, schreit sie gegen den Isoband-Knebel an.
    Die Welt erbebt und zersplittert. Die Scherben rasen einer unbestimmten Dunkelheit entgegen.
DREISSIG
    Die Einöde
    Die Welt fließt zäh dahin. Alles ist nasse Farbe auf Leinwand, Farbklumpen, die herablaufen.
    Miriam fühlt Hände in den Achselhöhlen. Ihre Füße schleifen über Sand. Trübes Nachmittagslicht geht von dem Grau über ihr aus. Da sind Fliegen. Blasse Kiefern werfen lange Schatten, Schatten, die Finger haben, Finger, die aussehen, als wollten sie ihr die Haut von den Knochen schälen.
    Vor ihr geht Glatze. Sein weißer Blazer ist rotgesprenkelt.
    Ashleys Blut.
    Ashleys abgetrennter Fuß schaukelt in einem Gefrierbeutel mit Zip-Verschluss in der Hand des haarlosen Wichsers hin und her.
    Die Zeit beschleunigt sich. Dann dehnt sie sich wieder.
    Sie sind nirgendwo. Noch mehr Bäume. Eine umgedrehte Badewanne mit altmodischen Klauenfüßen liegt auf einem Haufen Moos, irgendeine Art schwarzer Schimmel hat die untere Hälfte erobert. Eine

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