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Blackbirds

Blackbirds

Titel: Blackbirds Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Wichser stirbt
    »Das ist eine großartige Geschichte«, sagt Miriam. »Ich mag echt, wie sie gar nichts über die angeblich magischen Fähigkeiten Ihrer Großmutter sagt, und die Art, wie sie sagt, was passieren wird, und wie sie dann hingeht und einen kleinen Jungen ersticht, um es wahr werden zu lassen. Große Klasse. Ich sehe echt total ein, warum Sie diesen Kram glauben.«
    Das Lächeln auf Glatzes Gesicht verblasst. Seine Stimme wird scharf und hart wie Stahl.
    »Pass auf, was du sagst, oder ich reiß dir die Zunge raus. Omie war eine echte Wahrsagerin. Sie hat mir das Leben gerettet, als ich zu schwach dafür war.«
    Miriam erwidert nichts. Sie fühlt den pochenden Ring dort, wo Harriet sie geschlagen hat.
    Die kleine, pummelige Frau geht vor der Badewanne hin und her, die Faust hat sie immer noch geballt.
    »Sie hat mich auch gelehrt, dass das Universum Regeln hat. Regeln, die dem Menschen verborgen sind; es sei denn, man ist gewillt, tiefer zu blicken, den Stein umzudrehen und zu erkennen, was darunter kreucht und fleucht.«
    Glatze zieht seinen kleinen Beutel hervor und schüttelt ihn. Etwas, das wie Würfel klingt, klappert darin. »Ich sammle Knochen. Die lese ich.«
    Miriam hustet. »Klasse, du hast das Voodoo also auch drauf.«
    Für einen Augenblick sagt der haarlose Wichser nichts. Dann nickt er. »Ja.«
    Miriam ist nicht so sicher. Sie glaubt, er lügt. Vielleicht hat er sich selbst davon überzeugt, dass er es kann, vielleicht hofft er auch nur, dass andere es glauben.
    »Aber du hast Fähigkeiten, die präziser sind als die der meisten«, sagt er. »Du hast Fähigkeiten, die denen meiner omie gleichkommen. Das beeindruckt mich. Es entzückt mich geradezu.«
    »Bin froh, dass ich zu Ihrer Unterhaltung beitragen kann.«
    »Ich brauche immer gute Leute in meiner Organisation.«
    »Und was für eine Organisation ist das?«
    »Einkauf und Vertrieb.«
    »Drogen, Drogen, Waffen, Drogen, Sexsklavinnen, Drogen.«
    Seine Augen funkeln.
    »Ich kann Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    »Das kannst du sehr wohl. Du hast das zweite Gesicht. Du bist keine moralische Person.«
    »Das tut weh«, sagt sie. Und das tut es auch. Sie sagt es rotzfrech, aber es tut wirklich weh. Ein böser Mann wie der da glaubt, dass sie seinesgleichen ist? »Ich bin vielleicht ein böses Mädchen, aber keine böse Person.«
    »Ist da ein Unterschied?«
    Miriams Augen sind wie zwei Messerstiche, aus denen Hass strömt.
    »Ich glaube nicht«, sagt er und streicht mit seinen langen Fingern über ihr Tagebuch. »Also wirst du für mich arbeiten. Willkommen im Team. Die Organisation weiß deine einzigartigen Fähigkeiten zu schätzen.«
    »Ich würde gern darüber reden, was ich davon habe.«
    Glatze kichert. »Ach?«
    »Ich brauche keine Krankenversicherung, weil ich zu viel trinke und noch mehr rauche. Im Augenblick wäre ich sogar bereit, für eine Zigarette meine Hand abzunagen. Also, wenn ich Ihnen das Geld für die Krankenkasse spare – Sie wissen ja, was für Vampire das sind –, schlage ich vor, dass Sie einfach meinen Freund Louis in Ruhe lassen. Vergessen Sie ihn einfach.«
    »Aber was ist mit meinem Koffer?«
    »Den kann ich Ihnen besorgen. Lassen Sie mich zu ihm. Ich kann den Aktenkoffer ohne weitere Fragen beschaffen.«
    »Das bietest du mir an? Im Sinne von Verhandlungen?«
    »Ja, genau. Ich werde für Sie arbeiten, wenn Sie ihn in Ruhe lassen.«
    Sie sieht, dass er darüber nachdenkt. Das Angebot zieht an seinem Gesicht vorüber wie ein Schatten. Er nimmt das Kinn in die Hand, reibt mit der Handfläche über seinen haarlosen Wichser-Kopf. Aber dann erkennt sie: Er zieht nur eine Show ab. Glatze macht sich über sie lustig.
    »Hmmm«, sagt er und zieht den Konsonanten in die Länge. »Nein.«
    »Prima. Dann arbeite ich nicht für Sie.«
    »Du bist in keiner Position zu verhandeln. Der unterste, kränklichste Wolf im Rudel verhandelt nicht mit dem Alphatier um ein größeres Stück der Beute. Das geht einfach nicht. Du würdest mich nicht respektieren, wenn ich deinen Wünschen nachgebe. Ich spüre, du bist ein ... nun, wie soll ich sagen, ein Mädchen, das die ganze Hand nimmt, wenn man ihm den kleinen Finger reicht. Wenn ich dir jetzt ein kleines Stück nachgebe, dann wirst du mich ausnutzen. Ich bin nicht dein Vater.«
    »Was Sie nicht sagen. Ihr verficktes Eurotrash-Sperma hätte nicht mal einen Esel zeugen können. Ich bin allerdings sicher, Sie haben es versucht, Sie schwuler Scheiß-Eselficker-Skinhead!«
    Glatze

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