Blackhearts: Roman (German Edition)

herumzukaspern.
    Als er sich verbeugt, tritt sie ihm an den Kopf.
    Ihr schwarzer Stiefel erwischt ihn an der Schädelseite, und er taumelt nach links.
    Aber er geht nicht zu Boden, und er verliert sie nicht aus dem Blick. Er schüttelt sich bloß. Fängt an, nach links und nach rechts zu streichen, wie ein Boxer – oder wie eine Kobra, die bereit zum Zustoßen ist.
    Fick dich, Sensei   – mach nur und sei die Kobra!
    Ich werde der verdammte Mungo sein!
    »So soll es also laufen, ja?«, fragt er und leckt sich die Zähne.
    »So soll es laufen.«
    »Dann lassen Sie mal Ihren nächsten Zug sehen!«
    Was du heute kannst besorgen … Sie geht auf ihn zu und feuert eine Gerade ab. Aber er duckt sich drunter weg und packt sie am Handgelenk –
    In zwanzig Jahren. Beck Daniels. Die Haare bis auf die Kopfhaut geschoren, grau meliert. Er hat abgenommen. Hagerer. Gemeiner. Zäher und straffer wie geschnürtes, geflochtenes Leder. Er sieht sich in seinem Büro um. Erinnerungstafeln und Fotos, Medaillen und Pokale, alles Symbole gewonnener Meisterschaften   – seine Mädchen da draußen, die einen guten Kampf kämpfen. Ein Bild   – er vor z wanzig Jahren, wie er einem seiner Mädchen in dem Moment zujubelt, als sie einen Tritt genau in die Brust eines Gegners landet. Neben dem Bild ist eine Delle in der Wand, wie von einem Ellbogen.
    – und rammt ihr das Knie in den Bauch, hart, aber nicht so hart, dass ihr die Luft wegbleibt oder sie ihr Kaffee-und-Zigaretten-Frühstück ausreihert. Während sie gekrümmt über seinem Knie liegt, schiebt er sie nach vorn, bis sie herumrollt und auf den Rücken fällt –
    Er zieht sich einen Schreibtischstuhl mit Rollen heran, setzt sich. Öffnet die untere Schreibtischschublade, nimmt einen Stapel Jahrbücher der letzten zehn Jahre heraus. Die Jahrbücher sind dünn und in Leder gebunden, mit dem Caldecott-Wappen auf der Vorderseite. Er schlägt sie auf, beginnt, die Mädchen zu betrachten. Ein Kloß in seinem Hals. Ein Herz, das schneller schlägt.
    – er kommt heran, um den entscheidenden Schlag zu führen. Er steht über ihr wie der Koloss von Rhodos. Aber noch funkelt Ehre in seinen Augen. Also schlägt sie aufwärts. Ihm direkt in die Eier –
    Er legt das Jahrbuch hin. Reibt sich die Augen. Neigt den Kopf nach hinten und atmet tief und reinigend durch die Nase ein.
    – aber er dreht sich gerade noch weg, sodass der Schlag ihn außen am Oberschenkel trifft. Wieder packt er sie am Handgelenk, und diesmal dreht er es herum und sieht die Schwalbe, die in ihre Hand geritzt ist und deren Schorf jetzt aufgebrochen ist, sodass Blut herauströpfelt –
    Beck Daniels öffnet jetzt die mittlere Schublade seines Schreibtischs und nimmt eine .45ger-M1911-Pistole mit abgefeilter Seriennummer heraus. Die Pistole ist angelaufen und von roten Rostgeschwüren überzogen. Er klappt die Trommel heraus. Überprüft sie auf Kugeln   – eine neue .45ger-Patrone liegt praktischerweise in der oberen Kam m er; das glänzende Kupfer fängt das Licht ein. Er lässt die Trommel wieder einrasten.
    – er zerrt sie auf die Füße, so wie ein Kind seinen Plüschaffen schlenkert. Sie windet sich los, schlägt nach seinem Kopf. Er duckt sich. Normalerweise würde sie schmutzig kämpfen, richtig schmutzig, doppelt schmutzig, mit Sand schmeißen und nach einem Golfschläger im Unkraut tasten. Aber hier existieren diese Optionen nicht, und deshalb entscheidet sie sich für einen Vier-Finger-Stoß gegen seine Kehle mit ihrer inzwischen blutigen Hand. Aber sein Kinn neigt sich, um den Stoß abzublocken, und ehe sie weiß, wie ihr geschieht, hat er sein Bein wie einen Fischhaken hinter ihrem und schickt sie einmal mehr auf die Matte und –
    Die Waffe schmeckt nach Pennys; das Visier kratzt an seinem Gaumen. Schritte ertönen vor seiner Bürotür, jemand klopft, und PENG . Hirnsubstanz wie schwarzer Pudding, der aus einem offenen Mixer spritzt, trifft die Erinnerungstafel hinter ihm so fest, dass sie wackelt, während sein Körper vom Stuhl fällt.
    – er hat sie am Boden. Sie winkelt das Bein an und knallt ihm die Stiefelsohle an die Wange, dreht ihn herum, sodass jetzt sie diejenige oben ist. Aber das ist nicht von Dauer, oh nein, er umschließt sie mit den Beinen und wälzt sich heftig nach rechts, bis sie wieder unter ihm ist, und dort nagelt er sie fest.
    Ehe sie weiß, was passiert, finden seine Lippen ihre und ihre Zunge krabbelt in seinem Mund herum wie eine Maus, die Käse sucht. Seine Hände sind