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Blackhearts: Roman (German Edition)

Blackhearts: Roman (German Edition)

Titel: Blackhearts: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Wendig
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der Taschenlampenstrahl die Tür findet, lässt sie sie behutsam zugehen.
    Sie betet, dass Sims es nicht gesehen hat.
    Miriam huscht in die weit offene Dunkelheit. Wieder hilft eine rote Notbeleuchtung, den Raum zu erhellen, und plötzlich wird ihr klar: Dieses Licht befindet sich über einer Ausgangstür.
    Geschafft. Nichts wie raus hier .
    Sie legt einen geistigen Vermerk an, den Ruheplatz des Architekten zu suchen, der diese Schule gebaut hat, und Blumen und Whisky auf sein Grab zu legen.
    Miriam stürzt auf den Ausgang zu, aber dann sieht sie etwas –
    Hinten am anderen Ende der Turnhalle ist noch ein Licht. Weißes Licht. Es rahmt die halb geöffnete Tür zu Becks Büro ein.
    Sieh an!
    Sie dreht sich wieder zum Ausgang um und vor ihr zeichnet sich undeutlich eine Gestalt ab – plötzlich packen starke Hände sie an beiden Handgelenken und pressen sie zusammen. Sie will schon aufschreien, aber in dem Moment riecht sie es: der einfache Geruch nach Seife und Schweiß.
    Beck Daniels.
    »Miriam?«, fragt er.
    »Beck! Jesus, Beck!«
    »Was treibst du hier?«
    Ablenken! Irreführen!
    »Was treibst du hier, ist die bessere Frage. Es ist zwei Uhr morgens, Mann!«
    »Ich habe bis Mitternacht Katas trainiert. Dann habe ich versucht, Papierkram aufzuarbeiten. Ich dachte, ich hätte jemanden hier reinkommen gehört.«
    Er lässt ihre Hände los. Seine Hände finden ihre Hüften. Sie fühlt sich auf einmal sonderbar sicher. Ihre Hände berühren seine feste, starke Brust.
    Als sie sie wieder wegzieht, sind ihre verletzten Handflächen feucht von seinem Schweiß. Sie ignoriert den Gestank. Schmerz verebbt.
    Hinter ihnen schwingen die Türen zur Turnhalle auf.
    Sims.
    Scheiße.
    Sie dreht sich um, um ihm entgegenzutreten, und genau in dem Moment knipst er sämtliche Lichter an – helle, grelle Deckenleuchten, die dem Raum die Dunkelheit entreißen und Miriam zurücktaumeln lassen. Geblendet, als hätte sie zu lang in die Sonne geschaut.
    Der Leihbulle kommt in die Halle gestürmt wie einer vom Sondereinsatzkommando und setzt schon eine neue Kartusche auf den Elektroschocker. Dunkle Punkte schwimmen vor ihren Augen.
    »Gehen Sie da weg, Daniels!«, ruft Sims mit rotem Gesicht und Adern wie freiliegenden Baumwurzeln auf der Stirn. »Sie ist gefährlich! Sie hat versucht, zwei Mädchen im Wohnheim zu verletzen!«
    Beck hebt die Hände hoch, prallt hart gegen Miriam, doch dann löst er sich von ihr. Sie sieht einen roten Punkt, als ihre Augen anfangen, sich an das Licht zu gewöhnen. »Miriam! Ist das wahr?«
    »Was?«, fragt sie.
    Er weicht weiter vor ihr zurück auf Sims zu. Sie fleht ihn an. »Nein! Nein. Ich habe es dir doch gesagt – ich bin hier, um sie zu retten! Verdammt noch mal, Beck, du weißt, dass dieser Möchtegern-Kaufhaus-Cop es auf mich abgesehen hat. Herrgott, komm schon!«
    Sims wirft einen prüfenden Blick auf Beck. »Daniels – Sie sind ja verletzt!«
    Als ihre Augen sich endlich ans Licht gewöhnt haben, sieht sie es auch.
    Beck hat ein weißes T-Shirt an, das sich über seinem Brustkorb spannt. Und dieses weiße T-Shirt ist an der Brust nass und rot. Blutgetränkt.
    Ihre Hände sind auch rot. Was sie gefühlt hat, war gar nicht sein Schweiß.
    Und das Blut auf seiner Brust, es ergibt ein Bild –
    Zuerst denkt sie, es ist ihr eigenes Blut, aber …
    O Gott!
    Beck bewegt sich nach hinten und stellt sich hinter Sims. Miriam schüttelt den Kopf, streckt die Hand aus und schreit: »Sims! Mein Gott! Gehen Sie weg von ihm!«
    Aber es ist zu spät.
    Ein Ruck seines Handgelenks enthüllt die Klinge in Becks Hand, ein Springmesser. Ihr eigenes Messer. Er packt Sims an der Stirn, und mit einer einzigen Bewegung zieht er den Kopf des Wachmanns nach hinten und schlitzt ihm den Hals auf.
    Luft und Blut vermischen sich gurgelnd und spritzen auf den Hallenboden.
    Das Geräusch hallt wider.
    Die Leiche sinkt zu Boden.
    Getötet von ihrem Messer. Beck muss es geklaut haben, als er sie angerempelt hat.
    Aber so stirbt Sims doch gar nicht   –
    Er stirbt an einem Herzanfall. Auf seiner Hantelbank. In elf Jahren!
    Alles geht drunter und drüber. Kann sie dem, was sie sieht, noch trauen?
    Sie kann ihren Visionen nicht mehr trauen. Kann nicht darauf vertrauen, dass sie den richtigen Täter gefunden hat.
    Carl Keener war nicht der einzige Killer.
    »Die Schwalbe«, sagt sie mit leiser Stimme – jedes Wort fühlt sich schartig an, wie der Rand einer empfindlichen Teetasse, kurz vor dem Zerbrechen. »Auf deiner

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