Blackcollar
über die Bettkante. Er zuckte zusammen, als die Füße den kalten Holzboden berührten - und zuckte noch stärker zusammen, als er das schlimme linke Bein vorsichtig belastete.
Das Bein, so hatte er seinen Rettern unten in der kleinen Gemeinde Shelter Valley erzählt, sei beschädigt worden, als er mitten im letzten vergeblichen Abwehrkampf der Erde gegen die Ryqril mit dem Fallschirm aus seinem schrottreif geschossenen Kampfflugzeug ausgestiegen war.
Und die Dörfler, diese Einfaltspinsel, hatten ihm die Geschichte auch abgekauft.
Er humpelte zum Ofen, machte die Tür auf und legte ein paar Zündstifte und einen kleinen Holzscheit nach. Der Schneefall hatte dieses Jahr früh eingesetzt, und er hoffte nur, dass er genug Holz gehackt und aufgestapelt hatte, um bis zum Frühjahr damit auszukommen. Holzhacken im tiefsten Winter mit einem kaputten Bein wäre alles andere als ein Vergnügen.
Für eine Minute stand er am Ofen und stocherte mit dem Schürhaken in der Asche herum, bis die Zündstifte zündeten. Dann schloss er die Tür, humpelte zum nach Süden gehenden Fenster und öffnete die Fensterblende. Durch den undichten Fensterrahmen spürte er einen leisen Luftzug an den Fingern.
Das einen Viertelkilometer unterhalb der Hütte gelegene Shelter Valley war fast dunkel; es brannten nur noch wenige Lichter. Da konnten wahrscheinlich ein paar Leute nicht schlafen und lasen ein Buch oder schauten fern.
Oder vielleicht wartete auch jemand die Sensor-Pylonen der Ryqril.
Nur ein Blick zu den Lichtern hinunter, und alte Erinnerungen stiegen schmerzhaft wieder auf. Er war mit Toby hier oben gewesen, als die Sicherheitskräfte kamen und den Bewohnern das Angebot machten, dass sie bleiben dürften, wenn sie die Pylone akzeptierten und sich um die tägliche Wartung kümmerten.
Tobys Familie war damit nicht einverstanden, doch die anderen »paarundzwanzig« Familien waren zu dem Schluss gekommen, dass sie keine andere Wahl hatten.
Foxleighs Meinung war bei der Diskussion überhaupt nicht berücksichtigt worden - genauso wenig wie Tobys.
Eins der Lichter erlosch, und Dunkelheit füllte den hellen Fleck aus. Tobys Familie hatte dem alten Einsiedler - als er noch lebte - angeboten, hier oben einen Stromanschluss zu legen und sogar einen Anschluss für ein Fon. Doch Toby wollte davon nichts wissen. Das größte Zugeständnis an die Nachrichtentechnik war, dass er ihnen die Montage mehrfarbiger Lamellen an diesem besagten Fenster gestattete.
Damit signalisierte er dann, ob er Lebensmittel oder einen Arzt brauchte oder Gesellschaft - was allerdings die Ausnahme war.
Und weil er kaum ein Bedürfnis nach Geselligkeit verspürte, hatte schließlich auch seine Familie den Kontakt auf ein Minimum reduziert und ihn in seiner selbst gewählten Einsamkeit in Ruhe gelassen.
Und was gut genug für Toby gewesen war, war auch gut genug für Foxleigh. In einem Winkel des Bewusstseins fragte er sich, wie viele Leute unten im Dorf überhaupt wussten, dass Toby tot war.
Er wandte den Blick von den Lichtern ab und richtete die Aufmerksamkeit nach Südosten, auf das dunkle Massiv des Aegis Mountain, der von wirbelnden Wolken verschleiert wurde und im Widerschein der Lichter der weit entfernten Stadt Denver leuchtete. Damals war dieser Berg die letzte Bastion der Menschheit gegen die Ryqril-Invasoren gewesen, in dem zu allem entschlossene Männer und Frauen sich zum letzten Gefecht rüsteten.
Doch nun waren die Männer und Frauen tot oder verschollen, die Waffen verstummt; der Berg war dunkel. Die Ryqril hatten die Kleinstadt Idaho Springs zehn Kilometer westlich von Aegis besetzt und sich eine schöne kleine Enklave geschaffen. Und wegen des Rings aus Sensor-Pylonen war an einen Angriff nicht einmal zu denken. Den Berg selbst hatten sie aber völlig ignoriert.
Vor anderthalb Jahren war jedoch ein Paradigmenwechsel eingetreten. Sie hatten ein stark gesichertes Lager am Haupteingang an der Nordseite des Bergs errichtet und sich vorsichtig an der Tür aus verdichtetem Metall zu schaffen gemacht. Dabei versuchten sie die tödlichen Sprengfallen zu vermeiden, die die Menschen vor langer Zeit dort platziert hatten.
Bisher waren sie nicht durchgekommen. Aber jemand anders hatte es geschafft.
Sie hatten dynamisch gewirkt, überwiegend jung und ein bunter Haufen, voll mit der Energie, die Foxleigh einst auch befeuert hatte. Er hatte sie von der Hütte aus gesehen: ein paar Gruppen in den letzten Jahren, die einen Kilometer unterhalb seines Ost-Fensters wie
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