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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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Speiseröhre. »Hast du die Tätowierung des Killers gesehen?«
    »Der Vogel.«
    »Die Schwalbe.«
    »Die Schwalbe, richtig.«
    Der Unbefugte nickt. »Im ägyptischen Mythos pflegte die Schwalbe am Bug jedes Bootes zu sitzen, das in die Unterwelt fuhr. Aber es gibt noch mehr Bedeutungen. Manche Kulturen sehen die Schwalbe als heimtückische, böswillige Kreatur. Ein richtiger kleiner Schmutzfink. Ein Fluch. Die Schwalbe ist überall in der Mythologie.«
    »Ich weiß so was nicht. Woher weißt du es dann?«
    Ein fröhliches Trillern. Das Lachen des Killers.
    »Die Schwalbe ist ein weitverbreitetes Symbol«, fährt derUnbefugte fort. »Du solltest dich einmal damit beschäftigen.«
    »Klingt wie Schulkram.«
    »Vielleicht ist es das. Wenn man doch nur wüsste, wo es zufällig eine Schule gibt!«
    »Wenn man nur wüsste«, sagt Miriam, die weiter vorn die Auffahrt sieht, die zu den Eisentoren der Caldecott-Schule führt. »Wenn man nur wüsste.«
    »Es wartet Arbeit auf dich«, sagt der Unbefugte.
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    Sie weiß es.
    Aber der Unbefugte ist verschwunden.

NEUNZEHN

Der Weg ist versperrt
    »Nee«, sagt Homer. »Nix da. Keine Chance! Geh’n Sie weiter! Weg hier!«
    Miriam steht vor den Eisenstangen, die Hände darum geschlungen, das Gesicht dazwischengepresst. »Ich werde nicht lang brauchen. Im Ernst! Lassen Sie mich rein!«
    »Zum Teufel, nein! Sie haben’s vergeigt. Sie steh’n auf der Liste.« Er lehnt sich aus seinem Häuschen und senkt die Stimme. »Und unter uns, es ist keine gute Liste.«
    »Aber ich bin eine Freundin von Louis!«
    »Ich schulde dem Kerl nix! Er ist nichts weiter als ein netter einäugiger Mann, der hierherkommt und ein bisschen Wohltätigkeitsarbeit für die Schule macht. Wir sind keine alten Kriegskameraden oder so was. Er hat mich vor keinem Haiangriff bewahrt, verdammt noch mal!«
    »Ich gebe Ihnen Geld!«
    Homers Augen verengen sich. »Wie viel Geld?«
    »Wie viel ist nötig?«
    Er denkt nach. »Fuffzig Dollar.«
    »Vierzig.«
    »Fuffzig.«
    »Na schön.«
    »Wie wär’s, wenn Sie die dann jetzt durchs Tor reichen?«
    Sie zuckt zusammen. »Tja. Genau genommen habe ich keine fünfzig Dollar.«
    »Na, das ist ja ein Pech!«
    »Ich würde sie Ihnen schulden.«
    »Ich nehme keine Schuldscheine von durchgeknallten Schlampen.«
    »Das ist nicht sehr nett.«
    »Aber es ist wahr.«
    Das ist es.
    »Was, wenn ich einfach … über den Zaun klettern würde?«
    »Dann würd’ ich Ihnen die Bullen auf’n Hals hetzen.«
    »Mann, der ganze Papierkram! Ich bin sicher, Sie müssten eine Menge Papierkram erledigen. Und Papierkram ist ätzend. Hab ich recht? Fluch der Bürokratie! Und ihrem … Papierkram.«
    Er lacht. »Was denn, denken Sie, ich hätt’ was Besseres zu tun? Ich sitze hier in einem Torhäuschen und bewache ein Tor, das es im Allgemeinen nicht wert ist, bewacht zu werden. Ein bisschen Papierkram käm’ mir schon der Abwechslung halber gelegen! Vielleicht würd’ ich sogar nur aus Jux und Tollerei ein paar Strichgesichter oder Möpse in die Ecken kritzeln.«
    »Na schön. In Ordnung. Was, wenn ich mich anderswo reinschleichen würde? Dann würden Sie es gar nicht wissen.«
    »Der Elektrozaun würde Ihnen vermutlich den Hintern grillen.«
    Sie furcht die Stirn. »Elektrozaun? Sie wollen mich verscheißern!«
    »Nö. Bzzt .«
    »Das ist ein bisschen extrem.«
    »Manchmal versuchen die Mädchen abzuhauen. Weil einige von ihnen von Gerichts wegen hier sind und andere tatsächlich in die Vormundschaft der Schule gegeben wurden, wird es nicht unbedingt gern gesehen, wenn sie sich verdünnisieren.«
    »Dann ist dieser Ort also ein Gefängnis.«
    »Für manche. Ein wirklich hübsch aussehendes Gefängnis zwar, aber ein Gefängnis.«
    Sie fährt sich übers Gesicht. Sie ist müde. Der Kater hinter ihren Augenhöhlen pirscht in seinem Käfig auf und ab und gräbt die Krallen in den Boden.
    »Also. Ich komme nicht wieder hier rein, stimmt’s?«
    »Schätze nicht, Lady.«
    Sie schnaubt. »Lady! Der war gut!« Miriam streckt die Hand aus. Die Wahl des letzten Mittels. »War mir ein Fest, Homer.«
    Er zuckt die Schultern, als würde er sagen, was soll’s und ergreift ihre Hand –
    Ein Krankenhauszimmer. Alles grau bis auf ein paar Blumen, die den Raum aufhellen, und einem Fernseher, der in der Ecke flimmert. Homer liegt im Bett, starrt zur Decke hoch, die Augen wie leere Kreidetafeln, weil niemand zu Hause ist. Er ist tot, aber noch nicht ganz   – der Körper tickt

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