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Blacklist - Blacklist - Blacklist

Titel: Blacklist - Blacklist - Blacklist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky , Pößneck GGP Media GmbH
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hätte, wie sie es wünschte… und an Tagen wie diesen, an denen ich schmerzgeplagt aufwachte, weil ich mich wieder in irgendeine Gefahr begeben hatte, kehrte auch der seelische Schmerz zurück. Mein Verstand sagte mir etwas anderes, berichtete von dem Krebs, der zu viele Jahre nicht entdeckt und behandelt worden war - wie viele Immigrantinnen ließ meine Mutter es nicht zu, dass ihr Intimbereich untersucht wurde, schon gar nicht von einem Mann; nicht einmal die anhaltenden Blutungen nach einer Fehlgeburt veranlassten sie dazu, diese Haltung zu ändern.
    Ich schloss die Augen, damit ich das Kruzifix nicht sehen musste. Es war über einen halben Meter groß und mit den Dornen und dem Blut äußerst anschaulich, trotz der ansehnlichen Staubschicht. Ich hätte es zusammen mit dem über Benjamins Bett in den Wäscheschrank legen sollen.
    Ich wusste, dass es mir besser gehen würde, wenn ich badete und meine Dehnungsübungen machte, aber die ganze Arie kam mir gerade öde und trostlos vor - schmerzende Muskeln, dehnen, besser fühlen -, weshalb ich beschloss, mich ein andermal zu plagen. Ich hatte als junges Mädchen damit angefangen, nachdem ich in ein Basketballspiel gegangen war, ohne mich vorher warm zu machen, am nächsten Tag Muskelschmerzen hatte und auf den Rat von Trainerin McFarlane hin zu Warmups und Dehnungsübungen überging. Seit damals hatte ich mir oft in Ausübung meines Berufs Verletzungen zugezogen und war am nächsten Tag so zerschlagen aufgewacht, als sei ich tatsächlich von einem riesigen Golfwagen überrollt worden. Die Vorstellung, jetzt wieder mit Übungen anzufangen, war entnervend. Wozu sollte ich mich damit herumquälen? Damit ich in der Stadt Schurken und Mörder jagen konnte, von denen keiner wollte, dass sie geschnappt wurden?
    In dem Interview mit Kylie Ballantine, das ich in der Bibliothek gelesen hatte - war das wirklich erst vor zwei Tagen gewesen? -, hatte sie gesagt, mit zwanzig konnte sie drei Wochen aussetzen und nach einem Tag wieder fit sein, aber nun sei sie in einem Alter, in dem sie nach einen Tag Aussetzen drei Wochen trainieren müsste, um wieder in Form zu kommen. Weshalb sie keinen Tag ohne Training vergehen ließ. Die richtige Heldin für mich.
    Ich rappelte mich wieder auf und schlurfte ins Badezimmer, wo ich alles Nötige tat, um mich zu regenerieren - was erschwert wurde durch die Tatsache, dass das Badezimmer (wenn man die uralten fleckigen Armaturen und bröckligen Wände so nennen wollte) nicht geheizt war. Das brachte mich aber wenigstens in Schwung. Danach joggte ich zurück in den Schlafraum, der mir im Gegensatz zum Bad geradezu behaglich warm vorkam. Ich legte die beiden Armeedecken auf den Boden und verbrachte eine halbe Stunde mit Dehnungsübungen für Arme und Beine. Ich musste mir den linken Trapezmuskel gezerrt haben, weil ich dort einen stechenden Schmerz spürte, sobald ich die Arme ausstreckte, aber als ich mein Programm fertig hatte, schienen meine Beine mich wenigstens wieder tragen zu wollen.
    Die Vorstellung, die zerrissenen und dreckigen Kleider vom Abend zuvor wieder anzuziehen, war Ekel erregend, aber mein Kostüm lag in meinem Wagen, und der stand in New Solway. Ich schlüpfte in das schmutzige, stinkende Sweatshirt und bemühte mich, es nicht wahrzunehmen.
    Bevor ich nach unten ging, warf ich einen Blick in Benjamins Zimmer. Er schlief noch.
    Pater Lou fand ich in seinem Arbeitszimmer, wo er seine Moralpredigt für den Sonntag verfasste. Er gab ein Grunzen von sich, als er mich hereinkommen hörte, tippte aber weiter, bis er den Absatz fertig hatte. Er hackte mit zwei Fingern auf die Tasten einer alten elektrischen Royal ein. Ich machte Beinübungen, um meinen Kreislauf in Schwung zu bringen, während ich wartete.
    »Schläft der Junge noch?«, fragte Pater Lou, als er schließlich aufschaute. »Hab die Mittagsnachrichten gehört. Schätze mal, der Junge ist der Araber, den sie im DuPage draußen gesucht haben. Glauben Sie, er ist Terrorist?«
    Ich verzog das Gesicht. »Ich glaube nicht, aber ich kann nicht behaupten, dass ich wüsste, woran man einen erkennt.«
    Der Priester gab ein heiseres Keuchen von sich, was seine Art von Lachen ist. »Das geht dem FBI auch so. Ich glaub nicht, dass ein County-Sheriff schlauer ist als das Bureau. Was hat's mit dem Jungen auf sich?«
    »Ich weiß nicht, wie und weshalb, aber Catherine Bayard - das Mädchen, das letzte Nacht angeschossen wurde -, hat sich seiner angenommen und ihn in diese leer stehende

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