Blackbirds
Fugen der Bodenfliesen sickerte. Seine Knochen habe ich in Müllsäcke gepackt. Sein Fleisch in den Müllzerkleinerer.
Es war ein guter Müllzerkleinerer. Erst am Ende gab er den Geist auf, beim Skalp. Da ging er durch meine Schuld kaputt. Qualm stieg aus dem Müllschlucker auf.
An der Stelle wusste ich nicht genau, was ich tun sollte, also rief ich die Polizei und wartete.
Sie haben mich verhaftet, und ich widersetzte mich nicht.
Für mich gab’s keine Kaution. Die Gemeinde war offenbar sehr geschockt davon, wie sich die Ereignisse entwickelt hatten. Unsere Nachbarschaft war leise, Mittelklasse; das Schlimmste, was je passiert war, war eine Anzeige wegen häuslicher Gewalt oder vielleicht irgendein Balg, das den Alarm an einem Auto ausgelöst hat.
Eine Frau, die ihren Ehemann in Stücke hackt, war eine Sensation.
Für eine Weile war ich in den landesweiten Nachrichten – nur der Ausschlag einer Kurve, aber ein bedeutsamer.
Dadurch wurde Ingersoll auf mich aufmerksam.
Sie wollten mich ins Gerichtsgebäude bringen, um mir den Prozess zu machen, und sie hatten mich nicht mit erhöhter Sicherheit oder unter intensiver Bewachung hingebracht. Ich war eine Hausfrau in den frühen Dreißigern, die einfach still alles tat, was man von ihr verlangte.
Sie erwarteten nicht, dass dem Gefangenenbus ein Truck in die Seite fährt.
Sie erwarteten nicht, dass mich jemand befreien und ihnen wegschnappen würde.
Aber das war es, was passierte. Ingersoll war auf meine Geschichte aufmerksam geworden und glaubte, dass er in miretwas für ihn Wichtiges – etwas für ihn sehr Nützliches – finden könnte.
Er hatte recht. Er hat den größten Teil der nächsten zehn Jahre damit zugebracht, mich zu erziehen. Meine Grausamkeit zu kultivieren, wie man es vielleicht mit einem Bonsai tun würde. Ich kann dir versichern, es geht eher um das, was man wegschneidet, als um das, was man stehenlässt.
Und da stehe ich heute. Ich schulde ihm alles. Deshalb bereitet mir das, was ich heute mit dir tun werde, Schmerzen. Denn das Letzte, was ich tun will, ist, ihn zu enttäuschen.
Aber das hat er in mir geweckt.
Ich habe keinen Spaß am Wettbewerb. Zu viele Münder und nie genug Nahrung, verstehst du?
VIERUNDDREISSIG
Suicide is Painless
Miriams Blut besteht aus eisigen Graupeln. Sie bewegen sich langsam unter ihrer Haut und hinterlassen Gänsehaut auf der Oberfläche.
»Schon kapiert«, sagt sie leise.
»In dieser Organisation ist kein Platz für uns beide.«
Miriam dreht den Kopf und wischt sich den blutigen, sabbernden Mund an der überdehnten Schulter ab.
»Dieses Buch«, sagt Harriet und hebt das Tagebuch auf, das auf dem Toilettendeckel liegt. »Ich habe alles gelesen. Du und ich kommen aus dem gleichen Milieu. Der Rand einer Kleinstadt. Unterdrückung in der Familie. Diese Sehnsucht danach, mehr zu tun und zu sein, als das Leben erlaubt. Man braucht nur den richtigen Ansporn, um die Dinge zu lieben, die man als Resultat davon sieht und tut.«
»Ich bin nicht grausam. Ich bin nicht wie du.«
Harriet klopft mit dem Fingerknöchel auf den Deckel des Tagebuchs.
»Einen Unterschied gibt es«, stellt sie fest. »Selbst Ingersolls feste Hand und meine Lebenserfahrung würden – könnten! – dich nicht vor diesem Kopfsprung ins Unglück retten, den du dir da zurechtgezimmert hast.«
»Kopfsprung.«
»Ja. Ich weiß, wie man liest, was auf der Seite steht und was du zwischen den Zeilen sagst.« Harriets Augen sind jetzt lebendig, lebendig auf eine Art, wie sie es nicht waren, als sie Miriam körperlich malträtierte. Dieser Schlag, der, der jetzt kommt, wird viel tiefer treffen.
»Was hab ich denn geschrieben?«
»Du wolltest dich umbringen.«
Miriam sagt nichts. Das einzige Geräusch ist ihr Atem – angestrengt, pfeifend, weil ihre Nasenhöhlen trocken sind und sie die Luft durch blutige Lippen einsaugt.
»Das habe ich da drin nie aufgeschrieben«, sagt sie endlich.
»Nicht gerade überzeugend abgestritten.«
»Aber es ist wahr. Das habe ich nie geschrieben. Ich weiß nicht, wie du auf diese Idee kommst.«
»Du machst es so klar wie möglich, ohne dass du es je zugibst und aufschreibst. Du notierst die Anzahl der leeren Seiten in beinahe jedem Eintrag. Du weist sogar selbst darauf hin, dass du auf irgendein Ereignis herunterzählst. Ein Ereignis, mit dem alles vorbei sein könnte. Dass es der Schlussstrich sein könnte. Wenn man das zusammen mit der Tatsache betrachtet, dass du dich selbst hasst, dass du hasst,
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