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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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eintrafen, verschwand jedoch, während sie das Gelände durchsuchten. Ob sie in Verbindung steht mit dem gesuchten Mann, ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch unklar, aber Sheriff Salvi möchte dringend mit ihr sprechen.
     
    »Und ich mit dir, Sheriff.« Ich schaltete das Radio aus und sah
    Benjamin an. »Was hast du davon verstanden?« Er schüttelte den Kopf. »Reden zu schnell. Catterine, sie re
    den von ihr, von 11. September, von Araber, aber was sie sagen?«
    »Catherine wurde von einem Schuss getroffen, aber sie wird sich erholen - sie wird gesund werden. Sie haben nicht gesagt, wo sie getroffen wurde. ›Ernst, aber stabil‹, heißt, dass sie schwer verletzt ist, aber nicht sterben wird.«
    »Ist wahr?« Seine Augen wirkten riesig in seinem schmalen Gesicht. »Du -« Seine Lippen bewegten sich, als ginge er im Geiste eine Vokabelliste durch. »Du schwören, das ist wahr?«
    Ich schwor ihm, dass ich die Wahrheit sagte über Catherine, und fügte hinzu, dass ich mich nach dem Krankenhaus und ihrer Verletzung genau erkundigen würde, aber zuerst eine Runde schlafen müsse. Den Rest der Geschichte, die Hetzjagd auf ihn, ließ ich aus. Er dachte es sich wahrscheinlich, aber wenn ich es laut ansprach, würde es eine Tatsache, und wir brauchten beide jetzt erst mal Ruhe, keine zusätzlichen Ängste.
    Ich war zu erschöpft, um zu denken oder zu reden. Als ich aufstand, um die Teller zur Spüle zu bringen, liefen mir unvermittelt Tränen übers Gesicht, der Protest des Körpers gegen weitere Mühen. Die Durchhalteparolen vom Basketball, auch die Vorträge meiner Mutter brachten nichts mehr. Weinend brachte ich Benjamin in den zweiten Stock, wo es diverse schmale Schlafräume aus der Zeit gab, als die katholische Kirche noch über Priester im Überfluss verfügte und in einer Pfarrgemeinde wie St. Remigio fünf oder sechs Männer im Einsatz waren. Am Fuße der Betten lagen zusammengefaltete Armee-decken, am Kopf dünne Daunenkissen, so betagt wie das Gebäude. Aufwändigster Gegenstand der Einrichtung waren die hölzernen Kruzifixe über dem Bett, und der Christus sah so lebensecht aus, dass Benjamin entsetzt darauf starrte. Ich hängte das Kruzifix über seinem Bett ab und legte es in den Wäscheschrank.
    Die Räume waren nicht geheizt, um Öl zu sparen, und deshalb kalt, aber für Notgäste wie uns standen kleine Radiatoren bereit. Ich schaltete sie ein, zeigte Benjamin das Badezimmer, bezog in zwei angrenzenden Räumen die Betten und weinte mich in den Schlaf.

30
Warm-ups
    Ich wachte mit dem Alptraum auf, der mich am häufigsten heimsucht. Meine Mutter war verschwunden. Völlig verängstigt suchte ich nach ihr, denn sie konnte mich ja nur deshalb verlassen haben, weil sie mich nicht mehr liebte. Wo ich sie suche, verändert sich von Traum zu Traum: Diesmal befand ich mich in dem dunklen Tunnel zwischen New Solway und Anodyne Park.
    Hinter mir zischte etwas, und ich wusste irgendwie, dass dieses Geräusch von Rädern im Schlamm kam. Ich rannte aus Leibeskräften, bis ich in einem Busch landete. Die Räder kamen näher, und ich sah einen riesigen Golfwagen, der mich überfahren wollte. Als ich aufwachte, schlug mir das Herz bis zum Hals, und meine Arme und Schultern waren so steif, dass ich sie kaum bewegen konnte.
    Als ich mich auf dem schmalen Bett aufsetzte, zitterten meine Bauchmuskeln. Übermüdet starrte ich vor mich hin und wünschte mir nur, mich wieder hinlegen und hundert Jahre schlafen zu können. Bis ich mich besser fühlte. Bis Morrell zurückkam. Bis diese Zeiten der Angst und Brutalität vorüber waren. Dann dachte ich an die Grässlichkeiten, die sich in dem gerade zu Ende gegangenen Jahrhundert ereignet hatten, und kam zu dem Schluss, dass es wohl nichts bringen würde, weitere hundert Jahre auf Frieden zu warten.
    Ich rutschte zum Kopfende und tastete nach meiner Armbanduhr. Ein Uhr - mittags, dem grauen Märzlicht nach zu schließen, das durch das schmutzige Fenster sickerte. Der schmale Radiator machte das Zimmer kaum wärmer. Ich legte mich wieder hin und zog mir die Decke bis zur Nase hoch.
    Meine Mutter starb, als ich in der Pubertät war. Wie viele Kinder, die Eltern verlieren, gab ich mir die Schuld daran, glaubte, dass sie mich verlassen hatte, weil ich etwas falsch gemacht hatte. Wie oft hatte sie sich über mich aufregen müs-sen, weil ich mit meinem Cousin Boom-Boom in irgendeinem Schlamassel steckte… Wenn ich pünktlich nach Hause gekommen wäre und mich mit der Musik beschäftigt

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