Blacklist - Blacklist - Blacklist
ich die Scheinwerfer meines Wagens einschalten könne oder das Licht im Haus, damit die Sanitäter mich finden konnten? Ich war zu Fuß? Was machte ich denn da?
»Sagen Sie der Polizei von New Solway, sie sollen nach Larchmont Hall kommen«, krächzte ich. »Die wissen schon, wo das ist.«
Ich beendete das Gespräch und blickte sehnsüchtig zum Haus hinüber. Vielleicht hatten die DotCom-Millionäre einen Bademantel oder wenigstens ein Küchenhandtuch vergessen, als sie auszogen. Ich war schon auf halbem Weg zum Haus, als mir einfiel, dass ich in Kürze nicht mehr mit dem toten Mann alleine sein würde. Larchmont Hall dagegen war so unzugänglich wie eine Festung. Ohne Werkzeug und mit halb erfrorenen Händen würde ich vielleicht gerade mal eine Tür aufkriegen, bis die Polizei hier war, aber in dieser Zeit konnte ich eventuell die Identität des Toten ermitteln.
Ich fand meine Taschenlampe bei der Verandatür, wo ich mit dem Mädchen gerungen hatte, und nahm sie mit.
War der Tote der Freund meiner kleinen Einbrecherin? Hatten sie sich trotz ihrer rotzigen Bemerkung über die Sexpolizei in dem verlassenen Haus getroffen und irgendwie einen Weg gefunden, die Alarmanlage außer Betrieb zu setzen? Vielleicht hatte er die Verabredung heute Abend nicht einhalten können, weil er über denselben Stein stolperte wie ich, in den Teich fiel und sich nicht mehr aus dem Gestrüpp befreien konnte. Er hatte nicht versucht, sich seiner Schuhe oder Kleider zu entledigen; ich hatte seine Krawatte gelöst und sein Hemd aufgeknöpft, um die Herzmassage auszuführen, aber Gürtel und Reißverschluss seiner Anzughose waren geschlossen. Es schien sich um einen hochwertigen Anzug zu handeln, eine braune Wolle-Leinen-Mischung. Und er trug Budapester, nicht das passende Schuhwerk für einen nächtlichen Streifzug im Wald.
Ich leuchtete ihn mit der Taschenlampe an. Er war etwa eins dreiundachtzig, schlank, aber nicht sonderlich durchtrainiert. Er hatte nussbraune Haut und krause Haare, was vielleicht eine Erklärung war für heimliche Treffen in verlassenen Häusern. Vielleicht war auch sein Alter interessant für das Mädchen - er schien Mitte dreißig zu sein. Ich konnte mir gut vorstellen, dass dieses Mädchen eine Liebesbeziehung mit einem Afroamerikaner reizen würde; sie wirkte, als sei sie sehr erpicht auf dramatische Abenteuer.
Wer war der Mann? Wie konnte er unter so scheußlichen Umständen an einem derart entlegenen Ort zu Tode kommen? Ich untersuchte vorsichtig seine Taschen, was nicht leicht war, weil sie durch das Wasser zugepappt waren. Mit halb erfrorenen Händen war das eine mühsame Angelegenheit, die mir überdies nicht viel einbrachte. In seiner Jacke und seinen vorderen Hosentaschen befand sich nichts außer ein paar Münzen. Ich biss die Zähne zusammen und schob die Hand unter sein Gesäß. In den hinteren Taschen förderte ich auch nichts zutage außer einem Bleistift und einem Streichholzbriefchen.
Heutzutage geht kein Mann, der Anzug und Krawatte trägt, ohne Brieftasche oder wenigstens seinen Führerschein auf die Straße. Aber wo war sein Wagen? Hatte er wie ich drei Kilometer entfernt geparkt und war zu Fuß zu seinem heimlichen Stelldichein gegangen?
Mir war so kalt, dass ich keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte, aber in wohlig-warmem Zustand hätte mir die Sache zu denken gegeben. Ich weiß, dass Leute manchmal in der Badewanne ertrinken, und ich selbst war einen Moment in Panik geraten, als ich mich nicht von diesen Wasserpflanzen befreien konnte, aber warum hatte der Mann keinerlei Papiere bei sich? Hatte er sich hier das Leben genommen? War dies die Inszenierung eines Dramas, an die Adresse des jungen Mädchens gerichtet? Bekenne dich endlich zu mir, oder ich bringe mich um? Doch er sah mir eher wie ein solider Mensch aus, zu dem ein derart melodramatisches Verhalten nicht passte. Ich konnte ihn mir schwer als Romeo zu meiner jungen Julia vorstellen.
Als die Sanitäter eintrafen, hielt ich immer noch den Bleistift und das Streichholzbriefchen in der Hand. Ich ließ beides in meiner Jackentasche verschwinden, um nicht beim Untersuchen der Leiche ertappt zu werden.
Außer dem Rettungswagen der Feuerwehr hatte der Mann in der Zentrale sowohl die Polizei von New Solway als auch die Leute vom Sheriff des DuPage County hergeschickt. Die Leiche war im nicht eingemeindeten New Solway gefunden worden. Offiziell war sie damit Sache des Sheriffs vom DuPage County, aber der Mann in der Zentrale hatte
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