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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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gehen.«
    »Meinetwegen. Geben Sie mir einfach fünfzehn Minuten, und ich bin draußen.«
    »Sie haben keine fünfzehn Minuten. Sie haben eine Minute.«
    »Was? Auf gar keinen scheiß Fall! Niemand kann irgend w as in einer Minute machen! Nicht mal ’ne Tasse Kaffee kann man sich in einer Minute in der Mikrowelle aufwärmen! Seien Sie kein Arschloch.«
    Ihr Schädel pulsiert, als hätte ihr Herz den Fahrstuhl hoch zum Penthouse genommen und pochte jetzt dumpf hinter ihren Augäpfeln.
    »Na ja«, sagt er, und sie weiß, was kommt, bevor er es ausspricht. »Na ja, wir könnten eine Lösung finden.«
    Und sein Blick wandert über ihre Schenkel, ihre Hüften, ihre Titten.
    Sein lüsternes Gaffen erreicht ihr Gesicht genau in dem Moment, als sie ihm die Faust –
    Zusammengerollt, wie ein fetaler Ball, die Neonlichter einer Kneipe, eines Striplokals oder eines schmalzigen Motels baden ihn abwechselnd in Rosa und Blau. Er ist achtundvierzig und betrunken   – schon lange betrunken. Seine Leber sieht aus wie ein mit Ochsenfett vollgestopfter Football und fühlt sich auch so an, fest zusammengeschnürt mit einem verkrusteten Ledergurt, und genau in dem Moment versetzt ihm die Alkoholvergiftung einen harten Schlag   – er legt sich hin, verliert das Bewusstsein, erbricht sich. Ein jähes, ruckhaftes Einatmen bringt das Hochgewürgte in seine Lunge   – saugt seine letzte Mahlzeit ein, die im Wesentlichen aus einem Arschvoll Wodka und Kneipenerdnüssen bestand. Tod durch Lungenreiher.
    – auf die Nase schlägt. Den Nasenrücken, um genau zu sein.
    In diesem Moment sieht er wahrscheinlich Sterne.
    Zwei Blutfäden kriechen wie Mehlwürmer aus seinen Nasenlöchern.
    Miriam knallt die Tür zu, schiebt den Riegel vor. Sie hastet durchs Zimmer, streift sich Kleider über und schmeißt ihr Zeugs in ihre Tasche. Es ist die Hölle für ihren Kater und fühlt sich an, als wäre sie in einem Albtraum und würde durchnassen Beton rennen, aber was sein muss, muss eben sein. Das Arschloch wird entweder die Bullen rufen oder –
    BAMM, BAMM, BAMM!
    TRITT, TRITT, TRITT!
    »Du verdammte Schlampe!«
    – er wird reinkommen und sie zu Brei schlagen.
    Miriam geht ins Bad und schiebt sich durchs hintere Fenster. Sie wirft noch einen letzten Blick auf sich im Spiegel – die rosa Strähnen, die sie sich vor ein paar Tagen gemacht hat, gefallen ihr, der Rest ist weiß gebleicht wie Finger aus Knochen –, dann lässt sie sich auf den Parkplatz hinter dem Motel fallen.
    Sie rennt so weit sie kann ohne zu keuchen und eine Zigarette zu brauchen.
    Hinten am Fluss bleibt sie stehen. Das Wasser, das sich an einem verlassenen und verschilften Grundstück entlangwindet, ist heute grau und schaumig. Der Himmel darüber hat die Farbe von Schiefer. Wasser und Himmel, die miteinander verschmelzen. Wie unansehnliche Leberpastete.
    Eine Zigarette. Ein Feuerzeug. Ahhh .
    Rechts von ihr: ein brechender Zweig. Der Moteltyp! Miriam wirbelt herum.
    Nein. Er ist es nicht.
    Es ist der Unbefugte.
    »Deine Wunde verheilt gut.« Er ist das Mädchen. Lauren. Nicht das kleine Mädchen, sondern sein achtzehnjähriges zukünftiges Ich. Die Haut um seinen Hals ist ein blutverkrusteter geschlitzter Lappen.
    Durch den Schlitz pfeift Atemluft.
    Miriam bewegt sich, betastet die Stelle, wo die Kugel des Amokschützen einen Kanal in ihren Kopf gegraben hat. Es verheilt. Trotzdem könnte sie noch den Schorf abknibbeln, wenn sie wollte. Sie denkt darüber nach. Macht es nicht, fürs Erste.
    »Deine Wunde heilt nicht.« Sie betrachtet das Mädchen, das mit ihr am Fluss entlang spaziert. Über ihnen zieht ein Flugzeug vorbei. »Vielleicht solltest du es mit ein bisschen Wundsalbe am Hals versuchen.«
    »Ach, Miriam! Immerzu ablenken, ablenken, ablenken. Weil du versuchst, zu vergessen.«
    »Ich ziehe es vor, wenn du mich in meinen Träumen besuchst. Diese Halluzinationen lassen mich ein bisschen durchdrehen.«
    »Ich bevorzuge den Ausdruck ›Visionen‹.«
    »Wie in einer Geistreise? Vielleicht bin ich ja mit irgendeinem psychedelischen Dschungeltee aufgeputscht, und bald ist es wie in einem Computerspiel an der Zeit, gegen die Jaguarkönigin zu kämpfen, ihr das Herz herauszuschneiden und es zu essen.«
    »Oder ihr vielleicht den Kopf abzuhacken.«
    Dazu sagt Miriam nichts.
    Der Unbefugte beginnt zu singen: » Schilder, Schilder, überall sind Schilder. Versperren mir die Sicht, machen mich wilder. « Das Mädchen reckt den Hals. Entblößt das blutleere Loch seiner

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