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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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dann fährt Katey auch schon weiter.
    Sie steuert den Wagen auf den Lehrerparkplatz. Die ersten paar Reihen sind schon voll. Miriam nimmt an, dass einige Leute die ganze Nacht hier waren – immerhin ist es ja ein Internat. Ein ganzer Mädchenflügel wacht gerade auf. In der Schule muss zu jeder Tages- und Nachtzeit Personal anwesend sein. Reinigungskräfte, Nachtwachen, die Schulschwester.
    »Wie gesagt«, sagt Katey, während sie das Auto auf einen freien Platz manövriert. »Ich kann den Mädchen den Zettel zukommen lassen.«
    »Ja, klar. Und wenn du erwischt wirst, wirst du gefeuert, und wenn du gefeuert wirst, dann geht das auf meine Kappe! Nix da. Es ist noch früh. Ich denke, ich kann ganz gut hier herumschleichen.«
    Katey wendet ihr das Gesicht zu. »Es ist gut, dass du diesen Mädchen helfen willst. Sobald wir sie entlassen, sind sie auf sich allein gestellt. Wir haben zwar eine Hochschulvermittlung und Stellenvermittlung, und manche Mädchen schlagen sich wirklich gut – sogar die meisten – aber nicht alle. Manche nehmen frühere schlechte Gewohnheiten wieder an. Oder sie gehen zu ihren schrecklichen Familien zurück. Drogen. Prostitution. Kleinkriminalität. Es gibtnichts, was wir dagegen machen können. Insbesondere wenn sie achtzehn geworden sind, denn danach dürfen wir sie nicht mehr hierbehalten. Du wärst überrascht, wie viele einfach … verschwinden.«
    »Verschwinden?«
    »Klar. Machen die Biege in die Städte, nehme ich an. Harrisburg. Pittsburg. Vielleicht Allentown oder Philly. Viele Mädchen hört man von New York reden.«
    Mädchen, die verschwinden, denkt Miriam. Oder werden sie entführt?
    Eine ölige schwarze Feder kitzelt sie hinten am Hirn. Gibt es mehr als zwei Opfer? Sind Tavena und Wren der Anfang? Oder Teil eines viel längeren und beschisseneren Musters?
    Mehr Frösteln. Mehr Babyspinnen.
    Es gibt nichts, was man im Moment deswegen unternehmen könnte.
    »Ich brauche Geld«, teilt sie Katey mit.
    »Was? Oh!«
    »Taxigeld. Oder Busgeld.«
    Die Lehrerin reicht ihr zwei Zwanziger. »Reicht das?«
    »Damit werde ich auskommen.« Miriam hält inne. »Weißt du, irgendwann früher einmal, da pflegte ich mir jemanden wie dich zu suchen und einfach zu … warten. Bis der Krebs dich holt. Und dann hätte ich dich ausgeraubt. Kreditkarten, Bargeld. Vielleicht noch dein Laptop versetzen.«
    »Woher weiß ich, dass du das jetzt nicht auch machst? Woher weiß ich, dass nicht alles, was du sagst, eine glatte Lüge ist?«
    Miriam weiß, dass Katey die Frage zwar stellt, es aber nicht glaubt – sie ist ein Fisch am Haken. Nur dass diesmal der Haken dummerweise real ist.
    Aber nichtsdestoweniger weiß Miriam keine gute Antwort darauf. Sie kann nur mit den Schultern zucken.

ZWISCHENSPIEL

Ecstasy
    Ein reicher Junge. Ein Club Kid. Toter Mann.
    Er hustet. Blut blubbert auf seiner Lippe. Seine rechte Hand findet Miriams Knie. Seine linke scharrt träge in einer Schneematschpfütze, in der ein dreckiger Karton für chinesisches Essen treibt.
    Sein Name ist Nick. Er liegt da in der Gasse und blickt zu ihr hoch.
    »Wo warst du?«, fragt er. Jedes Wort betont durch das nasse Schmatzen blutiger Lippen.
    »Ich habe mich entschieden, woanders zu sein«, sagt sie. Streichelt ihm übers Haar.
    »Sie sind aus dem Nichts gekommen.«
    »Ich weiß.«
    »Sie haben mich ausgeraubt.«
    »Ich weiß.«
    Er hat die Augen eines angefahrenen Kaninchens, nass und verängstigt. »Sie haben mir das Handy weggenommen. Sie haben mir die – die … die Uhr weggenommen. Sie haben mir mein Geld weggenommen, und ich hab das E noch nicht mal gekriegt. Sie hatten nicht mal irgendwelche Pillen.« Er lässt das P zerplatzen. Blutspritzer sprenkeln Miriams Wange.
    Sie wischt sie nicht ab. Es kommt ihr unhöflich vor.
    »Die Schuhe haben sie dir nicht genommen«, sagt sie.
    »Du musst das Krankenhaus anrufen.«
    Miriam kaut auf der Innenseite ihrer Wange herum, während sie seine streichelt. »Das wird nichts nützen, Nick. Du wirst es nicht schaffen.« Er greift nach ihr, aber sie weicht ihm aus und hockt sich zu seinen Füßen hin und hebt sein rechtes Bein an der Wade an.
    »Was meinst’n damit? Ich … ich … ich hab nicht mal Schmerzen. Mir ist bloß kalt.«
    »Das kommt daher, dass du in einer Schneewasserpfütze liegst. Betrachte es als Segen. Es betäubt die Wunde.« Sie zieht ihm den Schuh – einen teuren Nike-Turnschuh – vom Fuß. Es wundert sie, dass die Gangster sie ihm nicht abgenommen haben. Es

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